Kipfenberg
Brücke zwischen Generationen

04.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:12 Uhr

Bei gemeinsamen Spielen machen Jung und Alt mit großer Freude mit und schließen Freundschaften untereinander.

Kipfenberg (lun) Statt Mathematik und Deutscher Grammatik steht für die Kinder der Ganztagsschule der fünften Jahrgangsstufe der Volksschule Am Limes in Kipfenberg jede Woche an einem Nachmittag der Besuch des Pflegeheims Solon auf dem Stundenplan.

Christina wärmt die Hände einer älteren Dame. Alexander sitzt auf dem Rollator und lässt sich von der Heimbewohnerin durch den Gang schieben. Die pflegebedürftigen Senioren freuen sich über die netten Kinder, über die wärmenden Hände, über so manche Späße und Witze, die sie gemeinsam machen. Auch Angelo und Andreas freuen sich jede Woche auf das Wiedersehen mit den älteren Menschen.

"Obwohl die Menschen Hilfe brauchen, können wir immer noch viel gemeinsam machen. Wir singen, basteln oder backen Kuchen zusammen. Das geht wirklich prima", fügt Christina hinzu. Und Franziska macht interessante Entdeckungen: "Mit einem Desinfektionsmittel haben wir unsere Hände gereinigt und konnten anschließend mit einer Lampe sehen, ob sie wirklich sauber sind."

Heike Hübner, die Pflegedienstleiterin, hat gemeinsam mit der Beschäftigungstherapeutin Elke Lause ein spezielles Konzept für die Schüler entwickelt. An zehn Nachmittagen erfährt die kleine Gruppe Wissenswertes über den Umgang mit den Patienten und kann dies auch in der kurzen Zeit selber ausprobieren. Die Begegnung mit den Senioren steht dabei im Mittelpunkt. "Die Kinder entwickeln hier sehr schnell ein Gefühl für die Menschen, die nicht in derselben körperlichen Verfassung sind wie sie. Jede Woche gehen wir nicht nur theoretisch auf ein anderes Thema der Pflege und Hilfestellung ein. Durch eigenes Tun erfahren die Schüler selber worauf zu achten ist, wenn man zum Beispiel Essen gibt", beschreibt Hübner die Umsetzung dieses besonderen Angebotes.

Alois Mayer, der als Klassenlehrer die Kinder betreut, lernt in diesen Stunden seine Schüler von einer ganz anderen Seite kennen. "Kinder, die im Unterricht schwer zu begeistern sind, entwickeln und zeigen hier ganz andere Talente. Mit großer Hingabe und Einfühlungsvermögen geben sie Essen oder übernehmen spontan Verantwortung für die Pflegebedürftigen beim Spaziergang mit dem Rollstuhl. Sie gehen sehr rücksichtsvoll mit den Älteren um."

Manfred Wilfling, Leiter der Schule Am Limes, führt das Projekt bereits im zweiten Jahr durch und ist dankbar, "dass die Schüler hier Erfahrungen machen dürfen, die im Unterricht nicht zu vermitteln sind. Die Kinder bekommen Verständnis für die Bedürfnisse von Kranken oder körperlich behinderten Menschen, Berührungsängste werden abgebaut. Dabei besteht auch der Versuch einer frühzeitigen Berufsorientierung."

Mit den Kindern kommen Bewegungen und Geräusche in das Haus, die viele der etwa 70 Bewohner des Pflegeheims mögen. Sie spüren die Leichtigkeit der Kinder, die Anerkennung ihrer Fähigkeiten, wenn die Kinder ihnen ihre ganze Aufmerksamkeit bei gemeinsamen Aktivitäten schenken. Klaus Ponkratz, Leiter der Senioren-Dienste Solon, freut sich über die Vernetzung innerhalb der Gemeinde. "Wir sind ein Kipfenberger Pflegeheim und spiegeln uns in den Aktivitäten der Gemeinde. Durch die Öffnung für die Zusammenarbeit mit der Schule konnten wir die Wahrnehmung unserer Arbeit verbessern. Und für die Patienten kommt zum normalen Betreuungsangebot an diesen Nachmittagen ein echtes Highlight dazu."

Sowohl Schule als auch Solon sind an einer Fortführung des Projektes interessiert, denn hier werden nicht nur Hemmschwellen abgebaut, sondern es entstehen Brücken zwischen den Generationen.