Mörnsheim
"Ziel ist ein Mehrgenerationenhaus"

In Mörnsheim entstand dank interkommunaler Zusammenarbeit eine Seniorentagesstätte.

22.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:48 Uhr

Gemeinsam Muffins backen in der Tagespflege: Die Senioren (von links) Edeltraud Kraus, Maria Bauch und Walburga Jieke brauchen nur wenig Anleitung von Pflegekraft Jennifer Steib (2. von rechts) - Foto: dbr

Mörnsheim (EK) Fingerfertig füllt Maria Bauch den Muffin-Teig in die Förmchen. Sie kennt den Ablauf, schließlich hat sie das schon oft in ihrem Leben gemacht. Genau darum geht es in der Seniorentagesstätte in Mörnsheim.

Bauch ist eine der drei ersten Besucherinnen der Tagesstätte, die von der Firma Omnicare betrieben wird und Anfang Februar startete. Zwei Pflegefachkräfte betreuen dort Senioren, die aus verschiedenen Gründen nicht allein zu Hause bleiben können. „Wir wollen, dass die Besucher hier das tun, was sie schon immer gemacht haben“, erklärt die Pflegefachkraft Ina Wolf. Die Senioren sollten immer das Gefühl haben, „zu etwas nutze“ zu sein. Dazu gehöre auch, nach dem Kochen zu spülen oder den Tisch abzuwischen. Prinzipiell werde das gemacht, wozu die Besucher gerade Lust hätten: Zum Beispiel Gesellschaftsspiele oder Sitzgymnastik.

Maria Bauch kam spontan in die Tagesstätte, weil ihr Sohn mit seinen Kindern in Skiurlaub fahren wollte und sich während des Urlaubs nicht um die Mutter kümmern kann. „Ich kann nicht alleine sein“, erklärt die 85-Jährige. Sie habe hier viel Spaß, obwohl sie eigentlich lieber zu Hause ist, denn „zu Haus ist zu Haus“. Jeden Tag wird Bauch von ihrem Heimatort Konstein in die Tagesstätte gefahren und abends wieder nach Hause gebracht. „Ich bin froh, dass es diese Möglichkeit für mich gibt“, sagt sie. Das sei eine gute Alternative zum Pflegeheim.

Das Gebäude, in dem die Firma Omnicare Räume für ihre Seniorentagesstätte mietet, gehört dem Kloster St. Johann im Gnadenthal in Ingolstadt. Die Franziskanerinnen unterhielten dort ursprünglich ein Erholungsheim für Schwestern, das aber nicht ausgelastet war. Sie wollten die leer stehenden Räume für etwas nutzen, das auch der Gemeinschaft vor Ort helfen würde: eine Stätte der Begegnung und Bildung für Jung und Alt. Etwas, das die Gemeinde in Zukunft brauchen würde, um dem demografischen Wandel zu begegnen: zum Beispiel eine Tagespflege für Senioren.

Michael Hajek, einer der Initiatoren der Tagespflege, glaubt, damit eine Marktlücke in der Region gefunden zu haben. „Im näheren Umkreis gibt es so etwas nicht“, weiß er. Den Bedarf schätzt er hoch, denn der Anteil der Älteren werde in Zukunft steigen. Hajek wurde vom Kloster mit der Bauleitung beauftragt. Für die Generalsanierung übernahm der Orden den größten Teil der Kosten in Höhe von 1,35 Millionen Euro. 110 000 Euro kamen zusätzlich über Zuschüsse vom Landkreis Eichstätt zusammen.

