Erst
Alles super im KOM

23.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Erst in dieser Woche habe ich wieder etwas Herzerwärmendes im Fernsehen geschaut: liebreizende Hühner, die nach 30 Tage Dauerfuttern – manche sagen auch Mästen dazu – sozusagen das erste Mal das Licht der Welt, den ersten Sonnenstrahl, erhaschen. Auf den wenigen Metern nämlich vom Großraummaststall zum Lastwagen, der sie zum Schlachthof bringt.

Und damit auch möglichst viele Hühner auf solch einen Viechtransporter passen, wird da durchaus ein wenig nachgeholfen – wie Stofftiere werden sie von spezialisierten Verpackungstrupps in Plastikboxen gequetscht. Aber das ist sicherlich gesetzlich konform: 3,52 Quadratzentimeter vorgeschriebener Platz pro Huhn oder so.

Warum nur kommen mir diese Hühnertransportbilder nun immer vor mein geistiges Auge, wenn ich einen Schulbus an mir vorbeirauschen sehe? Nein, nein, liebe Eltern, Bürgermeister und wer auch immer sich in diesen Tagen wieder einmal darüber aufregt, dass unsere lieben Kleinen wie die Tiere, respektive Hühner, zur Schule gegondelt werden – es ist alles in bester Ordnung. Und wer das nicht glauben mag, dem sei die Lektüre der neuen Broschüre anempfohlen, die das Landratsamt zur Schülerbeförderung herausgegeben hat.

Tja, es sei aus Kapazitäts- und vor allem aus Kostengründen halt nicht immer möglich, jedem Schüler einen Sitzplatz im KOM (Kraftomnibus) oder GOM (Gelenkomnibus) zu garantieren, steht dort geschrieben. (Das klingt irgendwie so, als würden sich Lottogesellschaften dafür entschuldigen, den Spielern „leider nicht immer“ einen Sechser garantieren zu können.) Und überhaupt: In S- und U-Bahnen müssten die Leute ja auch stehen. Daher werde die Ausnutzung der Stehplatzkapazitäten auch im ländlichen Raum grundsätzlich (fett gedruckt) als zumutbar angesehen. Und wenn es dann doch einmal ein wenig eng werden sollte im Bus – sind die Kinder schuld. Weil die Bälger partout nicht aufrücken, beim Freund oder der Freundin stehen bleiben wollen oder einfach Sitzplätze freihalten. Glücklicherweise hat die Broschüre noch einige Tipps parat, falls es zum Äußersten (Stehplatz) kommt: In diesem Fall bitt’schön den Schulranzen zwischen den Füßen platzieren und einen Haltegriff suchen, um sich festzuhalten.

Es ist also alles super mit der gesetzlichen Hühner-, Pardon, Schülerbeförderungsverordnung. Trotzdem möchte der Schlossleutnant den Schülern an dieser Stelle sicherheitshalber noch zweierlei wünschen: einen robusten Magen und eine möglichst geringe Neigung zur Klaustrophobie.

Pfüat Gott, Euer

Schlossleutnant

Lorenz Krach