Dollnstein
Hoffen auf friedlichere Zeiten

Rücktritte in kirchlichen Gremien und eine neue personelle Situation prägen derzeit die Pfarrei Dollnstein

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Ins Wanken geraten ist der Hausfrieden in der Pfarrei Dollnstein. Nachdem mehrere Mitglieder kirchlicher Gremien ihre Ämter zur Verfügung gestellt haben und nach einer Veränderung der personellen Situation an der Spitze stehen jetzt Ergänzungswahlen für die Kirchenverwaltung an. −Foto: Redl

Dollnstein (EK) Mächtig thront die den Aposteln Peter und Paul geweihte Kirche über dem Dorf. Ein fester Ort für ein friedvolles Zusammenleben. In Dollnstein aber herrscht Unfrieden. Im Pfarrgemeinderat rumort es, jetzt steht, nach Rücktritten, bei der Kirchenverwaltung eine Ergänzungswahl an.

Das Zerwürfnis innerhalb der Pfarrei Dollnstein ist schon seit längerer Zeit spürbar. Offenkundig wurde es im Verlauf dieses Jahres. Zunächst hatte der Leiter des Liederkranzes/Kirchenchors den Bettel hingeschmissen und zudem die Aufgabe des Organisten abgegeben. Es folgten – nach und nach – Rücktritte mehrerer Mitglieder aus dem Pfarrgemeinderat sowie aus der Kirchenverwaltung. Dann kam die „Quasi-Absetzung“ von Pfarrer Franz Baumeister. Der seit 2008 in Dollnstein residierende Geistliche ist „nur mehr“ Pfarrkurator. Bischof Gregor Maria Hanke hatte Pfingstsonntag den verantwortlichen Leiter des Pfarrverbandes Maria-End, Mörnsheim, Christoph Wölfle, zusätzlich als Pfarrer von Dollnstein eingesetzt und Franz Baumeister zum Pfarrkuraten des Pfarrverbands und „priesterlichen Mitarbeiter“ bestellt. Baumeister hat seitdem nach wie vor seinen Wohnsitz in Dollnstein und unterstützt Wölfle. Dies sei, wie es in der offiziellen Begründung der Diözese heißt, im Rahmen der „Umbesetzung der Neuordnung der Seelsorge in den Pastoralräumen“ geschehen. Während der Pfarrgemeinderat in einer Rumpfbesetzung weiterarbeitet, muss bei der Kirchenverwaltung gehandelt werden: Eine Ergänzungswahl steht an.

Dabei ist es alles andere als leicht, die Gründe für die Misere in der pfarrlichen Zusammenarbeit zu finden. Ehemals engagierte, inzwischen zurückgetretene Mitglieder der Gremien wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen und sich „am besten raushalten“, wie es einer von ihnen gegenüber unserer Zeitung formuliert. „Ich möchte dazu nichts sagen“, sagt ein anderes Mitglied.

„Sollte mir signalisiert werden, ich sei fehl am Platz, kann ich auch gehen.“

Pfarrkurat Franz Baumeister

 

 

Fest aber steht: Der Pfarrgemeinderat als innerkirchliches Gremium agiert vorerst weiter. Wahlen sind derzeit nicht notwendig, das Gremium soll bei der regulären Wahl im Frühjahr neu zusammengesetzt werden.

Anders aber sieht dies bei der Kirchenverwaltung aus. Sie agiert als Gremium der Kirchenstiftung und fällt damit unter das staatliche Stiftungsrecht. Derzeit allerdings ist die Kirchenverwaltung nur mehr mit Pfarrer Christoph Wölfle als geborenem Mitglied (als Nachfolger von Franz Baumeister) und einem weiteren Mitglied besetzt. Vorsitzender Ottmar Mödl ist zurückgetreten, weitere drei Mitglieder folgten nach und nach. Mödl will seinen Schritt nicht öffentlich erklären. Dem Vernehmen nach war das Handeln des damals noch amtierenden Pfarrers und Vorsitzenden der Kirchverwaltung, Franz Baumeister, der Anlass. Der Geistliche, der gerne alle Dinge selbst in die Hand nimmt, sah sich des Öfteren nicht in der Lage, Belege für eigenmächtig getätigte Ausgaben vorzulegen. Die Folge: Die Bücher konnten nicht ordnungsgemäß geführt werden, über Jahre arbeitete die Kirchenverwaltung ohne genehmigten Haushalt. Dies bestätigt auch der inzwischen amtierende verantwortliche Leiter des Pfarrerbandes, Christoph Wölfle. Die Kirchenstiftung Dollnstein, sagte Wölfle in seiner Antrittspredigt in Dollnstein, bewege sich in einer „Grauzone“. Größten Wert legt Wölfle in diesem Zusammenhang auf die Feststellung, dass Gelder keinesfalls veruntreut worden seien. „Das Geld wurde unter anderem für durchgeführte Baumaßnahmen ausgegeben, es fehlen allerdings Rechnungen“, erklärt der ehemalige Regens des Eichstätter Priesterseminars jetzt gegenüber unserer Zeitung. Baumeister habe, so Wölfle, „in seiner Genialität ein eigenes Buchungssystem entwickelt, das gegenüber dem der Diözese Eichstätt sicherlich den einen oder anderen Vorteil haben mag, aber einfach nicht kompatibel ist“.

