Eichstätt
Der Gegenspieler

Professor, Pfarrer und Kontrahent des Reformators Martin Luther: Der Theologe Johannes Eck

31.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:34 Uhr
Im Ingolstädter Münster , wo Eck nach seiner Zeit als Pfarrer von St. Moritz wirkte, erinnert ein Epitaph an ihn. Der Gegenspieler Luthers war auch Kanoniker am Eichstätter Dom. −Foto: Pfeilschifter

Eichstätt (EK) Zum 500-jährigen Reformationsgedenken gewinnt Johannes Eck (1486 – 1543), der profilierteste theologische Kontrahent Luthers, neu an Aktualität und Interesse. Das gilt insbesondere für das Bistum Eichstätt: Über 33 Jahre war er in Ingolstadt tätig.

Bereits mit 23 Jahren kam der im schwäbischen Egg an der Günz geborene Eck an die bayerische Landesuniversität nach Ingolstadt. 1517 erhielt er die 95 Ablassthesen Luthers, mit dem er zunächst eine Brieffreundschaft pflegte, dann aber in heftige theologische Auseinandersetzungen geriet. Auch Eck stand dem Missbrauch des Ablasses kritisch gegenüber, doch lehnte er Luthers Thesen zum Bußsakrament ab.

Auf Wunsch des Eichstätter Bischofs Gabriel von Eyb verfasste Eck für dessen persönlichen Gebrauch Anmerkungen, die jedoch durch Indiskretionen zu Luther gelangten. Dieser nannte Ecks Anmerkungen „Obelisci“ (Spießchen) und beantwortete sie seinerseits mit „Asterisci“ (Sternchen). Einen offenen Konflikt wollten beide aber zunächst vermeiden. Erst durch den Wittenberger Theologen Karlstadt kam es 1519 zur Leipziger Disputation, in der Eck und Luther über das Papstamt öffentlich debattierten. Lehnte Luther dessen Einsetzung durch Christus ab, warf ihm Eck spitzzüngig vor, die Bibel als einzelner besser verstehen zu wollen als alle Konzilien, Päpste, Doktoren und Universitäten.

Im Grunde ging es um die Frage, wie die Bibel in rechter Weise auszulegen ist. Eck wurde dabei als erstem klar, dass wenn Luthers Positionen Schule machen, die Einheit der Kirche gefährdet sei. Deshalb arbeitete er in Rom an der Bannandrohungsbulle gegen Luther mit und gab zahlreiche Schriften heraus, um auf Grundlage der Bibel den katholischen Glauben argumentativ darzulegen. Sein „Handbuch“ zu sämtlichen strittigen Fragen wurde mit 121 Ausgaben zu einem Bestseller der Gegenreformation.

Auch Eck war nicht blind für die damaligen Missstände der Kirche und setzte sich beim Papst 1523 für ihre innere Reform ein. Vor allem durch Synoden sollten Maßnahmen zur Besserung des Klerus und zur Abwehr der Reformation vorangetrieben werden. Eck war anfangs von der Hoffnung beseelt, die Einheit der Kirche bewahren beziehungsweise wiederherstellen zu können. So zeigte er etwa auf dem Reichstag zu Augsburg (1530) eine sonst bei ihm ungewohnte Kompromissbereitschaft, doch scheiterten die Unionsgespräche an praktischen Fragen.

Bedeutsam war auch Ecks deutsche Bibelübersetzung – eine Reaktion auf die Lutherbibel. Sie war vor allem in Süddeutschland und Österreich verbreitet, bis die stark oberdeutschen (bayerischen) Begriffe aufgrund des Wandels der Sprache kaum noch verständlich waren. Außerdem gab Eck weit verbreitete Predigthilfen heraus. Dafür konnte er auf seine langjährige Erfahrung als Pfarrer zurückgreifen. Wie seine erhaltenen Predigtskizzen beweisen, war ihm die Auslegung des Wortes Gottes ein zentrales Anliegen. Außerdem legte er für sich und seine Nachfolger ein lateinisches Pfarrbuch mit sämtlichen praxisrelevanten Informationen an und beschrieb darin detailliert die Gottesdienste im Kirchenjahr. Für ihn war die Liturgie ein wichtiger Teil der Seelsorge, weil hier der Mensch die Nähe Gottes erfahren kann. Taufen, Beerdigung oder Krankenbesuche waren an seine drei Kooperatoren delegiert.

Im Ingolstädter Münster, wo er viele Jahre lang Pfarrer war, wurde Eck beigesetzt. Ein Epitaph in der Sakramentskapelle erinnert an den Kontroverstheologen und Pfarrer, der seinen Fleiß und seine Begabung für die Einheit der Kirche eingesetzt hat.

SERIE

Zum Reformationsgedenken hat das Bistum Eichstätt ein Buch über Menschen herausgegeben, die auf dem Gebiet des Fürstbistums Eichstätt um diese Zeit gewirkt haben.

Unter dem Titel „Zwischen altem Glauben und neuer Lehre“ werden dort 30 Persönlichkeiten vorgestellt, die in das reformatorische Geschehen der Region involviert waren. Wir drucken in einer kleinen Serie zehn Porträts aus dem Buch in Auszügen ab.

 

Ludwig Brandl, Anne Müller, Peter Stockmann (Hrsg.), Zwischen altem Glauben und neuer Lehre: Die Reformation im Bistum Eichstätt. Pustet-Verlag, 19,95 Euro.