Kipfenberg
Wenn Polizisten lieber Gulasch essen

Die Aufführungen von "Polizeiwache 007" der Kipfenberger Theatergruppe sind restlos ausverkauft

23.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

 

Kipfenberg (EK) Darauf kann die Theatergruppe Kipfenberg stolz sein: Wenn am kommenden Sonntag zum letzten Mal nach fünf Aufführungen der Vorhang fällt, werden über 900 Zuschauer ihr Stück gesehen haben. Es versteht sich von selbst, dass auch die Premierenveranstaltung restlos ausverkauft war.

Kipfenberg (gfs) Darauf kann die Theatergruppe Kipfenberg stolz sein: Wenn am kommenden Sonntag zum letzten Mal nach fünf Aufführungen der Vorhang fällt, werden über 900 Zuschauer ihr Stück gesehen haben. Es versteht sich von selbst, dass auch die Premierenveranstaltung restlos ausverkauft war.

„Polizeiwache 007“ heißt das Stück, das die Laienschauspieltruppe in diesem Jahr auf die Bühne bringt. Doch auch, wenn die James-Bond-Analogie ambitioniert klingen mag, das Verhalten der Polizisten dieser Dorfgendarmerie, die selbstverständlich in der Kipfenberger Ortsmitte lokalisiert ist, ist alles andere als diszipliniert: Wenn die diensthabenden Beamten Ernst Huber (Christian Forster) und Heinz Wimpel (Sebastian Münchsmeier) nicht gerade ihrem Mittagsschlaf frönen, dann geben sie sich den kulinarischen Genüssen hin. Ständig wird getrunken und gegessen – die ungarische Gulaschsuppe wird sogar in der Wache zubereitet. „Jetzt net, erst essen wir“, ist der Standardspruch, wenn das Telefon der Dienststube läutet.

Harte Arbeit sieht anders aus. Da ist die schwarz wirtschaftende Putzfrau Walli Muckentaler (Gisela Ostermeier) noch das geringste Übel auf der Polizeistation. So kann es freilich nicht weitergehen, das hat auch Nachwuchspolizist Armin Klug (Florian Hackner) erkannt, der als neuer Dienststellenleiter in die Wache versetzt wird: „Bin ich hier auf einer Polizeiwache oder in einer Kantine gelandet“, fragt er sich. Schnell gelingt es Klug, für Zucht und Ordnung zu sorgen. Jedenfalls die wirren Haare der Polizisten zeigen sich zu Beginn von Akt zwei akkurat gestriegelt. Doch mit der Arbeitsmoral gibt sich Kluge noch nicht zufrieden. „Hier geht’s ja zu wie beim Böhminger Lammabtrieb“, sagt der neue Polizeichef.

Und in der Tat treiben sich allerlei Personen herum, die hier eigentlich nichts zu suchen haben: Oma Zilli (Manuela Überall) versteckt ihre Habseligkeiten im Waffenschrank, Molly Storch (Bettina Neumeyer) möchte vergeblich eine Anzeige aufgeben, Käthe Meise (Dagmar Burzler) steht auch mehr im Wege rum. Zu guter Letzt sitzt der ehemalige Dienststellenleiter Otto Greifer, der aus dem Seniorenwohnheim ausgebrochen ist, ständig auf der Wache herum. Das Chaos scheint vorprogrammiert.

Spielleiterin Monika Schermer ist es gelungen, mit ihren Laiendarstellern, die zum größten Teil schon seit Jahren zur Besetzung gehören, eine über die gesamte Länge des Stückes humorvolle Geschichte auf die Bühne zu bringen und den Lachmuskeln der Zuschauer keine Ruhepause zu gönnen. Freilich auch schon deswegen, weil viele der Figuren einfach nur den gängigen Klischees in vollem Maße entsprechen.

Herausragend freilich Albert Kerl, der den datterig-schrulligen und frauenlüsternen Ex-Dienststellenleiter Otto Greifer darstellte. Zum Gernhaben waren die beiden Polizisten. Christian Forster und Sebastian Münchsmeier inszenierten ihre Rolle so lethargisch und selbstzufrieden, dass man an manchen Stellen sogar als Zuschauer auf die Bühne hätte springen wollen, um sie etwas anzuschieben – oder auch nur beim Essen zu helfen. Ganz anders als Monika Schermer, die als Pauline sich zwar einerseits so fürsorglich um ihren Anvertrauten kümmert, dass sie ihm mit Spucke die Haare in Position bringt, aber sonst recht resolut mit Nudelholz auftritt. Ein Typ zum Abgewöhnen ist Heiratsschwindler Hasso Graf (Dominik Kerl), der seine Rolle so schleimig wie das ideale Vorbild interpretiert. Das Ganze zusammen hält Florian Hackner als Dienststellenleiter. In pedantischer und oberlehrerhafter Manier gelingt es ihm, auf der Polizeiwache für Recht und Ordnung zu sorgen.

Stark war das Stück, das von der Kolpingfamilie präsentiert wurde, vor allem immer dann, wenn lokale Persönlichkeiten oder Begebenheiten („Moier-Bauer verliert mal wieder Mist“) Eingang in das Werk gefunden haben. Von diesen hätte man sich gerne noch etliche mehr gewünscht. Auch die kommenden drei Aufführungen sind bereits ausverkauft.