Heute
Wüstenschiffs Wiederkehr

29.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Heute habe ich mal einen Witz für Sie: Treffen sich zwei Eichstätter. "Was machst du an diesem Wochenende" - "Ich gehe auf den Kirchweihmarkt." - "Und was ist da los" - "Ich lass mich überraschen!"

Tusch! Tätä, tätä, tätä! Für Auswärtige zur kurzen Erläuterung: Der hiesige Kirchweihmarkt ist mit jeder einzelner seiner Attraktionen so berechenbar wie der Halleysche Komet. Der kommt allerdings bloß alle 76 Jahre (als Nächstes 2061), während der Kirchweihmarkt im Jahrestakt zu erwarten ist, immer am ersten Oktoberwochenende. An diesem Samstag und Sonntag ist es wieder so weit: Zwischen Dom- und Marktplatz beziehen die üblichen Verdächtigen ihre angestammten Positionen. Die Sache erinnert mich immer an "Dinner for one": "The same procedure as last year" - "The same procedure as every year!"

Nur dass man im Falle des Kirchweihmarkts nicht über einen ausgestopften Eisbären stolpert wie der selige Freddie Frinton, sondern über ein leibhaftiges Kamel. Das Erstaunlichste aber ist: Es ist noch nicht mal Kirchweih...

Die bayerische Allerwelts-Kirchweih ist nämlich grundsätzlich am dritten Sonntag im Oktober, aber das ist wettermäßig heikel. Da kann es leicht mal regnen, und dann kommt keiner zum verkaufsoffenen Sonntag. So überlässt unser City-Verein den echten Feiertermin den zünftigen Leuten droben in den Juradörfern. Da geht man dann übrigens erst einmal, wie sich's gehört, zum Hochamt in die Kirche.

So betrachtet hat unser Kirchweihmarkt mit Kirchweih so viel zu tun wie der Sellinger mit dem Dom - und dazu passt, dass der Kirchweihmarkt in seiner jetzigen Form auf niemand anderen zurückgeht als . . . genau! Man trennte sich später (wenig überraschend) im Unguten. Ich sage nur: Nie wieder ProEichstätt! Der Markt aber blieb in abgespeckter Form erhalten, inklusive dem Kameltreiber und seinem gleichmütig übers Pflaster schaukelnden Wüstenschiff. Merke: Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass sich in Eichstätt eine etablierte Veranstaltung ändern würde. Das Volksfest neulich war dafür ein schönes Beispiel, und im Dezember kommt auch schon wieder der Adventsmarkt auf dem Domplatz. Ich kann das angekokelte Stockbrot jetzt schon riechen.

Und dann wäre da noch die Kirchweih-Dult auf dem Domplatz. Der Termin: direkt an der echten, katholischen Kirchweih. Wirklich wahr, die schwindsüchtige Dult gibt es immer noch, garantiert ohne verkaufsoffenen Sonntag. Von Jahr zu Jahr wird sie mickriger - aber das ist dann irgendwie auch schon eine Tradition. Wieder keine Überraschung.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach