Erklären
"Gewillt, die Probleme gemeinsam anzupacken"

Innenstadtmoderatorin Lisa Lorenz zieht im Interview eine erste Bilanz

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Seit Mitte Mai ist Lisa Lorenz als Innenstadtmoderatorin in Eichstätt tätig. Sie gilt als Bindeglied zwischen Stadtverwaltung und Bürgern, Vereinen und Verbänden und kümmert sich um die Umsetzung der Ziele von ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) - Foto: kno

Eichstätt (EK) Seit Mitte Mai ist Lisa Lorenz als Innenstadtmoderatorin in Eichstätt tätig. Sie gilt als Bindeglied zwischen Stadtverwaltung und Bürgern, Vereinen und Verbänden und kümmert sich um die Umsetzung der Ziele von ISEK. Lorenz berichtet dem Eichstätter Kurier im Interview, welche Aufgaben ihre Arbeit umfasst.

Erklären Sie doch mal, was Baustellenmarketing ist. Denn das gehört ja auch zu Ihren Aufgaben.

Lisa Lorenz: Das Bauamt erstellt die Pläne, wo gerade eine Baustelle eingerichtet wird. Diese Mitteilungen werden dann in den betreffenden Gebieten in die Briefkästen geworfen. Auch Pro Eichstätt erhält die Informationen, damit sich Gewerbetreibende gegebenenfalls darauf einstellen können. Es ist immer bemängelt worden, dass zu spät über Baustellen informiert wird. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Betroffenen persönlich anzusprechen.

 

Ihre Großbaustelle ist freilich die Innenstadt. Hier gibt es Begehrlichkeiten – vor allem von den Einzelhändlern.

Lorenz: Ich habe schon sehr konstruktive Gespräche mit Einzelhändlern geführt. Allgemein ist die Stimmung so, dass man gewillt ist, die Probleme gemeinsam anzupacken.

 

Die einen sehen in möglichst vielen Parkplätzen das Allheilmittel, die anderen in der sogenannten Aufenthaltsqualität. Wie schafft man diesen Spagat?

Lorenz: Es ist meine Aufgabe, mit den Betroffenen zu reden und einen Konsens zu finden. Wir sind allerdings noch nicht in der konkreten Umsetzung eines Projekts.

 

Drei Viertel des Einzelhandelsumsatzes werden in der Peripherie gemacht, nur ein Viertel im Zentrum. Wie kann man da gegensteuern?

Lorenz: Es wurde jetzt die ISEK-Strategiegruppe gegründet (siehe Infokasten), und dabei wird es unter anderem darum gehen, wie man den Einzelhandel als einen Teil der Innenstadtentwicklung unterstützen kann. Man kann hier Qualifizierungsmöglichkeiten anbieten oder untersuchen, welche Sortimente sich noch ansiedeln könnten. Die Innenstadt ist jedoch mit ihren individuellen und hochwertigen Geschäften grundsätzlich gut aufgestellt.

 

Inwiefern ziehen denn die Einzelhändler an einem Strang? Siehe das Dauerthema einheitliche Öffnungszeiten, die bisher nie zustande gekommen sind.

Lorenz: Natürlich hat jeder Einzelhändler seinen eigenen Standpunkt. Aber ich denke, das Bewusstsein, dass der Einzelhandel in der Innenstadt gestärkt werden muss, ist schon da.

 

Sie haben konkrete Projekte benannt, als Sie angefangen haben. Unter anderem geht es um die Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit.

Lorenz: Beim Fußgängerleitsystem haben wir bereits die bestehende Beschilderung aufgenommen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Zum anderen haben wir mit Schülern der Mittelschule eine Befragung von Radfahrern durchgeführt. Mit den Einzelheiten setzt sich dann die Strategiegruppe auseinander, und sie wird auch weitere Projekte für das nächste Jahr auf Grundlage des ISEK festlegen.

 

Wann kann man was sehen?

Lorenz: Wir sind kein Büro, das für Aktionismus bekannt ist. Wir wollen fundierte Änderungen. Um konkrete Projekte umzusetzen, wird es Projektgruppen geben, in denen Eichstätter Bürger die Möglichkeit haben, sich aktiv in die Stadtentwicklung einzubringen. Dieser Prozess der Bürgerbeteiligung ist wichtig, um große Akzeptanz bei der Umsetzung von Projekten zu erreichen. Aber ab kommendem Frühjahr wird sich da sicher etwas tun. Radfreundlichkeit zum Beispiel besteht ja nicht nur darin, ein paar Fahrradständer mehr aufzustellen.

 

Mit welchen Pfunden kann die Innenstadt wuchern?

Lorenz: Mit der Architektur, der Lage an der Altmühl und netten Einzelhändlern, die einem viel Service bieten.

 

Altstadt – Spitalstadt: Sehen Sie da ein Spannungsfeld?

Lorenz: In gewisser Weise kann man eine Erweiterung auch als eine Beschneidung der Altstadt ansehen. Aber die Spitalstadt kann eine Ergänzung zur Altstadt darstellen. Daher sollte man ihr auch die Chance geben, eine Ergänzung zu werden.

 

Aktuelles Thema ist die Umwandlung von Läden in Wohnungen.

Lorenz: Natürlich wünscht sich jeder, dass es keine Leerstände gibt. Grundsätzlich ist es gut, dass derzeit eine Sanierungswelle durch Eichstätt schwappt. Man muss hier von Fall zu Fall schauen, ob eine Umnutzung besser ist als ein Leerstand. Man muss auch noch stärker das Gespräch mit den Immobilieneigentümern suchen, um hier auch Unterstützung anzubieten und Möglichkeiten auszuloten, wieder mehr Geschäfte anzusiedeln.

 

Sie bieten Sprechzeiten in Ihrem Büro an. Nutzen die Bürger diese?

Lorenz: Einige nutzen diese, um auch mal Dampf abzulassen. Da ist die Hemmschwelle, ins Rathaus zu gehen, zu groß. Manche stehen auch nur draußen und schauen hinein. Dann öffne ich die Tür, und es entstehen tolle Gespräche. Aber es braucht noch etwas, bis ein Bewusstsein bei den Bürgern entsteht, dass mit meiner Stelle auch die Möglichkeit geschaffen wurde, aktiv an der Stadtentwicklung teilzunehmen. Hierzu ist jeder willkommen.

 

Mit welchen Anliegen kommen die Leute zu Ihnen?

Lorenz: Das sind manchmal auch banale Dinge – etwa, dass Mülltonnen im Weg stehen. Aber es treibt einige auch die Sorge um, dass es immer weniger Geschäfte in der Innenstadt gibt. Gerade ältere Leute, die Eichstätt noch von früher kennen.

 

Das Interview führte Jürgen Knopp.