Mörnsheim
"Schluss mit frustig"

Chris Boettcher war beim Lammauftrieb Gast in Mörnsheim

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

"Schluss mit frustig" machte Kabarettist Chris Boettcher in Mörnsheim. Boettcher war in diesem Jahr beim Lammauftrieb zu Gast und begeisterte das Publikum mit Parodien, frecher Musik und kecken Wortwitzen. - Foto: Mayer

Mörnsheim (max) Nicht nur die Schafe haben etwas zu lachen, wenn in Mörnsheim Lammauftrieb ist. Auch das Mörnsheimer Publikum kommt dabei auf seine Kosten. In diesem Jahr war ein Profi aus der Kabarettszene zu Gast: Der gebürtige Ingolstädter und Vollblutentertainer Chris Boettcher begeisterte mit Parodien, frecher Musik und keckem Wortwitz in einem voll besetzten Saal Jung und Alt.

Getreu seinem neuen Programm machte der Comedian, der nicht nur wegen seines Hits "Zehn Meter geh" längst Kultstatus besitzt, "Schluss mit frustig".

Mit Songs wie "In der Pubertät" spricht er Eltern von Teenagern aus der Seele. Auch eine ganze Schar von Prominenten parodierte Boettcher auf fabelhafte Art und Weise in deren Redensart und Mimik. Darunter beispielsweise Angela Merkel, Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, Peter Maffay, Dieter Bohlen, Howard Carpendale, "Loddar" und Franz Beckenbauer. Wenn sich die beiden auch noch mit Olli Kahn zum Halbzeit-Stehpinkeln in der Allianz-Arena treffen, dann tropft es nicht nur unten herum. Da bleibt kein Auge trocken. Mit scheinbarer Mühelosigkeit wechselt Boettcher von einer Figur zur nächsten und man wird das Gefühl nicht los, dass die Promis selbst auf der Bühne stehen. Auch sein Ausflug in die Musiker-WG von Udo Lindenberg, Peter Maffay und Herbert Grönemeyer begeistert. Zu gut spielt er die Charaktere der deutschen Altrocker nach - Udos unverkennbare Fratze, Grönemeyers dumpfbackige Texte und das überbordende Gehabe von Maffay.

Alle fallen für Boettcher unter die Rubrik "Bockfotzengesichter", also Menschen, denen man am liebsten eine schallern möchte, nur nicht dem Nebenmann an diesem Abend. Der soll gefälligst Chris Boettcher bis zum Ende aushalten dürfen.

Wenn Boettcher auf seinem kuhfell-ummantelten Stage-Piano bekannte Melodien mit eigenen Texten und Reimen unterlegt, dann wird aus Franz Beckenbauers Number-One-Hit schon einmal ein "Gute Freunde kann man kaufen". Gute Freunde scheinen für seinen auf den exotischen Namen Max getauften Sohn rar zu sein, angesichts von Klassenkameraden, die Jason, Chantal und Justin gerufen werden.

Aber jammern hilft nicht weiter. Vor allem nicht als Mann. Ganz im Gegenteil. Es "gendert" ganz schön in seinem neuen Programm. Das wechselvolle Spiel der Geschlechter ist immer wieder ein Gag. Politisch lässt sich ein Kabarettist nicht verbiegen und Boettcher bekennt sich: AFD stehe für ihn kurzum für assozial, fremdenfeindlich und dämlich. "Sex auf Krankenschein", wie ihn die Grünen fordern. Das wär doch was.

Merkels Liebesgeflüster ("Je t'aime") mit Francois Holland wirkt herzerfrischend, islamisierte Volksmusik ("Vom Minarettl reißt's mi ausm Bettl"), das Durchwinken von Asylbewerbern zur EU-Hymne und innerdeutscher Rassismus: Bei Boettcher kommen sie alle aufs die Bühne - die Reizthemen - und sie werden perfekt persifliert. Einfach ein genialer Abend, an dem nicht nur ehemalige Eichstätter Studienkollegen meinten: "Danke Chris!"