Eichstätt
"Hören Sie die Sonne noch?"

Musikpädagogik-Studenten der Katholischen Universität singen mit Seniorengruppe in der Klinik

25.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr
Geste als Symbol für die Sonne: Studierende des Studiengangs Community Music und Inklusive Musikpädagogik sangen mit den Bewohnern der Pflegestation in der Klinik Eichstätt. Mitgebracht hatten sie auch Instrumente, die leicht zu spielen sind. −Foto: Poese

Eichstätt (EK) Im Masterstudiengang "Inklusive Musikpädagogik und Community Music" an der KU lernen die Studenten, wie man mit den unterschiedlichsten Gruppen musiziert. Nun haben die jungen Leute mit Instrumenten und Liedern im Gepäck die Pflegestation der Eichstätter Klinik besucht.

Für die zukünftigen Musikpädagogen war es eine Premiere: Zum ersten Mal haben sie am Mittwochvormittag ihr Wissen nach außen getragen und mit einer Einrichtung in der Region zusammengearbeitet. Genau das ist das Ziel des Studiengangs an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt: Musik für alle, aufbereitet in einer Weise, dass auch alle mitmachen können - egal ob sie alt oder jung sind, ob sie gesund sind oder unter Einschränkungen leiden. Genau das ist die Definition des englischen Begriffs "Community Music". "Musik ist das Fach, das wir bei der Betreuung von Patienten brauchen", meint der Leiter der Pflegestation Richard Nikol.

Zu den Senioren in der Eichstätter Klinik haben die Studierenden und ihre Dozentin Gabriele Hirte ein auf die Gruppe zugeschnittenes Programm mitgebracht. Das betrifft zunächst die Musikinstrumente: Sie haben bekannte Utensilien wie Glockenspiel oder Tamburine dabei, aber auch einfache Holzkästen, auf die man mit der Hand trommeln kann und in deren Innerem es leise rasselt, oder längliche Resonanzkörper mit darauf gespannten Saiten, deren Klang immer zusammenpasst. All diese Instrumente lassen sich leicht spielen.

Das sollen die Senioren auch gleich: In einer Improvisation ahmen sie Regentropfen und Sonnenstrahlen nach, während draußen vor dem Fenster dicht die Schneeflocken fallen. Eine Bewohnerin der Pflegestation klopft vorsichtig mit den Fingern auf die Trommeln, die auf ihrem Rollator abgestellt sind, immer abwechselnd mit einer Studentin, die vor ihr auf dem Boden sitzt. Die beiden Frauen lächeln sich zu. "Jetzt so leise, wie es geht", sagt Ramona Rost. "Hören Sie die Sonne noch?" Auch singen kann man in der Gruppe gut. Die zukünftigen Musikpädagogen haben sich eine bekannte Melodie ausgesucht und einen neuen Text darauf gedichtet: Aus "Lustig ist das Zigeunerleben" wird so ein Lied über das Wetter im Altmühltal, gleich bleibt nur der Kehrvers "faria-faria-ho". Das funktioniert: Die Seniorinnen und Senioren singen kräftig mit. Den Text haben die Studierenden extra so umgedichtet, dass er sich gut mit Bewegungen verknüpfen lässt. Und so lernt die Gruppe Zeile für Zeile das neue alte Lied. Ihre Hände erzählen davon, wie es aus der Regentonne dampft oder wie man einen Schirm hält. "Das klappt doch schon ganz gut", meint Pia Nassal. "Wir probieren die zweite Strophe mal mit Gitarrenbegleitung." Und so schallt es durch den Raum: "Schön ist es im Altmühltal, wenn die Sonne scheint wieder mal." Zum Schluss nochmal eine gemeinsame Improvisation. "Trauen Sie sich, es klingt alles schön", motiviert der Student Marcel Teppich eine der Bewohnerinnen. Im Nu ist die gemeinsame Zeit verflogen. "Sehr schön war's", meint die Pflegestation-Bewohnerin Agathe Steigleder mit einem Strahlen. Ihre Nachbarin im Stuhlkreis, Theresia Renn, fand die Musikstunde "wunderbar" und fügt anerkennend an: "Bis sie das eingeprobt haben, das ist schon schwer."

Auch die Dozentin Gabriele Hirte ist zufrieden mit ihren Studierenden. Sie haben in ihrem Seminar gelernt, was man unter Inklusion versteht und all das nun praktisch und musikalisch umgesetzt. "Sie haben sehr schön spontan reagiert", meint die Musikpädagogin. Wichtig sei, dass sie offen auf die Senioren zugegangen seien - ein Grundprinzip der Community Music. Hirte freut sich über die Möglichkeit, mit der Pflegestation zusammenzuarbeiten. Weitere Projekte mit lokalen Einrichtungen sollen folgen.

HINTERGRUND

Seit Oktober gibt es den Masterstudiengang "Inklusive Musikpädagogik/ Community Music" an der KU. Ausgebildet werden Musikpädagogen, die Musik als soziales Werkzeug einsetzen können. Der Studiengang will mit lokalen Einrichtungen zusammenarbeiten. Interessierte können sich unter www.musikpädagogik.info informieren. | EK

Hintergrund

Seit Oktober gibt es den Masterstudiengang "Inklusive Musikpädagogik/ Community Music" an der KU. Ausgebildet werden Musikpädagogen, die Musik als soziales Werkzeug einsetzen können. Der Studiengang will mit lokalen Einrichtungen zusammenarbeiten. Interessierte können sich unter www.musikpädagogik.info informieren. EK