Morsbach
Ein Band zwischen den Kulturen

Interkulturelles Wochenende in Morsbach lässt Jugendliche voneinander lernen

12.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Eine bunt gemischte Gruppe kam sich beim interkulturellen Projekt im Jugendhaus Morsbach nahe. - Foto: Preis

Morsbach (EK) Kleber, Scheren, Stifte und Papierschnipsel sind über den Boden verteilt. Inmitten dieses Durcheinanders: ein großes buntes Plakat mit Gebäuden, Natur, Tieren, Einkaufsmöglichkeiten und Menschen. Im Raum herrscht konzentrierte Ruhe.

Alle Leute betrachten das gemeinsam geklebte Kunstwerk, überlegen, ob noch etwas fehlt: Das Plakat soll die Traumstadt der Teilnehmer präsentieren, zuvor hatten homogene Kleingruppen jeweils ihre Traumstadt gemalt, die nun gemeinsam eine neue gemeinsame Stadt ergeben sollen. Dies war nur eine der Aufgaben, welche die Gruppe Jugendlicher während der diesjährigen Kultur- und Erlebnistage zu lösen hatte.

In der bunt gemischten Gruppe interkulturelles Zusammenleben zu gestalten und zu erleben, stand im Fokus der Tage im Jugendübernachtungshaus "Alte Schule Morsbach". Die Kommunale Jugendarbeit Eichstätt möchte damit gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner, den Eichstätter Georgspfadfindern unter der Leitung von Matthias Christ, ein Band zwischen den Kulturen knüpfen und die Jugendarbeit für Jugendliche jeglicher Herkunft öffnen.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Pfadfinder Roverstufe, die jungen Geflüchteten aus Afghanistan, Äthiopien, Somalia und Pakistan und weitere junge Menschen aus dem Landkreis handelten daher gleich zu Beginn gemeinsam Aspekte wie Motivation, Rücksicht, Zuhören, Pünktlichkeit und Respekt aus, die ihnen für ihr Zusammenleben besonders wichtig erschienen. Die ersten zwei Tage gestaltete dann Orientalistin Eva Ambros mit einem interkulturellen Training.

Auf die Frage: "Was ist euch denn aufgefallen, als ihr nach Deutschland gekommen seid? Was ist für euch typisch deutsch", waren zunächst einfache Antworten schnell klar: "Ihr esst viel Kartoffeln." Doch im Laufe der Tage und angeregt durch viele emotionale Gruppenprozesse rückten mehr und mehr kontroverse und intensive Diskussionen wie Umgang mit Alten, Respekt vor den Eltern oder Bedeutung von Familie in den Fokus der Gruppe. Angeregt durch die kritische Betrachtung der Geflüchteten des Phänomens "Altenheim" im Rahmen der Traumstadt entstand ein reger Austausch von Meinungen, der nachhaltigen Eindruck - auch bei den Betreuern - hinterließ. "Wir können eben viel voneinander lernen und auch eingefahrenes Verhalten und Meinungen im Gespräch kritisch reflektieren", so Jugendpflegerin Theresa Burger - beim Kartenspiel, bei dem jede Gruppe nach anderen Regeln spielte, ohne davon zu wissen, oder auch bei der Outdoor-Rallye, bei der sich die Gruppen über Funk den Weg erklären mussten. Und natürlich bei der gemeinsamen Zubereitung der Speisen, deren Höhepunkt ein "Galadinner" am letzten Abend bildete.