Die Worte „Genialität“, „hoher Intellekt“, „wandelnde Enzyklopädie“ als Eigenschaften Baumeisters fallen immer wieder in Gesprächen mit dem Kirchenvolk in Dollnstein. Hoch geschätzt wird auch die liturgische und seelsorgerliche Qualität des 62-Jährigen. Doch Absprachen würden nicht immer eingehalten oder Gemeindebelange wenig berücksichtigt. Es fehle zudem, heißt es weiter, an der menschlichen Komponente. So habe sich Baumeister, qua Amt Geistlicher Beirat des größten Vereins in Dollnstein, der DJK, nur ganz spärlich bei Veranstaltungen oder Sitzungen sehen lassen. Auch die Familien-, Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit seien nicht gerade seine Steckenpferde, wird bemängelt. Nicht selten steht der jetzige Pfarrkurat deshalb auch alleine am Altar – die Ministrantenarbeit liegt im Argen. Die Kirchenmusik ist so gut wie verstummt – nach dem Rücktritt des Leiters des Liederkranz/Kirchenchors Dollnstein und Organisten ist zudem der einzig verbliebene Organist erkrankt.

Dafür ist sich Baumeister nicht zu schade, Hausmeistertätigkeiten am Kindergarten durchzuführen, sich Gedanken über ein ausgeklügeltes Beleuchtungssystem zu machen oder Elektroinstallationen selbst auszuführen – und dabei auch einen Perfektionismus an den Tag zu legen, mit dem er sich nicht selten in Kleinlichkeiten verzettelt.

Baumeister selbst kennt sich nur zu gut und räumt „Fehler" ein. Er habe „Aufgaben übernommen, die nicht unbedingt seine Aufgaben“ seien, sagt er. Und er sei in anderen Dingen „mit der Arbeit nicht nachgekommen“, gibt er im Zusammenhang mit den Dissonanzen in der Kirchenverwaltung und den fehlenden Belegen zu erkennen. Von daher sei er auch froh, als Pfarrkurat jetzt „gewisse Dinge“ nicht mehr machen zu müssen und mehr Zeit für die Seelsorge zu haben.

„Die Dollnsteiner Kirchenverwaltung bewegt sich in einer Grauzone.“

Der Leiter des Pfarrverbandes, Christoph Wölfle zur Finanzlage

 

Baumeister beklagt zudem den „Kampf ums Kind“, der auch im pfarrlichen Leben zu spüren sei und bei dem sich die Kirche schwer tue, mit den Angeboten von Sportvereinen oder anderen gesellschaftlichen Akteuren mithalten zu können. Es sei, sagt er, nicht einfach, Kinder- und Jugendarbeit zu machen, wenn Eltern andere Prioritäten setzen oder Trainingszeiten mit kirchlichen Veranstaltungen konkurrierten.

„Wir Pfarrer kommen und gehen“, sagt Baumeister: „Sollte mir signalisiert werden, ich sei fehl am Platz, kann ich auch gehen“, fügt er an. Er sei, so ergänzt er, „ganz Seelsorger und Pfarrer“.

Auf den Seelsorger und Pfarrer Franz Baumeister in Dollnstein setzt dagegen weiterhin Christoph Wölfle. „Ich schätze Franz Baumeister als Mitbruder und Geistlichen sehr“, sagt er. Dem Pfarrverbandsverantwortlichen ist es jetzt daran gelegen, alle für ein pfarrliches Leben notwendigen Akteure wieder einzubinden. Der Pfarrgemeinderat funktioniere nach wie vor, und bei der Kirchenverwaltung werde es auch wieder ruhigere Fahrwasser geben, ist Wölfle zuversichtlich. Es gelte jetzt, „nach vorne zu schauen und einen guten und vorurteilsfreien Umgang miteinander zu pflegen, bei dem der Pfarrer als Teamplayer und Moderator fungiert“.

Für die Kirchenverwaltungs-Ergänzungswahl am Samstag und Samstag stehen – nach einigen Problemen bei der Kandidatensuche und -findung – nun auch genügend Bewerber zur Wahl. Gewählt wird am Samstag, 23. September, von 18.15 bis 19 Uhr und von 20 bis 20.30 Uhr (vor und nach der Vorabendmesse) und am Sonntag, 24. September, von 8.30 Uhr bis 9 Uhr und von 10 bis 11 Uhr (vor und nach dem Sonntagsgottesdienst).