Gemeinsames Essen und Meditieren

25.03.2009 | Stand 03.12.2020, 5:05 Uhr

Mitglieder des Ausschusses für Behindertenseelsorge und Bewohnerinnen sowie Bewohner mit Behinderung des Wohnheims für Erwachsene St. Anna der Caritas diskutierten miteinander und meditierten über die Figur "Der Hirte und das verletzte Schaf". - Foto: Esser

Eichstätt/Ingolstadt (EK) "Wichtig ist die Nähe zu Menschen mit Handicap." Der Vorsitzende des Sachausschusses für Behindertenseelsorge des Diözesanrates Eichstätt, Günter Einsiedel, begründete gleich zu Beginn der Sitzung am Samstag, weshalb sich das Gremium dieses Mal im Wohnheim St. Anna in Ingolstadt getroffen hatte.

In diesem Haus, das zum Caritas-Zentrum St. Vinzenz gehört, leben vorwiegend Erwachsene mit geistiger Behinderung. Die knapp 15 gekommenen Ausschussmitglieder ließen sich vom stellvertretenden Leiter des Wohnheims, Matthias Inderst, durch die Räume führen. Inderst zufolge sind in dem 1998 gebauten Haus alle 45 Wohnplätze belegt. Betreut würden Personen ab 18 Jahren.

Die Ausschussmitglieder aßen in den fünf Wohngruppen mit den geistig behinderten Menschen zu Mittag und informierten sich bei ihnen und ihren Betreuern über ihre Anliegen. Gewünscht wurde zum Beispiel, für einen blinden Bewohner möglichst für einen Nachmittag im Monat einen ehrenamtlichen Begleiter zu finden. In einer gemeinsamen Meditation von Ausschussmitgliedern und Bewohnerinnen und Bewohnern in St. Anna wurde über die Figur "Hirte mit verletztem Schaf" des Ingolstädter Künstlers Michael Graßl reflektiert. Viele brachten dabei erlebte Schicksalsschläge von verstorbenen Familienangehörigen ein, aber auch Beispiele erfahrener Hilfe und beteten mit "Der Herr ist mein Hirte" um Gottes Beistand.

In der Sitzung des Ausschusses wurde vor allem über einen möglichen dauerhaften Ort des Referates Behindertenseelsorge in der Diözese von Behindertenseelsorger Alfred Grimm diskutiert. Vorsitzender Einsiedel warb dabei für Ingolstadt, Elfriede Herrmann-Schmidt aus Stein für Nürnberg: Beide machten auf eine Vielzahl von Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in diesen Städten aufmerksam, mit denen das Referat vor Ort besser kooperieren könne. Auch Einflüssen von Sekten oder religiösen Sondergruppierungen mit unheilvollen Versprechungen auf Menschen mit Behinderung könne so besser begegnet werden.

Domkapitular Rainer Brummer, geistlicher Beirat des Ausschusses, verwies auf wichtige Beziehungen des Behindertenseelsorgers in Eichstätt zu anderen Referaten, etwa Frauen- oder Seniorenseelsorge, oder anderen Einrichtungen wie zum Beispiel dem Priesterseminar. Zudem gebe es in Eichstätt bereits die Aussicht auf ein zentrales Haus.

Grimm selbst erklärte, dass für ihn der Ort des künftigen Referatssitzes weniger bedeutend sei als die Rolle, die Behindertenseelsorge in den Pfarreien grundsätzlich spiele. Er warb für das Ziel, als beispielhaftes Modell möglichst eine Pfarrei so aufzubauen, dass in jedem Gremium ein Mensch mit Behinderung vertreten ist und in der es besonders enge Beziehungen zu Menschen mit Behinderung sowie Einrichtungen für sie in ihrer Nähe gibt. Ein solches Modellprojekt existiert nach seiner Kenntnis bisher in keiner Diözese.

Elfriede Schmidt-Herrmann gab einen Überblick über die im Bundestag derzeit stattfindende Debatte über Spätabtreibungen. Sie machte unter anderem auf eine Stellungnahme der Bundesvereinigung Lebenshilfe aufmerksam. Diese verweist auf die "Erfahrung von mehreren hunderttausend Familien, dass ein glückendes Leben mit Behinderung möglich ist". Bei einem Infoabend in ihrer Pfarrgemeinde, so kündigte Schmidt-Herrmann an, wolle man der Frage nachgehen, was getan werden kann, damit Leben mit Behinderung nicht als lebensunwert gesehen werde.