Heidenheim
Wenn die Ananas von Gott erzählt

Die Bibel beim "Fest der Ökumene" im Kloster Heidenheim "schmackhaft" gemacht

29.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Ließen die wissenschaftliche Bibelauslegung beiseite und betonten vielmehr den persönlichen Charakter der Heiligen Schrift: Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Bischof Gregor Maria Hanke im Gespräch mit Moderator Bernhard Löhlein. - Foto: Leykamm

Heidenheim (lkm) Die Bibel ein alter Hut? Von wegen! Beim fünften Fest der Ökumene in der Begegnungsstätte Kloster Heidenheim bot sich ein ganz anderes Bild. Workshops, eine Talkrunde, eine Vesper nahmen sich der Heiligen Schrift der Christen an. Zu Gast war auch Bischof Gregor Maria Hanke.

Es war der Diplom-Figurenspieler Matthias Jungermann, der mit bekannten Gleichnissen Jesu bei Jung und Alt punkten konnte. Da wurde der verlorene Sohn zur Banane und der Vater zur Ananas. Der prassende Filius landete bei den "roten Grünrüsselschweinen" (rote Paprika), bevor alles gut ausging. Und der Zöllner Levi fand den Weg von seinen Kumpeln, den Bierdosen, hin zu Jesus, dem Wasser des Lebens. Beim künftigen Essen und Trinken würden nun die Bibelgeschichten wieder ins Gedächtnis gerufen, so die Hoffnung. Die Auseinandersetzung mit der Bibel und ihren Übersetzungen durfte beim Fest der Ökumene nicht fehlen.

Was es mit der revidierten Lutherbibel auf sich hat, wollte in einem Workshop eigentlich der evangelische Dekan Klaus Kuhn erläutern. Hierfür fanden sich allerdings keine Interessenten. Das Thema sei aber schon hinreichend bearbeitet worden, schätzte der Seelsorger. Von katholischer Seite galt es die Revision der Einheitsübersetzung in den Blick zu nehmen, was Claudio Ettl (Katholisches Bibelwerk Bamberg) übernahm. Dabei räumte er auch gleich mit einem hartnäckigen Vorurteil auf: Der Begriff ziele nicht auf eine ökumenische Ausrichtung der Übersetzung, sondern darauf, dass mit ihr die Katholiken endlich eine einheitliche Bibelversion für die eigene Liturgie bekamen. Bei der Revision allerdings habe es die Chance gegeben, dass nun die Ökumene zum Zuge kommt. Aber das Werk lag vor seinem Erscheinen "zwei Jahre in Rom herum", sagte Ettl. Von protestantischer Seite regte sich hier Protest. Man könne nicht eine konfessionsübergreifende Version der Heiligen Schrift erstellen und danach den Papst den Text noch ändern lassen, gab der Referent die Bedenken wider. Dass es überhaupt mehrere Übersetzungen gibt, sah er als "keine Konkurrenz" an. Genau das mache ja die Ökumene aus und bringe die Schrift vielmehr noch besser zum Leuchten. "So entsteht ein schönes Mosaik."

Der frische Umgang mit der Bibel spiegelte sich nicht nur in den verschiedenen Workshops wider, sondern auch in der Talkrunde mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke und der Ansbach-Würzburger evangelischen Regionalbischöfin Gisela Bornowski, moderiert von Bistums-Redakteur Bernhard Löhlein. Hanke verglich die Reise durch Gottes Wort als Gebirgswanderung, die einen "beeindruckt und erhebt." Die Mahnungen, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit walten zu lassen, seien dabei durchaus herausfordernd, so Bornowski. Umso befremdlicher seien etwa Teile des Alten Testaments, in denen Gott in Verbindung mit Gewalt und Krieg gebracht werde. Hanke lehnte sich hier aus dem Fenster: "Das kann ich als Christ nicht akzeptieren." Er verwies zugleich auf Bergpredigt und Kreuzesgeschehen. Es sei diese "Brille Jesu", durch die man das Wort betrachten solle. So werde es zum "Zeugnis dafür, dass Christus gegenwärtig ist" und der Lesende oder Hörende zum Resonanzraum der Liebe Jesu. Dabei könnten einzelne Bibelstellen plötzlich ganz besondere Bedeutung erlangen: "Gott redet mit jedem persönlich!" Das erfahre er als Bischof etwa, wenn er versucht sei, "eine Personalakte rein administrativ zu bearbeiten" und ihn die anschließende Liturgie zum nochmaligen Überdenken animiere. Die Schrift als sanftes Korrektiv Gottes, weswegen Bornowski in der abschließenden Vesper auch empfahl: "Lasst das Wort Gottes reichlich unter Euch wohnen" - ein Bibelzitat. Auch die Bischöfin sah die Schrift als ein Instrument, mit dem der Schöpfer Beziehung zu den Gläubigen pflegt: "Gott ist wortbar" - ein Lutherzitat.