Heute
Harte Männer im Neonlicht

05.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Heute beginnen wir den Tag mal mit einem kleinen Männerwitz. Frage: „Wie schmeckt gegrilltes Gemüse am besten“ Antwort: „Wenn man es unmittelbar vor dem Servieren durch ein Steak ersetzt.“ Da lacht er, der Mann von heute, der tagein, tagaus in einem klimatisierten Büro hockt oder in einer Fabrikhalle mit Neonbeleuchtung steht und vom sonnigen Wochenende träumt.

Denn dann, ab Freitagabend, ruft das echte, raue, harte Männerleben: Dann geht es hinaus ins Freie.

Genauer gesagt geht es zunächst in eine Halle mit Kunstlicht. Zum neuen Obi im Eichstätter Gewerbegebiet. Denn in der genetischen Struktur des Mannes ist festgelegt, dass er beim ersten, zaghaften Frühlingsbeginn sofort in Nestbau-Aktivitäten verfällt (Hämmern, Sägen, Auto Putzen) und zudem trotz metertief gefrorenen Bodens wie wild mit dem Garteln anfängt. Vor allem aber, dass er auf der Stelle den teuersten Gartengrill kauft, der auf dem Markt ist. 350 Euro gelten da als „Schnäppchen“, wie man heute so sagt, denn schließlich kauft der Mann damit ein ganzes Lebensgefühl und kann außerdem Frau und Kinder ernähren. Sparen tut er dann hinterher wieder – indem er für seine Luxusfeuerstelle die billigsten, eingeschweißten Schweinenackensteaks bei Norma-Lidl-Aldi kauft.

Unser Obi hat bei seiner Neueröffnung ein goldenes Händchen für den perfekten Zeitpunkt bewiesen: Nichts machen Leute mit heimwerkerischen Freiluftambitionen lieber, als sich einen halben Tag lang dicht gedrängt in einer Verkaufshalle die Beine in den Bauch zu stehen. Unsere Sollnau war folgerichtig zugeparkt, als hätten alle wegen eines bösartigen Computerfehlers am gleichen Tag ihren TÜV-Termin bekommen. Oder als wäre das neue „Kaufland“ schon gebaut. Oder als gäbe es was umsonst. Es wurden einem jedoch bloß überall Rabattzettel in die Hand gedrückt. Die Leute haben sich prompt eingebildet, sie wären hochexklusiv zum „VIP-Power-Shopping“ eingeladen. Für so eine Ehre steht man gerne ein Stündchen in der Schlange.

Am meisten hat die Leute aber beeindruckt, dass unser Bäckermeister Schneller eine blitzsaubere Designer-Filiale mitten in den Obi hineingebaut hat – so macht man das heute, wenn man zeigen will, dass man nicht zum alten Eisen gehört. Apropos Eisen: Ich, der Schlossleutnant, war am Samstag in alter Verbundenheit beim Eisenwarenhändler Stoelzl in der Luitpoldstraße – für wahre Shoppingfreunde jedes Mal eine Sternstunde. Und die neueste Nachricht habe ich da auch erfahren: Der Stoelzl, dieser Fuchs, ist auch nicht von gestern. Er holt sich demnächst den Bäcker Liepold als Untermieter. Mein Fazit: Diese Schlacht ist noch lange nicht entschieden!

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach