Mindelstetten
"Mitgelitten, mitgeweint"

Bischof Voderholzer tief beeindruckt vom Stück über Anna Schäffer

20.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

 

Mindelstetten/Ihrlerstein (rat) Verstohlen wischten sich die Zuschauer die Tränen aus den Augen. Selbst Bischof Rudolf Voderholzer vermochte seine Ergriffenheit nicht zu verbergen. Doch mit dem Ende des Theaterstücks über die heilige Anna Schäffer aus Mindelstetten, das vergangenen Freitag in Ihrlerstein seine Uraufführung erlebt hat, brach minutenlanger Beifall aus.

In einer Mischung aus Erleichterung, Staunen und Freude ließen sich die Darsteller der Theatergemeinschaft Ihrlerstein von den mehr als 200 Besuchern in der überfüllten alten Pfarrkirche feiern. Insgesamt waren während des verlängerten Wochenendes über 800 Menschen bei den vier Terminen.

Die Idee zu dem szenischen Rückblick auf das Leben der tiefgläubigen Dulderin hatte die Journalistin Sigrid Manstorfer gehabt, die nur wenige Hundert Meter vom Aufführungsort entfernt lebt. „Anna Schäffer – Sehnsucht nach der ewigen Heimat“ hatte sie das Schauspiel genannt, das auf den Aufzeichnungen und Briefen der Mindelstettenerin basiert.

Dass der ungewöhnliche Spagat zwischen Drama mit unweigerlich tödlichem Ausgang und Bauerntheater glückte, ist gleichermaßen der Hauptdarstellerin Tina Stamm wie der Autorin zu verdanken. Sigrid Manstorfer gelingt es mit einem geschickten dramaturgischen Kniff, der hier nicht verraten werden soll, der Tragödie ein versöhnliches Ende zu geben. Und Tina Stamm brillierte mit Stimme und Ausstrahlung, obwohl sie als ans Bett gefesselte Anna eigentlich fast aller schauspielerischer Möglichkeiten beraubt war.

Der eigens zur Premiere angereiste Oberhirte des Bistums Regensburg zeigte sich tief beeindruckt. „Die Zuschauer haben mitgezittert, mitgelitten und mitgeweint“, sagte Rudolf Voderholzer nach dem Schlussvorhang. Die Schauspieler hätten mit ihrer Leidenschaft ein großes Stück von Gottes Verkündigung transportiert. „Wir nehmen viel mit“, stellte der Bischof fest. Es sei gute Tradition, das Leben von Heiligen in ein Schauspiel zu gießen.

Auch er habe lange nachdenken müssen, um das Paradox um das Leben und Leiden der Anna Schäffer zu begreifen. Mit deren Namen sei er erstmals als junger Geistlicher aus München konfrontiert worden, als er Jugendliche aus dem Raum Pförring auf der Wallfahrt nach Altötting begleitet habe, berichtete der 54-Jährige. Er habe sich damals, lange vor der Seligsprechung, schon gefragt, was das für eine Person sein müsse, die junge Menschen so beeindrucke. Anna habe anderen Menschen geholfen, obwohl sie selbst sich nicht helfen konnte. „Sie war getragen von der Gnade Gottes, in ihr wirkte Gottes Geist“, sagte Voderholzer. Annas Heiligsprechung vor zwei Jahren sei vor allem den Gläubigen zu verdanken gewesen, die über Jahrzehnte darauf gedrängt hätten. Ihre Verehrung sei im Bistum Regensburg sehr präsent.

Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Neumeyer bezeugte seine Sympathie für die Leidensfrau. „Ich war erst vor einigen Wochen wieder in Mindelstetten, es war beeindruckend.“ Ihrlersteins Pfarrer Martin Stempfhuber hatte ebenfalls eine kleine Rolle – natürlich als Geistlicher. „In einem Stück, in dem es vor Pfarrern wimmelt, bin ich der einzige echte“, meinte er zum Amüsement des Publikums.

„Es ist gelungen, den Stoff in die heutige Zeit zu bringen“, lautete das Resumee von Sigrid Manstorfer. Sie äußerte sich überzeugt davon, dass Annas Segen über der Aufführung liegt. Denn sie selbst habe während der Proben in der Kirche einen schweren Sturz auf den Kopf erlitten. Sie blieb unverletzt – mit Anna Schäffers Hilfe.