Kipfenberg
Kollektives Kopfzerbrechen

Die Freunde skurriler Rätsel quizzen auf der Kipfenberger Burg und im Eichstätter Irish Pub

02.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Foto: Petra Hemmelmann

Kipfenberg (EK) Wie viele Kantone hat die Schweiz? Wer sang „Man müsste Klavier spielen können“? Und wer spielte Old Shatterhand an der Seite von „Winnetou“ Pierre Brice? Regelmäßig stellen sich Rätselfreunde beim „Kwizz“ in Kipfenberg und beim „Pubquiz“ in Eichstätt solchen kniffligen Fragen.

Dabei geht es auch um den Sieg, vor allem aber um gemeinsamen Spaß. 18 Augenpaare blicken gespannt zu dem Mann mit der schwarzen Haartolle, der auf der Terrasse des Kipfenberger Römer- und Bajuwarenmuseums auf einem Barhocker thront. „Dieee 7. Frage in dieser Runde: Was ist ein Kelpie“ Hubert „Bär“ Strauß ist der Quizmaster an diesem warmen Sonntagabend. Kaum hat er die Frage zu Ende gestellt, beginnt das Gemurmel an allen vier Tischen. „Bei mir klingelt da was, aber warum“ – „Ist das vielleicht so ne Abkürzung wie Selfie“ – „Meint ihr, das ist ein Tier“

Seit einem Jahr lädt Strauß am ersten Sonntag im Monat zum „Kwizz“ auf die Kipfenberger Burg. Die Regeln orientieren sich am klassischen irischen Pubquiz: Gespielt wird in Teams und über fünf Runden à zehn Fragen. Die Antworten notieren die Gruppen auf einem Blatt, nach jeder Runde wertet der Moderator aus und vergibt maximal zwei Punkte pro Lösung. „Googeln“ oder Telefonjoker sind strengstens verboten. Viele Gruppen geben sich in diesem ungewöhnlichen Quiz auch ungewöhnliche Namen, so treten an diesem Abend die „Katzen“, „Bö-Ki“, „Rotatio“ und „Tante Hildes famoser Schmandkuchen“ gegeneinander an. Das Fragespektrum ist breit. Von Geografie bis zu Mythologie, von Politik über Sport bis zu Geschichte und Literatur ist alles dabei. Eine Spezialität, die so bei Günther Jauch und all den anderen Fernseh-Quizmastern nicht zu finden ist, sind die Querdenkerfragen. Städte und Begriffe werden hier mit sprachlichen Hinweisen verschlüsselt – zur Lösung sind Wissen, sprachliche Logik und vor allem Kreativität gefragt.

Die Gruppe „Rotatio“ schlägt sich gerade mit so einer Aufgabe herum. „Wenn man von diesem süddeutschen Gewässer Kopf und Schwanz abbeißt, befindet man sich plötzlich in Dänemark“, war Strauß’ Hinweis. „Warum kennt sich von uns eigentlich keiner aus in Dänemark“, fragt Quizzer Tobias nach einigen Minuten resigniert. Die Auflösung liefert schließlich Strauß: Das süddeutsche Gewässer ist der Bodensee, die gesuchte Stadt Odense.

„Runde drei beginnt mit einer Frage über Kipfenberg…“ Ein Raunen geht durch die Runde – schließlich kann nicht jedes Team mit Einheimischen aufwarten. Viele Quizzer kommen aus Eichstätt, einige sind sogar aus Neumarkt und Nürnberg angereist. Immerhin gibt Strauß vier Antworten zur Auswahl, sodass auch die Ortsfremden eine Chance haben, zu beantworten, in welchem Jahr das Limesfest erstmals stattfand.

Die Raterunde ist bunt zusammengewürfelt aus Jung und Alt. Robert Reber, der mit 72 Jahren älteste Teilnehmer an diesem Abend, freut sich vor allem, sein Allgemeinwissen zu erweitern. Doris Ettle aus Kipfenberg ist zum zweiten Mal da. Sie findet es „schön, dass man hier zusammenarbeiten kann“. Und der Eichstätter Rupert Fieger meint: „Man lernt Sachen, die man gar nicht lernen will, und man weiß Sachen, von denen man gar nicht wusste, dass man sie weiß – das macht einfach Spaß, auch weil das Ambiente sehr schön ist.“ Mit von der Partie ist der Kipfenberger Gunther Erben, der das Eichstätter Pubquiz moderiert. Der 51-Jährige hat Hubert Strauß noch als Quizmaster im „Fiddlers Green“ in der Eichstätter Gabrieli-Straße erlebt, bevor er ihn 2006 in dieser Rolle beerbte. Nun freut er sich, auch wieder als Spieler dabei sein zu können.

Erbens Quiz findet alle zwei Wochen dienstags im Keller des Pubs statt, im Schnitt versammeln sich dort 40 Rätselfreunde. Im Grundaufbau orientiert sich Gunther Erben an seinem Vorgänger: „Der Unterhaltungswert der Fragen ist sehr wichtig. Es soll darum gehen, Spaß zu haben.“ Das bekräftigt Strauß: „Immer wieder entstehen auch Quizfreundschaften. Das ist ein unerwarteter, aber sehr erwünschter Nebeneffekt.“

Seit 16 Jahren ist Hubert Strauß Quizmaster, seit neun Jahren Gunther Erben. Wie kommt man da noch auf neue Fragen? „Die entwickeln sich immer noch spontan aus dem, was einem im Alltag begegnet“, erzählt Erben. Lehrer Strauß kommt durch seinen Beruf auf Ideen: „Ganz viel Inspiration geben mir Kinder mit ihren Fragen.“ Seit dem Studium befasst er sich außerdem mit Sprachwissenschaft – eine Leidenschaft, die die Formulierung von Städte- und Begriffsrätseln erleichtert.

Strauß’ Ziel ist es, „Leute zum miteinander Denken und Reden zu bringen“. Wenn das gelingt, ist er bei diffizilen Fragen auch großzügig. Der Kelpie nämlich, nach dem er an diesem Abend fragte, ist eine australische Hunderasse. Die Antwort „ein Tier“, zu der sich eine Gruppe schließlich entschied, lässt er da mal ausnahmsweise gelten.

Das nächste „Kwizz“ auf der Kipfenberger Burg findet am Sonntag, 5. Juli, ab 18 Uhr statt. Das nächste Pubquiz im Eichstätter „Fiddlers Green“ ist am Dienstag, 7. Juli, ab 21 Uhr.