Ingolstadt/Titting (EK) Kinder sind ehrlich. Grund auf ehrlich. „Glauben Sie ausnahmsweise nicht ihrem Kind“, warnt aber Nicole Oberhofer. Zumindest in einer Sache. Weil Kinder noch kein ausgereiftes Nervensystem haben, können sie nicht selbst beurteilen, ob der Schuh zwickt oder passt. Die in Titting wohnende Unternehmensgründerin entwarf deshalb ein Messgerät für Schuhe – es trägt den Namen Clevermess. Für ihre Idee bekam Oberhofer den diesjährigen Ingolstädter Gründerpreis in der Kategorie Technologie verliehen.
„Den Anstoß für die Entwicklung gab meine eigene Erfahrung mit meinen beiden Kindern“, erzählt sie. Nur auf Verdacht kaufte die 31-Jährige Schuhe, ohne wirklich zu wissen, ob sie passen. Denn die gleiche Schuhgröße kann bei unterschiedlichen Herstellern verschieden ausfallen – eine einheitliche Norm gibt es nicht. Zudem ist auf dem Daumendruck als Messmethode an der Schuhspitze kein Verlass. Kinder haben einen natürlichen Reflex an den Zehen – bei Druck ziehen sie diese ein. „Über 69 Prozent aller Kinder tragen laut Studien nicht das passende Schuhwerk“, weiß Oberhofer.
Daraufhin entwarf die Unternehmensgründerin ein Holzmodell zum Messen der Schuhe, „um ein Gefühl zu bekommen, ob die Idee funktionieren würde“. Aus dem Holztypen wurde dann der Prototyp aus Kunststoff und Elektronik. Dieser geht, so Oberhofer, noch heuer im Mai in Serie. Abnehmer sollen Kinderschuhläden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch Endkunden sein.
Das Gerät misst zunächst Länge und Breite des Fußes. Danach wird es in den Schuh gesteckt, um die Größen zu vergleichen. Piept und blinkt das Gerät, ist der Schuh zu klein oder zu groß für den Fuß. Das kann vor allem in jungen Jahren ziemlich oft vorkommen, weil ein Kinderfuß pro Monat noch circa 1,5 Millimeter wächst.
Eigentlich besitzt Nicole Oberhofer eine Werbeagentur – die Erfahrung helfe ihr jetzt vor allem beim Marketing von Clevermess, in dem sie sich als „Botschafterin für gesunde Füße“ versteht. Auf die Frage, wie sie das Preisgeld des Gründerpreises in Höhe von 2500 Euro einsetzen will, gibt sie zu, von dem Geld bis zur Verleihung nichts gewusst zu haben. „So gesehen war das eine große Überraschung“, erzählt sie. Beim Gründerpreis habe sie sich eigentlich nur wegen der Beratung durch Experten beworben. Und die habe ihr gezeigt, dass sie auf dem richtigen Weg sei.
