Mühlheim
Historische Bacheinfassung entdeckt

Aus der Zeit um 1650: Bei Mühlheim kamen die Reste von Holzpfählen zum Vorschein

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Foto: DK

Mühlheim (EK) "Ich bin dauernd am Schnüffeln", sagte der Heimatforscher Rudger Huber aus Mühlheim über sich. Und das ist gut so, denn als in seinem Heimatort der Gailach-Ausbau über die Bühne ging, gelang ihm ein interessanter Fund, der in die Zeit kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg zurückreicht.

Ihm fielen einige schwarze Punkte im Wasser auf, während der Bagger im Bachbett zugange war. Je mehr der Bagger ausgrub, desto höher wuchsen die Punkte, und Huber sah die Reste von Pfählen emporragen. Da galt es zu handeln: Er informierte den Kreisheimatpfleger Karl Heinz Rieder, einen ausgebildeten Archäologen, und fragte um Rat.

Gleichzeitig drängte die Zeit. "Der Bagger ging immer tiefer", schildert Huber die Situation, und er habe befürchtet, dass die Pfähle zerstört würden. Deshalb habe Eile notgetan. Deshalb fackelte Huber nicht lange, zog die Hölzer - insgesamt waren es neun Stück - heraus und legte sie in einen Eimer mit Wasser. Der Grund: Wird so altes nasses Holz nicht fachmännisch getrocknet, kann es sehr rasch zerfallen.

Karl Heinz Rieder seinerseits sorgte dafür, dass die Teile an die richtige Stelle kamen: Für Feuchthölzer ist das Landesamt für Denkmalpflege zuständig. Die Fundstücke wurden also in Thierhaupten gründlich unter die Lupe genommen. Die Bergung liegt schon eine Weile zurück; die Szene spielte sich im Jahr 2013 ab. Jetzt liegt das Ergebnis der Untersuchungen vor.

Wie Huber unserer Zeitung mitteilt, handelte es sich bei acht der neun Fundstücke um Eichenspaltholz; ein Pfahl wurde aus einem Ahornbaum gewonnen. Die Experten konnten zwei Bauphasen unterscheiden: Die ältere datiert zwischen 1647 und 1652; die jüngere auf das Jahr 1672.

Ihre ursprüngliche Funktion steht für den Kreisheimatpfleger bereits fest: "Das waren alte Bacheinfassungen." Die Überreste wurden etwa einen Meter parallel zum heutigen Ufer der Gailach gefunden; das Material ist stark zerstört. Nur die Spitzen hatten sich im mineralischen Untergrund erhalten.

Beeindruckend schauen die alten Hölzer wirklich nicht aus. Aber das Datum, an dem sie offenbar verbaut wurden, ist interessant: unmittelbar am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Es heiße immer, nach diesem Krieg hätten nur noch ganz wenige Menschen auf dem Land gelebt, sagt Rudger Huber. Doch offenbar habe es in Mühlheim eine Dorfgemeinschaft gegeben, die in der Lage war, sich um Uferbefestigungen zu kümmern.

Ganz so überraschend kommt diese Nachricht für Rieder jedoch nicht. "Am Bach hat sich immer viel getan", sagt er. Der Hochwasserschutz habe sichergestellt werden müssen, die Kuhtränke war dort, die Pferdeschwemme, alles wichtige Einrichtungen für das Dorf, die in Ordnung gehalten werden mussten. Gerade, wenn ein Bach direkt durch den Ort gegangen ist, haben sich die Einwohner intensiv damit auseinandersetzen müssen. Auf alten Stichen oder Bildern seien mitunter eingefasste Bäche zu erkennen, so der Archäologe weiter. Ansonsten aber "weiß man so gut wie gar nichts darüber". Unter Umständen können die Mühlheimer Funde ein Puzzlestückchen zur Erforschen dieser speziellen Seite der Archäologie beitragen.

Was mit den Fundstücken nun genau passieren soll, steht noch nicht fest. Auch der Mörnsheimer Bürgermeister Richard Mittl zeigt sich unschlüssig. Im Rathaus gebe es eine kleine Dokumentation zur Ortsgeschichte, die sich vielleicht durch die Befestigungspfähle ergänzen ließe, sagt der Rathauschef. Eine Alternative wäre, sie in Eichstätt auszustellen.