Freilegung von Kastell abgelehnt

05.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:56 Uhr

Kipfenberg (EK) Nach wie vor spannend sind die Einblicke in die Geschichte, die Archäologen vermitteln können. Vor kurzem informierten der Landeskonservator für Bodendenkmäler Dr. Sebastian Sommer und Referatsleiter Dr. Jörg Faßbinder vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München über das Weltkulturerbe Limes im Raum Kipfenberg und über die Ergebnisse der jüngsten geophysikalischen Untersuchungen in Böhming. An die beiden Vorträge, die rund 30 Zuhörer im Kipfenberger Bürger- und Kulturzentrum Krone verfolgten, schloss sich eine rege Diskussion an, wie künftig der Limes besser dargestellt und touristisch erschlossen werden kann.

Die Kreuzung des seit Sommer 2005 auf der Liste des Welterbes der Menschheit stehenden Raetischen Limes mit dem Altmühltal an dessen Engstelle in Kipfenberg sei aus heutiger Sicht ein bedeutender Punkt auf der archäologisch-historischen Landkarte Bayerns, sagte Sommer. Die gut erhaltenen Limesstrecken südlich und vor allem nördlich des Tals, kurze, teilrekonstruierte Stücke und Wachtturmgrundrisse, die hölzerne Installation eines Turms und das romantische Ensemble aus Kirche, Messnerhaus und römischem Kastell in Böhming mit seiner die hier liegende Weite des Altmühltals beherrschenden Stellung vor großartiger Naturkulisse bilden wichtige Anziehungspunkte für Touristen und Fachleute aus Nah und Fern. Von großer Bedeutung für die Vermittlung sei das Römer- und Bajuwarenmuseum auf der Burg Kipfenberg mit dem Limes-Infopoint. Limeslinie, Kastell Böhming und die museale Vermittlung im Römer- und Bajuwarenmuseum seien eine einzigartige Konstellation entlang des Raetischen Limes. Bedrückend sei für ihn, so Sommer, dass bislang keine tragfähige Lösung gefunden werden konnte, die den Fortbestand des Museums sichere. "Es ist eine Katastrophe, wenn das Museum schließen muss", sagte Sommer.

Im Wesentlichen habe man bislang auf Erkenntnisse zurückgegriffen, die die Reichs-Limeskommission in den Jahren 1892 bis 1937 gesammelt habe, sagte Faßbinder. Neben der Luftbildarchäologie stünden heute auch andere, vollkommen zerstörungsfreie Untersuchungsmethoden zur Verfügung, die Einblicke in den Boden erlauben, ohne den Spaten benutzen zu müssen. Eine solche Untersuchungsmethode sei die Geomagnetik, die Faßbinder ausführlich erklärte. Mittels dieser Messtechnik wurden im vergangenen Jahr im Kastellbereich in Böhming flächendeckende Untersuchungen durchgeführt. Und die Ergebnisse lassen aufhorchen: Die Struktur des Kastellbereichs konnte nachgewiesen werden. Die Untersuchung brachte viele neue Erkenntnisse, die die Untersuchungen der Reichs-Limeskommission weiter vervollständigen. Faßbinder zeigte ein virtuelles 3D-Modell des Kastells, anhand dessen er die Lagerstruktur erklärte.

In der anschließenden Diskussion ging es im Wesentlichen um die Darstellung des Kastells Böhming und die touristische Aufwertung. Einen Vorschlag, wonach man einen Teilbereich der Lageranlage freilegen und zugänglich machen solle, lehnte Sommer kategorisch ab. Aus archäologischer Sicht sei dieses Ansinnen sicherlich sehr spannend, so Sommer. Durch eine Ausgrabung zerstöre man jedoch das Bodendenkmal endgültig. Es gelte aber die Bodendenkmäler für die Zukunft zu erhalten. Sommer schlug vor beispielsweise durch Anpflanzungen die Struktur des Kastells sichtbar zu machen. Für solche Maßnahmen stünden derzeit Fördermittel zur Verfügung.