Hilpoltstein
Weniger gefiederte Wintergäste

LBV präsentiert Ergebnis der "Stunde der Wintervögel" Feldsperling im Landkreis an der Spitze

14.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr

Der Feldsperling belegt sowohl in den bayerischen Vogelcharts als auch in denen des Landkreises Platz 1. Mit ihm auf dem Siegertreppchen stehen der Haussperling und die Amsel. - Foto: Kühn

Hilpoltstein/Eichstätt (EK) Was sich bereits zur Zwischenbilanz abgezeichnet hatte, ist nun Gewissheit: Das Ergebnis der Mitmachaktion "Stunde der Wintervögel" des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) zeigt bei Vogelarten wie Meisen und Finken einen deutlichen Bestandsrückgang - auch im Landkreis.

Über 27 000 Menschen hatten Anfang Januar die Singvögel in Bayerns Gärten gezählt. Das Ergebnis: über 640 000 Vögel, aber im Durchschnitt nur 33 gefiederte Gäste pro Garten. Im Landkreis Eichstätt beteiligten sich rund 284 Menschen an der "Stunde der Wintervögel". Sie sahen 37 Vögel pro Garten, also ein paar mehr als der bayerische Durchschnitt. Hauptgrund für den Rückgang ist laut LBV der geringe Zuzug von Vögeln aus dem Norden.

Insgesamt wurden knapp 20 Prozent weniger Vögel beobachtet als 2015. Dabei war der Feldsperling der am häufigsten registrierte Wintervogel in den bayerischen Gärten, gefolgt vom Haussperling und der Amsel. Die Kohlmeise, die in den vergangenen sechs Jahren meist auf dem Spitzenplatz gelandet war, stürzte auf den vierten Rang ab. Auch im Landkreis Eichstätt schaffte es das Trio, bestehend aus Feldsperling, Haussperling und Amsel, an die Spitze der Vogelcharts.

"So wie sich im Vorjahr besonders viele Kohlmeisen und Erlenzeisige aus Nord- und Nordosteuropa zum Überwintern unter ihre bayerischen Artgenossen mischten, blieben derartige Gäste in diesem Winter aus", erklärt Martina Gehret, Beauftragte für Citizen Science beim LBV. Neben Kohlmeisen und Erlenzeisigen fliegen auch Drosseln, Buch- und Bergfinken in großen Scharen aus ihren nordöstlichen Verbreitungsgebieten zwischen Skandinavien und Sibirien zu uns in den "warmen" Süden. Die Zahl dieser nordischen Wintergäste hängt dabei maßgeblich von der dortigen Witterung und dem Nahrungsangebot ab. "In harten Wintern mit wenig Nahrungsangebot weichen mehr Vögel nach Süden aus. Ebenso beeinflusst die Verfügbarkeit von Futter den Bruterfolg im Sommer", so Gehret weiter.

Die Abnahme deckt sich mit den Vogelzugbeobachtungen in vielen anderen europäischen Ländern. "Es gab diesen Winter extrem geringe Durchzugszahlen bei den betreffenden Vogelarten", sagt Gehret.

Als weiterer Faktor für den Rückgang der gezählten Vögel kommt lokal auch ein geringer Bruterfolg im Vorjahr in Frage. "Aus einigen Regionen des Freistaats wurden erhebliche Brutausfälle bei Höhlenbrütern wie Meisen gemeldet", begründet Gehret. Die Ursache hierfür war eine feucht-nasse Witterung während der Brutzeit im April und Mai.

Zudem warnt der LBV vor zu schnellen Schlussfolgerungen. So werden die wenig beliebten Rabenvögel immer wieder für den Rückgang der Singvögel verantwortlich gemacht. Genauso wie Eichhörnchen oder Marder erbeuten auch Rabenvögel mal ein Gelege oder Jungvögel. "Doch zahlreiche Studien aus ganz Europa belegen seit langem, dass Rabenvögel keinen nachteiligen Einfluss auf Singvogelbestände haben." Dazu bestätigen die Zahlen der Mitmachaktionen der LBV seit Jahren, dass Elstern, Rabenkrähen oder Eichelhäher in Gärten nicht zunehmen. "Es ist also nur eine gefühlte Zunahme", erklärt Gehret. "Elstern und andere Rabenvögel sind ein ganz normaler konstanter Faktor in unserer Vogelwelt. Der häufig vorschnell gezogene Schluss, dass die Singvogelbestände dort abnehmen, wo Elstern auftauchen, lässt sich nicht bestätigen."

Aufgrund des Abstürzens der Kohlmeise (4.) landete der Feldsperling in den bayerischen Vogelcharts an der Spitze vor dem Haussperling (2.). "Diese Platzierungen bedeuten jedoch keinesfalls, dass der Gesamtbestand der beiden Sperlingsarten insgesamt zugenommen hat", erklärt die Forstingenieurin. Auch die Amsel (3.) konnte sich noch vor die Kohlmeise schieben. Danach reihen sich Blaumeise (5.) und Buchfink (6.) ein.

Die meisten Vögel bekamen mit 43 pro Garten die Teilnehmer in Niederbayern zu sehen. Über dem bayerischen Durchschnitt von 33 lagen auch noch die östlichen Regierungsbezirke Oberfranken (37) und Oberpfalz (37). Danach folgen Schwaben (34), Unterfranken (33), Mittelfranken (32) und Oberbayern (30).

In vielen Großstädten lagen die Zahlen besonders niedrig. Mit im Schnitt nur 20 Vögeln pro Garten ist München sogar die vogelfeindlichste Stadt Deutschlands. Hier fordern dem LBV zufolge Bauboom und die ungebremste Nachverdichtung ihren Tribut. Und auch in Nürnberg (25), Augsburg (26) und Bamberg (26) zeichnet sich der städtische Abwärtstrend bereits ab.

Bezirks- und landkreisgenaue Ergebnisse sowie Auswertungen gibt es unter www.stunde-der-wintervoegel.de" class="more"%>.