Richard Mittl, der Bürgermeister von Mörnsheim, setzte sich mit den umliegenden Gemeinden Dollnstein, Schernfeld und Wellheim zusammen und bat darum, auf ihre Zuschüsse des Landkreises für die Errichtung einer Tagesstätte zu verzichten. Im Gegenzug stehe die Tagesstätte den Bewohnern der umliegenden Gemeinden zur Verfügung. „Da gab es natürlich einige Diskussionen in den Gremien“, erzählt Mittl. Doch am Ende schlossen die Gemeinden eine Kooperationsvereinbarung, in der sie auf die Zuschüsse verzichteten. Sie enthält jedoch auch eine Klausel, die vorsieht, dass die Gemeinden, sollten sie doch eine eigene Tagesstätte planen, die Zuschüsse zurück erhalten. An der Werbung für die Tagesstätte beteiligen sich nun auch die umliegenden Gemeinden, indem sie regelmäßig Informationen dazu in ihren Gemeindeblättern veröffentlichen.

„Momentan gibt es noch eine Hemmschwelle“, weiß Dorothea Schieker, Geschäftsführerin von Omnicare. Die Leute warteten erst einmal ab, wie sich die neue Einrichtung entwickle. Spätestens im Frühling, wenn die Senioren auf der Terrasse zu sehen seien, würden sich auch andere trauen, Kontakt aufzunehmen. Derweil versuchen die Initiatoren, durch ungezwungene Kaffeerunden, zum Beispiel mit dem örtlichen Seniorentreff, Interessenten auf das Angebot aufmerksam zu machen.

Bauleiter Michael Hajek ist überzeugt, das Haus werde bald gut ankommen, denn es stecke viel Arbeit darin. Etwa ein Jahr dauerte die Planung, noch ein Jahr die Bauarbeiten – dabei achtete Hajek vor allem auf Energie sparende Maßnahmen: Die Heizung wird mit Pellets betrieben, außerdem wurden die Wände gedämmt und eine Lüftungsanlage installiert. Diese Maßnahmen reduzierten den Wärmeverbrauch gegenüber der vorherigen Heizungsanlage um vier Fünftel, erzählt Hajek stolz.

In der Tagespflege haben momentan 15 Besucher Platz. „Natürlich ist das alles noch ausbaufähig“, versichert Omnicare-Geschäftsführerin Schieker. Die Firma betreibt auch einen ambulanten Pflegedienst und ein Pflegeheim in Wellheim. Diese Einrichtungen könnten miteinander verzahnt werden. So könnten zum Beispiel momentan Besucher der Tagespflege am Wochenende tagsüber im Pflegeheim betreut werden, weil dann die Tagespflege in Mörnsheim geschlossen habe. Noch. Denn auch die Öffnung am Wochenende sei eine Option für die Zukunft, sagt Schieker.

„Wir sind momentan in alle Richtungen offen“, betont Hajek. Auf jeden Fall werde ein Teil des Hauses weiter von den Schwestern für Veranstaltungen genutzt, auch Seminare für Priester sind geplant. Im oberen Geschoss stehen die meisten Zimmer noch leer, aber hier werden bald neun Doppelzimmer entstehen. Die Bäder sind behindertenfreundlich eingerichtet, denn Hajek hofft, dass hier eines Tages Pflegebedürftige mit ihren Angehörigen Urlaub machen werden. „Die Angehörigen können dann den Tag über die Gegend erkunden, während wir uns um die Pflegebedürftigen kümmern“, erklärt Hajek.

Fest steht auch, dass im Obergeschoss demnächst eine Allgemeinärztin ihr Sprechzimmer eröffnen wird – und zu festen Zeiten für Beratungsgespräche und Untersuchungen zur Verfügung steht. Im Keller gibt es einen Gymnastikraum, in dem die Volkshochschule bereits Kurse anbietet, an denen auch die Besucher der Tagespflege teilnehmen können. Daneben bietet ein Fußpfleger seine Dienste an. Wichtig ist Hajek, auch die ganz Jungen zu integrieren. „Ich stelle mir eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder vor“, so Hajek. Diese könnten dann vielleicht auch von Senioren, die Lust und Zeit haben, betreut werden, erklärt er: „Unser Ziel ist ein Mehrgenerationenhaus.“