Eichstätt
Der Battle-Rap der Wissenschaft

Zweiter Science Slam an der Universität - Theorie und Forschung mit Witz und Charme

23.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr
Ein menschliches Pendel und viel Wortwitz gab es beim Sience Slam an der Uni. −Foto: Hausmann

Eichstätt (ahm) Ein Knall, der Startschuss, und die Luft entweicht aus dem blauen Ballon mit dem Logo der Universität: Sieben Kandidaten und jeweils sieben Minuten Zeit.

Der humorvollste Vortrag gewinnt und das Klatschen des Publikums entscheidet über den Sieg. Hier gilt jeder jeden gegen - soweit die Regeln des Science Slams, der dieses Jahr zum zweiten Mal am Tag der offenen Tür an der Katholischen Universität stattfindet.

"Hier treten Personen mit den unterschiedlichsten Leveln ihrer akademischen Karrieren an", erklärte Organisatorin Simone Rieger vom Zentrum für Forschungsförderung. Die erste Kandidatin Franziska Hodeck schnappt sich das Mikrofon und legt los. Ihr Thema: Spiel- und Spieleranalysen im Profifußball. Die Soziologie-Doktorandin beginnt mit einem Zahlenquiz und testet das Fußballwissen des Publikums. "Schneller. Ich hab nicht viel Zeit", raunt sie ins Mikrofon. Die Digitalisierung spiele im Verfahren der Spielanalyse eine große Rolle, sowohl Zeitungen als auch Handyapps nutzen sie. Rieger hält ein Schild nach oben: "Noch vier Minuten" verkündet es. Etwas gehetzt schaut die Referentin auf ihren Bildschirm. Sie spricht über die Folgen für den Profifußball durch Datenjournalimus. Oft gebe es aber auch hitzige Diskussionen bei der Datenerfassung im Fußball.

Romantischer geht es bei dem nächsten Kandidaten zu: Dr. Tobias Holischka referiert über Sokrates und die Liebe. Es gebe verschiedene Arten von Liebe, erklärt er. Pluspunkte gewinnt er durch niedliche Fotos von Eulen. Der wissenschaftliche Mitarbeiter stellt den Mythos der Kugelmenschen vor. Diese seien, so Platons Vorstellung, miteinander verwachsen waren, bis sie von Zeus getrennt wurden. Holischka weist auf weitere Philosophen hin: Kant zum Beispiel setzte sich mit dem Zusammenhang von Liebe und Moral auseinander. Holischkas Zeit ist vorbei. Lautstark zerplatzt der nächste Luftballon.

Eine kurze filmische Sequenz bietet der nächste Vortrag. Anhand der Fantasyreihe "Herr der Ringe" erklärt Philipp Simon runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen. Mit einem kleinen Reim beginnt der Masterstudent seinen Vortrag. Er dokumentierte, beschrieb und analysierte in seiner Arbeit runische Schriftsysteme.

"Kann man Personen fragen, ob sie kriminell gehandelt haben. ", frägt der nächste Slammer. Dr. Heinz Leitgöb versuchte empirisch herauszufinden, welche Konsequenzen die Furcht über sozial unerwünschtes Verhalte auf Antworten zu heiklen Themen auslöst. Sein Beispiel: Der Cannabis-Konsum an der Universiät Nürnberg. Über das "Cross-wise Model", einem zweistufigen Fragemodell könne man herausfinden, ob eine Person lügt. Der Strahler projiziert eine komplexe mathematische Formel an die Wand, manche Augenbrauen im Publikum schnellen in die Höhe. Die Uhr tickt.

Die Bachelorstudentin Luiza Rieß erklärt: "Ich glaube an Erlebnisse, ich glaube durch Erlebnisse. " Sie erläutert, wie man Jugendlichen christlichen Glauben näherbringen kann. Auch die Jünger Jesu hätten nach seinem Tod reflektiert und seien dadurch zu Christen geworden. Es folgt eine kleine Sporteinheit und Vertrauensübung in einem: Ein menschliches Pendel, das zwischen zwei Leuten hin und her schwankt. Sie fordert das Publikum zum Mitmachen auf.

"Musik für die Augen" gab es beim wissenschaftlichen Mitarbeiter Nico Schneidereit - er zeigte, wie Noten auch visuell wirken können. Johann Sebastian Bach baute in "Die Kunst der Fuge" mit den Noten "B A C H" seinen eigenen Namen ein. Die letzten sieben Minuten des Science Slams gelten Franz Wurm: "Wie trifft unser Gehirn Entscheidungen. ", damit richtet er sich an die Zuhörer. Die Antwort präsentierte er der Anschaulichkeit halber mit dem Sinnbild von Idefix, dem Hund aus den Comics mit Asterix dem Gallier. Der Hund muss sich einen Weg durch den Wald suchen - nur inwiefern kann er aus Konsequenzen vergangener Entscheidungen lernen. "Entscheidungen zu treffen ist Teamwork", schlussfolgert Wurm am Ende seines Vortrags. Das Publikum belohnt ihn mit tosendem Applaus - der erste Platz für Franz Wurm. "Ein Kollege hat ihn letztes Jahr für den Lehrstuhl geholt, dieses Jahr ich - vielleicht gibt es nächstes Jahr ein Duell innerhalb meines Lehrstuhls", erklärt er mit verschmitztem Lächeln.