Kipfenberg
Wo Bayern in der Balance ist

Südlich von Kipfenberg liegt der geografische Mittelpunkt des Freistaats Jetzt wurde dieser Ort neu gestaltet

27.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Hier ist Bayerns Zentrum: Der neu gestaltete Geografische Mittelpunkt Bayerns bei Kipfenberg wurde jetzt offiziell eröffnet.Im Bild von links Ernst Geyer (Forstbetrieb Kipfenberg), Landrat Anton Knapp, Bürgermeister Christian Wagner, Thomas Streb (Hochbauamt des Landkreises), Landtagsabgeordnete Eva Gottstein (FW), Naturpark-Geschäftsführer Christoph Würflein und Forstbetriebsleiter Walter Erl. - Fotos: Auer

Kipfenberg (EK) Der Geografische Mittelpunkt Bayerns liegt gleich hinter der Kipfenberger Burg, an der kleinen Straße nach Gelbelsee. 1980 wurden ein dicker Steinblock und eine Infotafel aufgestellt. Jetzt wurde die in die Jahre gekommene Anlage neu gestaltet. Denn siehe: Der Punkt ist touristisch attraktiv.

Der Geografische oder auch physikalische Mittelpunkt Bayerns ist gar nicht so einfach zu ermitteln: Man muss die Umrisse des Freistaats auf einer Sperrholzplatte aussägen, und dann den Schwerpunkt mitten in dieser Platte suchen, also die Stelle, auf der sie auf einer Nadelspitze genau ausbalanciert ist. 1979 wurde dieser Punkt, an dem Bayern in der Balance ist, zum ersten Mal vom Bayerischen Landesvermessungsamt ausgerechnet - und es stellte sich heraus, dass er südlich von Kipfenberg liegt. Die Denkendorfer waren damals angesäuert, denn ihr Gemeindegebiet bei Gelbelsee lag nur knapp daneben. Und so genau ging es dann auch wieder nicht: Das Landesvermessungsamt hat nie eine wirklich amtliche Bestimmung dieses eher symbolischen Punktes vorgenommen. Die exakte Verortung ist unter anderem wegen der Frage strittig, ob beim Bodensee die Uferlinie als Landesgrenze zählt oder ob das weiß-blaue Hoheitsgebiet erst mitten im Gewässer endet.

Kipfenberg jedenfalls darf sich seitdem als Nabel des Freistaats fühlen, und im Mai 1980 wurde der Mittelpunkt offiziell markiert: Man stellte einen riesigen Findling aus der Böhmfelder Flur neben der Straße auf, und das Bayerische Fernsehen kam mit seiner populären Moderatorin Carolin Reiber, um im Rahmen der Sendung "Bayern wo's kaum einer kennt" über das Einweihungsfest am 1. Juni 1980 zu berichten. Eine Bronzetafel am Findling kündete anschließend vom Mittelpunkt - und von dieser BR-Sendung. Es war die Zeit, als das Bayerische Fernsehen noch den Status des Staatssenders hatte. Im Jahr 2009, als die Anlage zunehmend in die Jahre gekommen war, baute der Markt Kipfenberg vor dem Findling eine Art hohes Portal aus Gabionen auf, mit Steinen gefüllten Drahtkörben also.

Jetzt nahm sich der Forstbetrieb Kipfenberg der Bayerischen Staatsforsten zusammen mit dem Naturpark Altmühltal, dem Landkreis Eichstätt und dem Markt Kipfenberg der Sache an. Unterstützt mit Geld vom Freistaat Bayern, wurde der Mittelpunkt neu gestaltet - nur der Findling durfte bleiben. Verschwunden ist die Bronzetafel mit dem uncharmanten Hinweis auf "Bayern wo's kaum einer kennt" (liegt nun im Kipfenberger Gemeindearchiv), abmontiert ist die Infotafel mit dem Lob für Moderatorin Carolin Reiber. Und auch die klotzigen Drahtkörbe gibt es nicht mehr. Verschwunden ist auch das Gedenkschild für den Radtouristen, der hier einst bei einer Rast verstarb - was bei empfindsamen Besuchern Beklemmung auslösen konnte. Nun gibt es eine gemütliche Sitzgelegenheit, eine neue Infotafel und drei Fahnenmasten.

Walter Erl, der Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg, war bei der feierlichen Eröffnung mit vielen Ehrengästen recht zufrieden mit diesem Werk, das auch gleich Werbung für nachhaltige Forstwirtschaft in den umliegenden Buchenwäldern macht und noch dazu direkt am ehemaligen römischen Limes liegt. "Hier haben wir Natur und Kultur hautnah."

Landrat Anton Knapp nannte die Stelle einen Ort mit "touristischer Ausstrahlung" und einen "wichtigen Orientierungspunkt". Ob es wirklich exakt Bayerns Mittelpunkt sei: "Ich behaupte das bei den meisten meiner Grußworte, und habe bisher noch nie Widerspruch geerntet." Der Landrat hofft nun, dass zum Beispiel Schulklassen an Wandertagen hierher kommen, Rast machen, das in direkter Nachbarschaft gelegene Römer- und Bajuwarenmuseum auf der Burg Kipfenberg besuchen, vielleicht auch den neuen Dino-Park in Denkendorf - und dann "ein Stück Heimatbewusstsein mitnehmen von diesem Ort".

Kipfenbergs Bürgermeister Christian Wagner nannte die Stelle einen "Begegnungsplatz mit Visitenkarte des Marktes Kipfenberg". Es solle ein Ort sein, an dem man sich gerne aufhält. Der Trachtenverein habe das heuer am 1. Mai schon mit einem großen Maibaumfest an dieser Stelle vorgemacht, passend zur 750-Jahr-Feier des Marktes. Er wünsche dem Ort viele Besucher, sagte Wagner - und sage niemand, dafür werde nicht alles getan: Bei der Autobahndirektion Nordbayern liegt der Antrag auf ein Autobahnschild mit dem Hinweis auf den Mittelpunkt Bayerns. Die Direktion, so sagte Wagner, hat grundsätzlich grünes Licht dafür gegeben.