Kipfenberg
"Das ist sehr anspruchsvoll"

Pädagogisches Konzept für die geplante Gemeinschaftsschule liegt jetzt vor

22.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:08 Uhr

Das Interesse war enorm: Der Kipfenberger Krone-Saal war brechend voll, als Martin Güll (links) das nun nahezu fertige Schulkonzept vorstellte. Das Konzept wird jetzt im nächsten Schritt in den Denkendorfer und Kipfenberger Gemeinderäten diskutiert - Foto: chl

Kipfenberg (EK) Der „Altmühltaler Plan“ steht. Das Konzept für die Gemeinschaftsschule am Limes ist nahezu fertig. Und es stößt auf enormes Interesse: Bei der Vorstellung am Montagabend war der Kipfenberger Krone-Saal brechend voll.

Wie mehrfach berichtet forciert der Verein Bildung am Limes eine Gemeinschaftsschule mit einem alternativen Schulkonzept mit dem Hauptziel, die beiden Schulstandorte Denkendorf und Kipfenberg langfristig zu erhalten. Die beiden Gemeinderäte hatten die Entwicklung des Konzeptes unterstützt. Auf landespolitischer Ebene setzt sich der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landratsfraktion, Martin Güll, für die Verwirklichung von Gemeinschaftsschulen in Bayern ein. Das Konzept für Kipfenberg und Denkendorf hat er zusammen mit renommierten Fachleuten erstellt, die ihre pädagogischen Vorstellungen bereits im Juli in Denkendorf vorgestellt hatten.

Güll ist sich sehr wohl bewusst, dass diese Schulform mit jahrgangsübergreifenden Klassen und Ganztagesschema für die Eltern und die Lehrer gewöhnungsbedürftig ist. Deshalb setzte er bei der Vorstellung des Konzepts auf konkrete und erfolgreiche Beispiele aus anderen Ländern. Ziel ist, die Kinder möglichst ihrer eigenen Person gerecht werdend, bis zur zehnten Klasse gemeinsam zum jeweils passenden Schulabschluss zu führen: qualifizierter Hauptschulabschluss und Mittlere Reife oder die Befähigung zur gymnasialen Oberstufe. Dass das gelingen kann, erläuterte Roland Gürttner, Montessori-Hauptschullehrer, am Beispiel der Geometrie des Mathematikunterrichts.

„Die Hauptschule macht da zwischen der Jahrgangsstufe fünf und zehn nicht weniger Themen als das Gymnasium, in der Vielfalt liegen die Schularten nicht weit auseinander, nur in der Tiefe und Intensität.“ Dazu werde in dem Konzept auch Wert auf handwerkliche Ausbildung.

Mit dem Konzept des selbst gesteuerten Lernens („SegeL“) könnten die Kinder individuell passend die Themen angehen. Für die Lehrer, die in diesem Konzept als „Lernberater“ fungieren, setzt das voraus, dass sie jeden Schüler einzeln im Blick haben und über seinen Leistungsstand Bescheid wissen. „Das geht natürlich nur mit guter personeller Ausstattung und Weiterbildung der Lehrkräfte“, sagt Gürttner, „das ist sehr anspruchsvoll“. Dennoch sei das Konzept der Gemeinschaftsschule insgesamt nicht teurer als eine staatliche Ganztags-Regelschule.

Gürttner und Güll stellten auch Beispiele des vernetzten Lernens vor: Am Beispiel der Römer ließen sich so Inhalte aus Geschichte, Kunst, Erdkunde, Mathematik, Physik, Latein, Technisch Zeichnen und anderes mehr vermitteln – ohne die ausdrückliche Trennung der verschiedenen Fächer. Dazu komme das Projektarbeiten als Basis des Vernetzten Lernens. „Da tauschen sich die Schüler untereinander aus, da kann es auch einmal laut werden in der Klasse, das ist gewollt.“

„Roter Faden“ dieser Form der Pädagogik ist das Kooperative Lernen mit den drei Stichworten: Denken, Austauschen, Präsentieren. „Was ich nicht erklären kann, habe ich nicht verstanden“, bemerkte Güll. Die Präsentation des Gelernten sei damit gleich die erste Leistungsmessung.

Denn natürlich gebe es auch in der Gemeinschaftsschule Leistungsnachweise – aber zunächst nicht in Form von Noten, sondern als persönlichen Brief des Lehrers an den Schüler, als Selbsteinschätzung des Schülers und als Lernentwicklungsbericht des Lehrers über jeden einzelnen Schüler.

„Wir bieten keine Kuschelpädagogik“, betonte Güll. Vielmehr gehe es um einen umfassenderen Leistungsbegriff, der den Schülern persönliche, soziale, sachliche und methodische Kompetenzen vermittle. Angesichts kritischer und skeptischer Bemerkungen von Eltern und Lehrern im Publikum bemerkte Güll: Es gehe hier nicht darum, das bestehende Bildungssystem an den Pranger zu stellen: „Unsere Aufgabe war es, ein Konzept zu entwickeln, das Ihre Schulstandorte sichert.“ Güll ist überzeugt, dass das gelingt – mit einer bestmöglichen Förderung jedes einzelnen Schülers.