Kipfenberg
Geheimnisse der Papstwahl

Professor Dr. Hubert Wolf aus Münster hielt in Kipfenberg einen sehr gut besuchten Vortrag zum Konklave

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Kipfenberg (wch) Sehr gut besucht auch war der Vortrag von Professor Dr. Hubert Wolf, Münster, im Kulturzentrum Krone in Kipfenberg zu dessen neuem Buch "Konklave - die Geheimnisse der Papstwahl". Pfarrer Peter Mairhofer begrüßte den Gast und bemerkte dazu, dass dieser ein ausgezeichneter Kenner der jüngeren Kirchengeschichte sei.

Hubert Wolfs Zeitreise zurück zu den Anfängen der Papstwahl zeigte den interessierten Zuhörern erfrischend, da in vielen Bereichen als Frage- und Antwortspiel geführt, eine Vielzahl von Fragen auf, über die man im christlichen Alltag selten eine Antwort bekommt, oft mangele es auch an Interesse daran. Er erläuterte, wie die Regeln und Rituale entstanden sind, und machte deutlich, welche Traditionsbrüche, gerade auch in jüngster Zeit, sich hinter der Fassade der uralten heiligen Handlung verbergen. Wer wählt den Papst, wer kann überhaupt Papst werden, wo wird der Papst gewählt, wie wird der Papst gewählt, was macht den Papst zum Papst, wie geheim sind Papstwahlen, wie funktioniert ein Papstrücktritt? Die Wahl eines Papstes erziele weltweite Aufmerksamkeit - weit über die katholische Kirche hinaus. Doch was geht in der Sixtinischen Kapelle vor, nachdem sich die Türen zum Konklave geschlossen haben? Das Konklave werde als großes Geheimnis inszeniert. Den Papst wählten die Kardinäle nicht umsonst mit Blick auf Michelangelos "Jüngstes Gericht" in der Sixtinischen Kapelle. "Höllenstrafen" drohten jenen, die sich von eigenen Interessen leiten ließen, führte der Referent aus. Die Exkommunikation bedrohe auch jene, die Informationen aus dem Konklave nach außen dringen ließen. So sei es den Kardinälen selbstverständlich verboten, E-Mails, SMS oder Twitter zu verwenden. Wolf blickte auch auf die Anfänge des Konklaves: Der Papst wird erst seit dem elften Jahrhundert von den Kardinälen gewählt. Drei Jahre lang ließen sich dem Referenten zufolge die Kardinäle in Viterbo um das Jahr 1270 herum Zeit mit der Wahl eines neuen Papstes, denn solange kein neuer Papst bestimmt war, flossen die Einnahmen aus dem Kirchenstaat ihnen zu. Schließlich wurde es den Stadtvätern der mittelitalienischen Stadt zu bunt, sie nahmen die Kardinäle in Beugehaft, schlossen sie in einen Palast ein, entzogen ihnen nach und nach Speisen und Getränke und deckten ihnen schließlich im August das Dach ab, sodass sich die Wahlmänner bei hochsommerlicher Hitze noch auf einen Nachfolger Christi einigen konnten.

Das Konklave solle also lange Wahlen verhindern und den Einfluss externer Kräfte, vor allem politische Mächte, ausschalten. Dabei waren die Wahlversammlungen häufig doch recht durchlässig: Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten europäische Herrscher wie der österreichische Kaiser auf die Papstwahl einwirken.

Auch auf den Papstrücktritt von Benedikt XVI. ging Wolf ein und stellte dazu fest, dass es für solche Fälle bisher an eindeutigen Regelungen fehle, auch mit Bezug auf den amtierenden Papst Franziskus, der einen Rücktritt ebenfalls nicht ausschließe.

Zum Schluss seines spannenden Vortrags bedauerte Hubert Wolf die ausdrückliche Anordnung Papst Johannes Pauls II., alle Akten und Aufzeichnungen über die Papstwahlen auf ewig für die Forschung zu sperren. "Statt der viel beschworenen Transparenz wird durch diese Archivpolitik Geheimniskrämerei betrieben und wilden Spekulationen Tür und Tor geöffnet", so Hubert Wolf in seinem Schlusswort.