Kipfenberg
Beharrlicher Rathauschef

Erste Amtszeit von Bürgermeister Heinrich Haderer in Kipfenberg begann vor 50 Jahren

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Altbürgermeister Balthasar Krieglmeier (links) übergibt am 1. Mai 1966 das Bürgermeisteramt an Heinrich Haderer, der wie schon Krieglmeier 18 Jahre lang die Geschicke der Marktgemeinde Kipfenberg lenkte. ‹ŒRepro: Metzel

Kipfenberg (mme) Am 1. Mai 1966, vor 50 Jahren, wurde Heinrich Haderer als Bürgermeister des Marktes Kipfenberg vereidigt. Haderer, Jahrgang 1915, trat die Nachfolge von Balthasar Krieglmeier an, der zuvor 18 Jahre das Amt bekleidet hatte.

Am 13. März 1966 vermerkt der Chronist Hubert Hopfner sinngemäß: Kommunalwahl in Bayern. In Kipfenberg bewerben sich zwei Kandidaten um das Bürgermeisteramt, für die CSU der 50-jährige Malermeister Heinrich Haderer und für die Freien Wähler der Wasserwart Anton Wittmann. Nach einem "ziemlich hitzig" geführten Wahlkampf konnte Haderer 54 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen.

Haderer führte über drei Wahlperioden von 1966 bis 1984 die Geschicke der Marktgemeinde, in seiner ersten Wahlperiode ehrenamtlich, für ein "Taschengeld" von 300 Mark monatlich, wie sich seine Witwe Elisabeth erinnert. Zielstrebig und mit großem Einsatz habe sich ihr Mann rasch in alle Abläufe in der Gemeindeverwaltung eingearbeitet. 1966 teilten sich die Verwaltung der Marktgemeinde und die Sparkasse das Gebäude am Frankenring, das heute der Sparkasse gehört. Drei Gemeindeangestellte und ein ehrenamtlicher Bürgermeister erledigten sämtliche Verwaltungsarbeiten.

Von Beginn der Übernahme der Amtsgeschäfte an hat Haderer angepackt. Die ersten Jahre habe er aufgeräumt, erzählt seine Witwe. "Er sah halt, wo es fehlte. Mir hat das gefallen, wie mein Mann die Gemeinde vorangebracht hat", erinnert sich Elisabeth Haderer, die aus der alteingesessenen Kipfenberger Familie Riedle stammt. Heinrich Haderer war ein Geschäftsmann, ein Praktiker, der wusste, was zu tun war. Eine große Beharrlichkeit wird Haderer nachgesagt. "Die Gemeinde hat ihn schon Nerven gekostet. Mein Mann hat auch viele Gegner gehabt", ergänzt Elisabeth Haderer.

Schon in der zweiten Sitzung, berichtet Chronist Hopfner, konfrontierte Haderer seinen Gemeinderat mit der denkwürdigen Urkunde, die die erstmalige Nennung Kipfenbergs am 12. Mai 1266 beinhaltet. Er überzeugte das Gremium, eine Festwoche zur 700-jährigen Namensnennung im August des Jahres 1966 abzuhalten. In nur wenigen Monaten war das Fest auf die Beine gestellt. Haderer rief in einem Rundschreiben die Bevölkerung auf, Fahnen und Wappentücher anzuschaffen und die Häuser festlich zu schmücken.

In seine Amtszeit fiel die kommunale Gebietsreform, die Kipfenberg stark wachsen ließ. Infolge der Gebietsreform wurde Haderer 1972 hauptberuflicher Bürgermeister der Marktgemeinde. "Mit einem angestellten Malermeister haben wir unser Geschäft weitergeführt. Ich habe dabei meinem Mann immer den Rücken frei gehalten", erinnert sich Elisabeth Haderer, die sich nebenbei auch um ihre drei Kinder kümmerte.

Haderer war ein vorausschauender Bürgermeister, dessen Projekte bis heute an vielen Stellen nachwirken. Großes bewegt hat Haderer beim Ausbau des Fremdenverkehrs, im Abwasserbereich und in der Wasserversorgung, im Bereich von Schulen und Kindergarten sowie in der kommunalen Stromversorgung. Aber nicht nur auf Gemeindeebene hatte Heinrich Haderers Wort Gewicht. Er vertrat die Marktgemeinde im Kreistag, im Kreisausschuss und in weiteren Gremien. Auch kulturell war Haderer an vielen Stellen engagiert. Ab 1966 führt er, der selbst Kriegsteilnehmer war, die Krieger- und Soldatenkameradschaft Kipfenberg. Auf ihn geht neben unzähligen weiteren Dingen das Limesfest, 1968 erstmals als Limesherbstfest gefeiert, zurück.

Wegen Herzproblemen begab sich Haderer auf Drängen seiner Ehefrau nach dem Limesfest 1983 in ärztliche Obhut. Die notwendigen Untersuchungen und Behandlungen mussten damals in der Schweiz durchgeführt werden. Im Dezember 1983 konnte er die Amtsgeschäfte schließlich wieder übernehmen. Im Frühjahr 1984, am Ende seiner dritten Amtszeit, verlieh der Marktgemeinderat Heinrich Haderer den Ehrenbürgertitel. Am 19. März 1994 starb Haderer, dessen Name für immer untrennbar mit seinen Verdiensten um den Markt Kipfenberg verbunden bleiben wird.