Hofstetten
"Alter Steinkasten" fasziniert Brautpaare

Im Schloss der Familie Leuschner fand die 100. Trauung statt

23.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:12 Uhr

Hofstetten (EK) Was für ein Zufall: Im Schloss Hofstetten, das samt parkähnlichem Garten seit 2010 als Standesamt gewidmet ist, wurde jetzt die 100. Trauung gefeiert – und der Bräutigam hieß ebenso wie der bei der ersten Trauung: nämlich Andreas Böhm.

Hitzhofens Bürgermeister Roland Sammüller nutzte die Gelegenheit, den beiden nicht miteinander verwandten Ehepaaren Böhm zu gratulieren. Ein Dank ging dabei auch an die Standesbeamten Uschi Haas und Reinhard Beringer, der gleichzeitig Verwaltungschef ist, sowie an die Schloss-Eigentümerfamlie Leuschner.

Das erste Jawort vor über vier Jahren in der ehemaligen Wasserburg der Ministerialen von Hofstetten war nicht ohne Symbolik. Denn der damalige Bräutigam Andreas Böhm stammt als ältestes von fünf Kindern aus dem Nachbarschloss Inching und ist ein Urenkel des „geistigen Vaters“ des Jurahausvereins, des Denkmalpflegers, Architekten, Malers und Fotografen Heinrich Ullmann (1872 bis 1953). Der Jurahausverein, der demnächst sein 30-jähriges Jubiläum begeht, war im Mai 1984 Schloss Hofstetten gegründet worden. Zu den 13 Gründungsmitgliedern gehören Robert Böhm, der Vater des Bräutigams, und Peter Leuschner.

Andreas Böhm (31) dagegen, der 100. Bräutigam, kommt aus Denkendorf-Altenberg, seine Frau Kathrin Bschierl aus Ingolstadt.

Bürgermeister Sammüller äußerte sich dankbar, dass mit dem privaten Schloss der Gemeinde ein zusätzlicher attraktiver Tauungsort zur Verfügung stehe – neben dem Sitzungssaal im Hitzhofer Rathaus. Die bisherigen Brautpaare kamen nicht nur aus dem gesamten Landkreis, sondern auch aus Ingolstadt, München, Frankfurt oder Kassel.

Erst kürzlich hatte ein Münchner Paar, das in Indonesien lebte, von dort aus bei der Gemeinde Hitzhofen seine Trauung im Schloss organisiert. Dabei war der einst fürstbischöfliche Jagdsitz in der Bevölkerung eher als „Forstamt“, später dann als „Kloster“ wahrgenommen worden. Denn von 1861 bis 1964 war es staatliches Forstamt, ab 1962 gehörte es den Eichstätter Maria-Ward-Schwestern, die 1965 hinter dem Schloss eine moderne Landwirtschaft mit dem Namen „Klosterhof“ errichtet hatten.

Peter Leuschner bedankte sich bei der Gemeinde für deren „Weichenstellung“, die der bald 900-jährigen Schlossgeschichte ein neues und wichtiges Kapitel hinzugefügt hat. Es sei nicht die schlechteste Aufgabe für so einen alten Steinkasten, meinte er, den würdevollen Rahmen für ein im Leben wichtiges Ereignis zu bilden.