Konstein
Beinahe autark dank Photovoltaik

Vortrag von Dr. Bernd Weber Mit Speicher lassen sich bis zu 80 Prozent Eigennutzungsgrad erzielen

02.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:34 Uhr

Der Sonne entgegen: Seit Karl-Heinz Hutter, Vorsitzender der Ortsgruppe Kipfenberg, eine Photovoltaikanlage besitzt, kommt er nach eigenen Angaben sechs Monate im Jahr - ohne Speicher - auf einen Eigennutzungsgrad von 60 Prozent. - Fotos: Asbach-Beringer

Konstein/Kipfenberg (EK) Das Interesse an Photovoltaikanlagen ist immer noch groß: Sogar aus weiter entfernt liegenden Ortschaften kamen die Zuhörer angereist, um sich von Dr. Bernd Weber zum Thema "Photovoltaik mit oder ohne Speicher für die Eigenstromversorgung" informieren zu lassen.

Zu den beiden Veranstaltungen hatten die Wellheimer und die Kipfenberger Ortsgruppe des Bund Naturschutz eingeladen hatte. Sowohl das Naturfreundehaus bei Konstein als auch der Vortragsraum im Kipfenberger Kulturzentrum war gut gefüllt.

Dr. Bernd Weber besitzt selbst zwei Photovoltaikanlagen und konnte daher mit Beispielen aus der Praxis aufwarten. "Zu keinem Zeitpunkt war Photovoltaik lukrativer als jetzt", warf er provokant und doch voller Überzeugung in den Raum. Dadurch, dass man mittlerweile - nach einem vormals raschen Anstieg - beim Ausbau der Photovoltaik unter dem Korridor des Ausbauzieles liege, falle der Betrag für die eingespeiste Kilowattstunde nicht weiter. Man bekomme bei einer Einspeisung des Überschusses in ein öffentliches Stromnetz nun wieder einen leicht erhöhten Betrag von 12,7 Cent pro Kilowattstunde, da die prognostizierten Einspeisemengen ausblieben. Gleichzeitig würden die Preise für Module und Speicher weiter sinken, was Weber anhand von Grafiken aufzeigte.

Grundsätzlich liege der Autarkiegrad - also der Anteil des selbst erzeugten Stroms - ohne Speicher bei mindestens 30 Prozent, mit Speicher bei mindestens 60 Prozent. Durch eine große PV-Fläche könne man ohne Speicher bis zu 40 Prozent Eigenverbrauch erreichen, mehr sei kaum möglich. "Mit Speicher lassen sich bis zu 80 Prozent Eigennutzungsgrad erzielen, eine vollständige Autarkie wird mit der derzeitigen Batterietechnologie jedoch nicht ganz gelingen", so Weber weiter. Immerhin könne man von Mitte März bis Mitte Oktober "quasi autark" leben. Nicht zu unterschätzen seien Photovoltaikanlagen in Ost-West-Ausrichtung. Der Verlust - im Vergleich zu einer nach Süden ausgerichteten Anlage - betrage hier zwar rund 15 Prozent, doch produziere man in diesem Fall den Strom, wenn er gebraucht wird, nämlich morgens und abends. Die Eigennutzung sei schließlich bei weitem lukrativer als die Einspeisung in ein öffentliches Stromnetz. Die Module sollten auf beiden Dachseiten gleich verteilt werden, da sonst der Wirkungsgrad um fünf Prozent falle. Bei großen Dachflächen seien Monokristallin- und Polykristallinmodule von ihrer Gesamtwirtschaftlichkeit her gesehen ungefähr gleich. Dünnschichtmodule wiesen hinsichtlich des Wärmeverhaltens und des Schwachlichts geringere Einbußen auf. Man dürfe nicht vergessen, dass bei Temperaturen ab 25 Grad der Ertrag bei Monokristallin- und Polykristallinmodulen deutlich zurückgehe. Auch im Winter ließen sich bei Sonnenschein gute Werte erzielen. Daher sei es ratsam, die Dachflächen mit einem Teleskopbesen vom Schnee zu befreien.

Am effektivsten hält Weber die Kombination aus einer eher kleinen PV-Fläche auf dem Dach und einem großen Speicher, der auch im Bereich der Elektromobilität zum Einsatz kommt. "Oberstes Ziel ist es natürlich, möglichst viel selbst zu verbrauchen, dann rentiert sich die Anlage am meisten", betonte er und stellte dabei die 12,7 Cent, welche man zurzeit bei der Einspeisung aus einer neuen Anlage in ein öffentliches Stromnetz erhalte, den durchschnittlichen regulären Stromkosten von 25 bis 30 Cent (immer pro Kilowattstunde) gegenüber. Die Kosten für die Anschaffung einer Photovoltaikanlage samt Installation belaufen sich laut Weber derzeit auf 1100 Euro pro Kilowatt Peak (im Bereich Photovoltaik gebräuchliche Bezeichnung für die elektrische Leistung) und 900 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität.

In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion gaben zwei Zuhörer begeistert ihr Plädoyer für Photovoltaikanlagen ab. Karl-Heinz Hutter aus Kipfenberg zeigte sich sehr zufrieden: Er komme als Rentner, der seinen Stromverbrauch zeitlich steuern kann, während der wärmeren Jahreshälfte ohne Speicher auf einen Eigennutzungsgrad von 60 Prozent. Seit Hutter den Sonnenstrom direkt für seine eigenen Elektrogeräte verwende, gehe er viel bewusster mit Strom um, er "manage" gleichsam den Einsatz der verschiedenen Stromverbraucher.

Der Mittelständler Manfred Burzler aus Oberhausen bei Neuburg hat ebenfalls eine Photovoltaikanlage und zwei Elektroautos. Dies funktioniere einwandfrei und er erziele dabei sogar noch einen Überschuss, erzählte er voller Enthusiasmus.