Mindelstetten
Tausende pilgern zur heiligen Anna

Großer Andrang beim Gebetstag in Mindelstetten Weihbischof Graf erinnert an Bedeutung

27.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Foto: Josef Feldmann

Mindelstetten (EK) Die Besucher strömen aus ganz Deutschland ins kleine Mindelstetten - so wie jedes Jahr am 26. Juli. Es ist der Gebetstag der heiligen Anna Schäffer. Den abendlichen Pontifikalgottesdienst feierte der Regensburger Weihbischof Josef Graf.

Es muss doch etwas daran sein, wenn die Verehrerinnen und Verehrer der heiligen Anna Schäffer davon überzeugt sind, dass diese ihre schützende Hand über Mindelstetten und ihren großen Gebetstag hält. Immerhin geht kurz nach Mittag noch ein krachendes Gewitter mit Blitz, Donner und wolkenbruchartigem Regen auf den Ort nieder. "Die heilige Anna hat uns heuer keinen Wettergott bestellt", sagt da noch eine Mindelstettenerin nach der Messe. Sie hat sich gemeinsam mit einer Frau aus Bad Gögging unter einen ausladenden Baum vor dem Pfarrheim gestellt. Am Abend, wenn sich mehrere tausend Menschen auf dem Kirchplatz zum Gottesdienst mit dem Bischof einfinden, herrscht wunderbares Hochsommerwetter. "Der Gebetstag in Mindelstetten ist ergreifend und jedes Jahr etwas Besonderes", bestätigt die Mindelstettenerin. "Ich freue mich jedes Jahr darauf. Die Frau aus Bad Gögging nickt zustimmend: "Ich bin auch nicht gerade zum ersten Mal hier." Sie schmunzelt.

Es dürften den ganzen Tag über an die 5000 Besucherinnen und Besucher gewesen sein. Schon beim Rosenkranzgebet vor dem Vormittagsgottesdienst ist auch der letzte Platz in beiden Kirchen belegt. In die Zeit vor 1962 fühlen sich die Gläubigen um kurz nach Mittag versetzt. Domvikar Georg Schwager feiert in der übervoll besetzten Anna-Schäffer-Kirche die Messe im außerordentlichen Ritus. So, wie sie die Heilige in ihrer Jugend erleben durfte, sagt der Priester in seiner Predigt. Er hebt den Wert und die Wichtigkeit der Beichte hervor. Beinahe den ganzen Tag über besteht Beichtgelegenheit, die sehr gut genutzt wird.

An einem Stand gegenüber der Kirche sammelt Bruder Abraham Unterschriften für die Seligsprechung von Pfarrer Johann Georg Seidenbusch. Sein Grab liegt in der Wallfahrtskirche Maria-Schnee im Landkreis Regensburg. 17 Listen hat der Mönch bereits mit Unterschriften gefüllt. "Auf dem Oktoberfest wäre das etwas anderes, aber hier hat man das katholische Milieu", erklärt er. Außerdem trifft er viele bekannte Gesichter. Seit drei Jahren ist er an Pilgerstätten unterwegs, um für das Anliegen seiner Wallfahrtskirche Unterschriften zu sammeln. "Man muss auf Leute zugehen, das braucht Kontinuität - so haben es die hier in Mindelstetten auch gemacht, über Jahre hinweg", weiß er. Und die Mindelstettener hatten Erfolg, wie die Heiligsprechung ihrer Anna Schäffer beweist. Den großen Andrang am Gebetstag der Heiligen erklärt er mit der Kontinuität dieses Festes und: "Die Menschen suchen Verwurzelung." Die Mindelstettener seien alle da - "außer die Zugezogenen", bestätigt eine Frau. Sie erzählt, dass die Tante ihres Mannes die heilige Anna sogar noch gekannt habe. Heute bereue sie, die Tante damals nicht mehr ausgefragt zu haben.

Gegen 17.30 Uhr beginnt das Rosenkranzgebet zur Vorbereitung auf den Höhepunkt des Tages, den Pontifikalgottesdienst mit Weihbischof Josef Graf. Die Kinder, die beim Rosenkranzgebet als Vorbeter fungieren, werden gerade noch fertig, ehe sich die Vereine der Gemeinde zum Empfang des Bischofs aufstellten. Der Weihbischof zieht zusammen mit 24 weiteren Priestern segnend durch zum Altarpodium, wo Pfarrer Johann Bauer ihn herzlich begrüßt. Sichtlich gut gelaunt bedankt sich der Bischof für die Begrüßung, wobei er betont, dass ihn einiges mit Mindelstetten verbinde.

So war er nach der Emeritierung von Pfarrer Georg Schlagbauer vor 32 Jahren als junger Priester Pfarrvertreter in Mindelstetten. Schon damals, lange vor der Seligsprechung Anna Schäffers, hat er vom Pfarrbüro aus beobachtet, wie viele Menschen kamen und das Grab in der Kirche besuchten. In seiner sehr volksnahen Predigt, der man gerne noch länger zugehört hätte, sagt Graf: "Menschen kommen an ihr Grab, wenn sich Probleme auftun, denen sie selbst nicht gewachsen sind. Sie kommen, um ihr ihren Kummer und ihre Sorgen anzuvertrauen und auch, um Gemeinschaft zu suchen. Ich meine sogar, dass Anna Schäffer mir als jungem Priester eine Lehre erteilt hat, als ich hier als Pfarrvertreter tätig war." Am Ende der feierlichen Messe, die der Kirchenchor Mindelstetten unter Wolfgang Schauer mit der Filke-Messe musikalisch gestaltet, erteilt der Eichstätter Neupriester Ulrich Schmidt den Primizsegen.