Hofstetten
Ein Baumeister tritt aus dem Schatten

Zum Auftakt des Jakob-Engel-Jahrs ist jetzt eine Dokumentation über das Jura-Schloss Hofstetten zu sehen

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

 

Hofstetten (EK) „Eigentlich ist es makaber, einen Todestag zu feiern“, sagte Juri Leuschner zum Auftakt des Jakob-Engel-Jahrs. Die Begeisterung für das Werk des vor 300 Jahren verstorbenen Baumeisters ist aber spürbar lebendig. Ein Beitrag zum Jubeljahr: eine Dokumentation zum Schloss Hofstetten.

Den meisten fallen zur Eichstätter Architektur vor allem zwei Namen ein: Gabriel de Gabrieli und Mauritio Pedetti. Darauf spielte auch die stellvertretende Landrätin Tanja Schorer-Dremel an, als sie das Publikum in Hofstetten offiziell zum Jakob-Engel-Jahr begrüßte. Um den Baumeister Jakob Engel aus dem Schatten seiner bekannteren Kollegen hervorzuholen, wird die Stadt Eichstätt in Zusammenarbeit mit dem Diözesanmuseum, dem Diözesangeschichtsverein und dem Naturpark Altmühltal in den kommenden Monaten zahlreiche weitere Veranstaltungen anbieten. Großen Anteil daran hat auch die Kirche als älteste Fördererin von Architektur und Kunst. Wie Generalvikar Isidor Vollnhals humorvoll bemerkte, dürfe er zwar nicht in einem Gebäude von Jakob Engel leben, aber zumindest arbeiten, er habe also auch einen persönlichen Bezug zu jenem Baumeister, der das Gesicht Eichstätts bis heute entscheidend mitgeprägt hat.

Einen sehr gelungenen ersten Eindruck von der oft emotionalen Beziehung zwischen Menschen und den Gebäuden Jakob Engels schafft die Ausstellung „Das Jura-Schloss Hofstetten in alten Ansichten“.

Mit Freude beantwortete Gertrud Heiland bei der Ausstellungseröffnung am Dienstagabend die Fragen der Besucher, zeigte auf die vergrößerten alten Schwarz-Weiß-Fotos und erzählte Geschichten von früher. Früher, das waren die 1930er Jahre, als die heute 84-Jährige ihre Sommerferien mit ihrem Vater, dem Münchner Architekten Adolf Naeßl, im Schloss Hofstetten verbrachte. Damals diente das Gebäude als Forstamt, und Gertrude war als Nichte des damaligen Forstmeisters Karl Rauchenberger zu Besuch.
 

„Da gab es den großen Garten, und im Teich war eine Schildkröte!“ Ein Foto zeigt sie als kleines Mädchen mit Zöpfen und einem Hund in den Armen, ein anderes mit ihrem Vater auf einer Steinmauer sitzend. Das ehemalige Jagdschloss des Eichstätter Barockbaumeisters Jakob Engel ist heute in deutlich besserem Zustand als damals – das Ergebnis jahrelanger Restaurationsarbeiten der heutigen Schlossherren, des Ehepaars Leuschner. Sie haben das ab 1690 zum barocken Jagdschloss umgebaute Gebäude erworben und sich seinen Erhalt zur Lebensaufgabe gemacht.

Ihr Sohn, Juri Leuschner hat das Leben und Werk des Baumeisters Jakob Engel sogar in seiner Masterarbeit erforscht. „Jakob Engel hatte gewissermaßen das Glück, nach dem Dreißigjährigen Krieg bauen zu dürfen – es war fast alles zerstört und es bestand großer Bedarf an Neubauten.“ Der Graubündner Baumeister habe Eichstätt und der Umgebung sogar mehr Werke hinterlassen als Gabriel de Gabrieli und Mauritio Pedetti. Seine Bauweise war ökonomisch: Weniger Dekoration, schnell zu errichtende Gebäude nach dem Baukastenprinzip. Das Schloss Hofstetten, so hatte Juri Leuschner in seiner Begrüßung hervorgehoben, hat dennoch extravagante Details: „Das Toilettensystem etwa suchte damals seinesgleichen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation.“ Heute lassen sich in den hellen, antik möblierten Räumen unter anderem Hochzeitspaare trauen. Alleine im vergangenen Jahr gaben sich 28 Paare hier das Ja-Wort.

Diesen Wandel vom Forstamt zum liebevoll restaurierten Baudenkmal zeigt die Foto-Ausstellung ebenfalls – auf teils sehr persönliche Weise. Neben Gertrud Heiland haben noch weitere ehemalige „Schlossbewohner“ ihre privaten Bilder zur Verfügung gestellt. Hartmut Fleischer etwa, der in seiner Kindheit ebenfalls Feriengast im Schloss war. Er erinnerte sich besonders an die Ticks eines launischen Generals im Ruhestand, der damals mit im Schloss wohnte: „Der ist immer marschiert, 90 Schritte, dann Kehrtwendung. Einmal hat er dabei mit seinem Stock einen Schrank zerkratzt!“ Ein persönliches Verhältnis hat auch Karla Gangauf zum Schloss Hofstetten. Als Angestellte der Forstbehörde hatte sie ihren Arbeitsplatz im heutigen Wohnzimmer mit Blick auf den Garten. Ihre vier Abschiedsfotos, die sie im September 1966 von allen Seiten des Schlosses machte, hat sie ebenfalls für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Interessante geschichtliche Hintergründe und weitere Informationen über Jakob Engel finden sich auch in der Broschüre „Himmlischer Barock“, kostenlos erhältlich in der Eichstätter Touristeninformation. Dort sind auch die zahlreichen weiteren Veranstaltungen wie Konzerte, Stadtführungen und Ausstellungen aufgeführt, die im Rahmen des Jakob-Engel-Jahres noch stattfinden werden.

Die Dokumentation im Stadel des Schlosses Hofstetten ist noch bis zum 27. April geöffnet.