München
G 8 bleibt, aber mit Ausnahmen

CSU plant Wahlmöglichkeiten in der Mittelstufe – Philologen kritisieren "Betonlinie"

12.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:15 Uhr

München (DK) Im Streit ums Gymnasium hat sich die CSU festgelegt: Grundsätzlich will die Partei an der achtjährigen Schulzeit festhalten, Schüler sollen in der Mittelstufe aber ein Jahr dranhängen können. Das sagte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) am Freitag in München. Der Philologenverband kritisierte das als Weiterführung der „Betonlinie“.

Die Entscheidung, ob ein Schüler die Mittelstufe in drei oder vier Jahren durchlaufen möchte, muss er gemeinsam mit seinen Eltern am Ende der siebten Klasse treffen. Schüler, die sich für die längere Schulzeit entschieden haben, werden dann in einer Klasse zusammengefasst. In der Oberstufe kommen die Schüler der G 8- und der G 9-Züge wieder zusammen. „Ich gehe von etwa 20 bis 25 Prozent der Schüler aus, die eine zusätzliche Lernzeit in Anspruch nehmen“, sagte Spaenle. Sowohl Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) als auch die CSU-Fraktion unterstützen das Konzept. Er begrüße das Konzept, sagte er unserer Zeitung. Die Menschen wollten Ruhe an den Schulen und keine neue Großreform. Die Fraktion will die Pläne auf ihrer Klausur Ende des Monats im Kloster Banz beschließen. „Ich weiß ganz genau, wohin ich will – aber ich will möglichst viele mitnehmen“, sagte Spaenle.

Der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, begrüßte das Konzept. „Das geht genau in unsere Richtung“, sagte er. Allerdings hatten die Freien Wähler kürzlich noch in einem Volksbegehren eine weitergehende Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 verlangt. Der bayerische Philologenverband kritisierte das grundsätzliche Festhalten am G 8 indes scharf. „Es gibt weiter kein Abrücken der bisherigen Betonlinie“, sagt der Chef der Gymnasiallehrervertretung, Max Schmidt, unserer Zeitung. „Ich denke nicht, dass damit Ruhe an den Schulen einkehren wird.“ Schmidt hatte angekündigt, er werde für kein Konzept die Hand reichen, das nicht von einer grundsätzlich neunjährigen Gymnasialzeit her gedacht sei. „Das gilt weiter“, sagte der Verbandschef.

Auch SPD und Grüne attackierten die CSU. Mit der Verlängerung der Mittelstufe statt G 9 stelle sich Bayern „endgültig ins Bildungsabseits“, sagte der SPD-Bildungsexperte Martin Güll. Es sei unverständlich, dass Schüler am Gymnasium nach elf Jahren die mittlere Reife bekämen, Realschüler aber schon nach zehn. Das Konzept werfe viele Fragen auf, sagte der Bildungsexperte der Grünen Thomas Gehring. Am Montag will Spaenle mit der Opposition sprechen. Seite 2, 3 und 13

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