Kipfenberg
"Es soll alles so bleiben, wie es ist"

Neuer Eigentümer Thomas Armerding nahm den Schlüssel für die Kipfenberger Burg entgegen

06.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:35 Uhr

 

Kipfenberg (EK) „Eine neue Ära kann beginnen“, so Renate Schuck. Die Burg Kipfenberg, das Wahrzeichen der Marktgemeinde, ist seit Samstag endgültig in den Händen der neuen Burgherrn. Familie Schuck übergab den Schlüssel an Thomas Armerding und seine Lebensgefährtin Fang Wang.

Nach dem Tod seines Vaters Peter im Dezember 2009, so Remig Schuck, sei seine Mutter Renate nicht mehr so gerne und so oft nach Kipfenberg gekommen. Nach 28 Jahren – Peter Schuck hatte die Burg 1985 aus dem Nachlass der Familie Taeschner erworben – habe sich die Familie mehr und mehr mit dem Gedanken an einen Verkauf auseinandergesetzt. Es habe sich hier keineswegs um einen Notverkauf gehandelt, betonte Schuck. Dieser Schritt sei für seine Familie mit viel Wehmut und einigen Tränen verbunden. In Burgenmakler Matthias Helzel habe die Familie einen kompetenten Partner für den Verkauf gefunden. Rund 15 ernsthafte Interessenten habe es seit Frühjahr 2013 gegeben.

Von einigen Anekdoten rund um den Verkauf von Burg Kipfenberg wusste Remig Schuck zu berichten. So habe sich ein Interessent nach der Besichtigung des Ensembles bei der Leiterin des Römer- und Bajuwarenmuseums gleich mal als neuer Burgherr vorgestellt. Ein anderer habe der Familie Schuck gesagt, er könne warten, bis der Verkaufspreis auf eine Million Euro gesunken sei. Als Preis aufgerufen waren im Exposé im Internet immerhin 5,7 Millionen Euro.

Schließlich habe sich eine Handvoll ernsthafter Interessenten herauskristallisiert. „Für uns war die Verbundenheit mit dem Markt Kipfenberg immer sehr wichtig, so auch beim Verkauf“, betonte Remig Schuck. Interessenten, die eine Umnutzung als Hotel oder gar Casino planten, seien nicht infrage gekommen. „Wir haben ein sehr, sehr gutes Gefühl, was unsere Nachfolger auf Burg Kipfenberg betrifft“, so Schuck. In einem rund 60 Seiten umfassenden Notarvertrag sind alle Dinge zwischen den Vertragspartnern geregelt. Zwischen Käufer, Verkäufer und Makler habe sich „ein sehr offenes, vertrauensvolles Verhältnis“ entwickelt, hoben alle Parteien unisono hervor.

„Es soll alles so bleiben, wie es ist“, betonte der neue Burgherr Thomas Armerding. Eigentlich hatten er und seine Lebensgefährtin Fang Wang nach einem Wochenendferienhaus gesucht. „Aber wie es halt so ist, wenn man im Internet sucht, wird aus einer ersten Idee unter Umständen schnell mehr“, sagte Armerding. Nach der Besichtigung sei es mit der Kaufentscheidung sehr schnell gegangen. Thomas Armerding ist Vorstandsvorsitzender der Hansa-Flex AG, einem weltweit führenden Familienunternehmen rund um die Hydraulik, mit Stammsitz in der Hansestadt Bremen und rund 400 Niederlassungen in etwa 40 Ländern mit etwa 3000 Mitarbeitern.

Die Vorburg, hier ist das Römer- und Bajuwarenmuseum untergebracht, verbleibt erst einmal im Besitz der Familie Schuck. Das neue Eigentümerpaar hat hier das Vorkaufsrecht. Der Nießbrauchvertrag für das Museum laufe noch bis zum Jahr 2027, so Schuck. „Keiner braucht sich Sorgen um den Bestand des Museums machen.“ Die Verwalterfamilie Schwartz werde auch den neuen Eigentümern von Burg Kipfenberg mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Das Riemerschmidhaus, das im Bereich der Vorburg steht, bleibt ebenso im Besitz der Familie Schuck. Ende der 1980er Jahre hatte die Familie, so Renate Schuck, eines von drei in den 1920er Jahren von dem Architekten Richard Riemerschmid errichteten Fertighäusern erworben und nach Kipfenberg gebracht. Das Jugendstil-Kleinod und exklusive Baudenkmal, das mit originalen Riemerschmidmöbeln eingerichtet ist, habe man in bereits zerlegtem Zustand im Chiemgau erworben und vor dem Verkauf ins Ausland bewahrt, so Renate Schuck.

Bis Mitte der 1980er Jahre war die Burg im Besitz der Familie Taeschner und ihrer Erben. Da der Markt Kipfenberg seinerzeit nicht am Erwerb der Immobilie interessiert war, wurde sie, nachdem sie fast zehn Jahre zum Verkauf stand, 1985 an den Stuttgarter Unternehmer Peter Schuck veräußert, der sie fortan liebevoll weiter restaurierte und als Feriendomizil für sich und seine Familie nutzte. „Unsere Kaufentscheidung war seinerzeit sehr schnell gefallen“, erinnert sich Renate Schuck. „Wenn ich länger nicht auf Burg Kipfenberg war, hatte ich Entzugserscheinungen. Für uns diente Burg Kipfenberg einfach zum Abschalten vom Arbeitsalltag“, sagte Renate Schuck bei der Schlüsselübergabe an den neuen Burgherrn Thomas Armerding und dessen Lebenspartnerin Fang Wang.