Ferdinandshof
Neues Leben in des Erzherzogs Bauernhof

Der historische Ferdinandshof aus dem Jahr 1805 wird jetzt vom Wirtsehepaar Schaller betrieben

01.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Haben gemeinsam eine Lösung für den Ferdinandshof gefunden (von links): Markus Meier, Anna-Maria Meier, Dieter Schaller, Ernestine Schaller und Ernst Meier. - Foto: aur

Ferdinandshof (EK) Diese Hofanlage ist ein absolutes Unikat: Der Ferdinandshof, an der B 13 westlich von Rupertsbuch ganz für sich allein gelegen, hat eine ganz besondere Geschichte. Für die Zukunft sind jetzt die Weichen neu gestellt: mit dem Eichstätter Gastronomen-Ehepaar Dieter und Ernestine Schaller.

Ferdinandshof (aur) Diese Hofanlage ist ein absolutes Unikat: Der Ferdinandshof, an der B 13 westlich von Rupertsbuch ganz für sich allein gelegen, hat eine ganz besondere Geschichte. Für die Zukunft sind jetzt die Weichen neu gestellt: mit dem Eichstätter Gastronomen-Ehepaar Dieter und Ernestine Schaller.

Die langjährigen Pächter des Gasthofs Krone am Eichstätter Domplatz scheinen auf dem Ferdinandshof eine Art zweiten gastronomischen Frühling zu erleben. Sie stellen den Hof, in dem sich schon seit 1964 eine Wirtschaft befindet, für Veranstaltungen zur Verfügung, betreiben, neudeutsch gesagt, „Eventgastronomie“. Ihr Plan ist aber außerdem, immer wieder öffentliche Veranstaltungen anzubieten, damit auch die allgemeine Bevölkerung Zugang zu dem einmaligen, denkmalgeschützten Ensemble erhält, bei einem Jazz-Brunch zum Beispiel oder bei Weinabenden. In Eichstätt ist diese – überraschende – Entwicklung Stadtgespräch. Wollten doch die Schallers ursprünglich ins Alte Stadttheater, was sich aber ganz kurzfristig zerschlug.

Der Ferdinandshof gehört Anna-Maria Meier, der Senior-Chefin der Baufirma Martin Meier in Eichstätt. Sie ist eine geborene Neumeyer, im Ferdinandshof aufgewachsen und hat ihn schließlich geerbt. Entsprechend wichtig ist ihr dieser Familienstammsitz. Und ihr wie schon ihren Eltern war immer klar, dass dieser Hof historisch etwas ganz Besonderes ist. Und mochten die Leute aus dem Dorf in den 1960er Jahren noch so oft empfohlen haben, man möge das „alte Glump“ doch am besten wegschieben und durch einen modernen Neubau ersetzen.

Der Ferdinandshof hat seinen Namen nicht von ungefähr: Am 23. August 1805 wurde der Grundstein für diesen Gutshof gelegt, und das Anwesen sollte nur das erste sein für eine ganze neue Siedlung, eine Bauernkolonie im Wald hinter Rupertsbuch. Solche ehrgeizigen Pläne hatte der damalige Eichstätter Fürst, Erzherzog Ferdinand von Toscana (der seinen Sitz übrigens in Salzburg hatte und sein Land an der Altmühl nie betreten hat). Doch die politischen Wirren der Zeit fuhren dem Erzherzog in die Parade. Nur von 1803 bis zum 11. März 1806 dauerte seine Herrschaft über Eichstätt, dann wurde die Gegend bayerisch. Und der Ferdinandshof blieb tatsächlich das einzige Anwesen der geplanten „Kolonie“ im „Ferdinandfeld“, das bis dahin entstanden war. Er blieb ein Einzelhof, wurde fürstlicher Bauhof, ehe der Eichstätter Hofbaumeister Jordan Maurer ihn für sich und seine Familie erwarb. 1852 kaufte Franz Xaver Neumeyer aus Schönau den Hof – und seitdem blieb er im Besitz der Familie Neumeyer, bis zum heutigen Tag.

In den Jahren 2005/2006, längst hatte Eigentümerin Anna-Maria Meier ins Bauunternehmen Meier eingeheiratet, gab es eine aufwendige Generalsanierung. Der Hof, passenderweise seit Ferdinands Zeiten im Toskana-Stil errichtet, beherbergte seitdem ein italienisches Restaurant mit Wirt Franco Baglieri. Der wirtschaftliche Erfolg ließ am Ende allerdings massiv nach, und so wurde zehn Jahre nach der Generalsanierung nach einer neuen Lösung gesucht. Die ist nun mit den Schallers gefunden – wobei Dieter Schaller zunächst eigentlich nur als Berater ein paar Tipps hätte geben sollen, was man mit diesem Anwesen denn gastronomisch anstellen könnte. Schaller überlegte eine Weile und fand zunehmend Gefallen an der Idee, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Die Ablehnung des Alten Stadttheaters, so betont er, habe allerdings schon vorher stattgefunden.

Beim Unternehmen Meier hat Markus Meier die Sache im Wesentlichen in die Hand genommen. „Für uns ist dieses Haus als unser Familienstammsitz sehr wichtig“, sagt er. Die ganze Familie habe beraten und sich ein Konzept überlegt, „auf die Schallers sind wir erst später gekommen“. Ein junger Innenarchitekt aus Hamburg, Julius Reimann, wurde verpflichtet – ein gebürtiger Eichstätter. Und seit Anfang Juni geben sich auf dem Ferdinandshof feiernde Gesellschaften die Klinke in die Hand. Die Verantwortlichen sind vom völlig überraschenden Erfolg geradezu überrumpelt.

„Der Ferdinandshof erfindet sich immer wieder neu“, sagt Markus Meier. „Das ist das Schöne an einem Denkmal.“ Und derweil laufen die Überlegungen, wie man den großen Stadel des Anwesens noch ins Konzept einbinden kann. Der Stadel – so ist das im ganzen Ferdinandshof, befindet sich noch im Urzustand. Von 1805 also – als sich Eichstätt und die Toskana so nahe waren wie nie.