Erkertshofen
Angst vor "Umzingelung"

In Erkertshofen wächst die Besorgnis wegen eines künftigen Steinbruchs, der bereits genehmigt ist

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Ziemlich genau mittig zwischen Erkertshofen (oben) und Wachenzell (unten) soll ein neuer Steinbruch entstehen. Die Vorarbeiten laufen bereits. Erkertshofener Bürger fürchten weitere Belastungen durch Lärm und Schmutz. Nun fand eine Informationsveranstaltung statt, in der sich Bürgermeister Andreas Brigl und Vertreter des Landratsamts (unten rechts) um Aufklärung bemühten. - Fotos: Hager/Knopp

Erkertshofen (EK) Tittings Bürgermeister Andreas Brigl machte "große Unruhe und Besorgnis" aus. Der Grund: ein neuer Steinbruch, der zwischen Erkertshofen und Wachenzell entstehen soll. Um Druck aus dem Kessel zu nehmen, gab es am Dienstagabend eine Informationsveranstaltung.

Das Landratsamt hatte gleich ein halbes Dutzend Fachleute aus den entsprechenden Sachgebieten entsandt - diese sahen sich im Saal des örtlichen Gasthauses rund 80 Erkertshofener Bürgerinnen und Bürgern gegenüber. Von aufgeheizter Stimmung konnte allerdings keine Rede sein. Bürgermeister Andreas Brigl sprach nach knapp zwei Stunden demzufolge von einer "konstruktiven und fruchtbaren Diskussion", klammerte aber nicht aus, "dass hier viele Emotionen mit im Spiel sind".

Diese waren natürlich bei Erläuterung der Faktenlage kein Thema: Die Firma Franken Schotter (Dietfurt), die bereits westlich von Erkertshofen in Petersbuch ein großes Natursteinwerk samt Steinbruch betreibt, plant einen weiteren Steinbruch in unmittelbarer Nähe - nämlich zwischen Erkertshofen (Gemeinde Titting) und Wachenzell (Gemeinde Pollenfeld), wobei der größte Teil der Fläche auf Wachenzeller Gebiet liegt. Wie Michael Schmelz vom Landratsamt, der das achtmonatige Genehmigungsverfahren geleitet hat, erklärte, umfasst das Areal rund 26 000 Quadratmeter, die Abbautiefe beträgt 27 bis 60 Meter. Für Schmelz durchaus "ein massiver Eingriff in die Landschaft". Jährlich sollen 17 000 Kubikmeter beziehungsweise 42 500 Tonnen Stein per Seilsäge und "Lockerungssprengungen" abgebaut werden - etwa 60 Prozent Wachenzeller Dolomit, der wegen seiner Frostbeständigkeit sehr begehrt ist, der Rest sind sogenannte Wasserbausteine. Durch Erkertshofen sollen dann täglich acht bis zehn Lkw zusätzlich zum bereits "massiven Schwerlastverkehr", wie es vonseiten der Betroffenen hieß, rollen.

An den Tatsachen sei nicht zu rütteln, machten sowohl Michael Schmelz wie auch Andreas Brigl mehrfach deutlich. Franken Schotter habe einen "Rechtsanspruch" auf diesen Steinbruch, zumal es sich hier um ein Vorranggebiet für Steinabbau handele. Brigl teilte mit, dass der Gemeinderat bereits im April sein Einvernehmen erteilt habe - in öffentlicher Sitzung. Damit reagierte er auf diverse Vorwürfe, die Bürger seien nicht ausreichend in das Verfahren mit einbezogen worden. Die Genehmigung durch das Landratsamt erfolgte schließlich Ende August.

Brigl sprach von "zwei Seiten der Medaille": Einerseits profitiere die Gemeinde schon seit Jahrzehnten vom Steinabbau - Stichwort Arbeitsplätze und Gewerbesteuer -, andererseits häuften sich die Beschwerden über Lärm, Schmutz und Lkw-Verkehr. "Wir müssen das Wohl der gesamten Gemeinde im Blick haben", so Brigl. Das sei freilich bei diesem Thema ein Spagat.

Die Erkertshofener fühlen sich jedenfalls zunehmend "umzingelt" von dauerhaften Großbaustellen. Das wurde an diesem Abend schnell deutlich: Der geplante Steinbruch bringe "das Fass zum Überlaufen", meinte eine Bürgerin, die auch darauf verwies, dass ein weiterer Steinbruch im Osten wieder reaktiviert werden soll. Das Verfahren dazu läuft bereits.

Insgesamt formulierten die Teilnehmer zahlreich ihre Befürchtungen: Dabei ging es unter anderem neben den Folgen für die Gesundheit auch um eine mögliche Wertminderung ihrer Immobilien. Dafür gebe es allerdings keinen Schadensersatzanspruch, stellten die Behördenvertreter klar. Ein weiterer Punkt drehte sich darum, die Straße durch Erkertshofen für den Lkw-Verkehr zu sperren. Auch hierfür sahen die Fachleute keine Chance. "Warum ist das dann zumindest nachts im Eichstätter Spindeltal möglich", wollte ein Bürger wissen. Diese Frage blieb im allgemeinen Gemurmel unbeantwortet.

Trotz aller Kritik an dem Vorhaben: In Erkertshofen tut man sich schwer, Widerstand zu organisieren. "Wir sind nur ein paar Hansel", räumte Wortführerin Kathrin John gegenüber unserer Zeitung ein. Sie und einige Mitstreiter hatten zwar 134 Unterschriften gegen den Steinbruch gesammelt - diese wurden aber vom Landratsamt wegen Formfehlern nicht anerkannt. Wie es nun weitergehen soll, vermochte John ad hoc nicht zu beantworten.

Bürgermeister Andreas Brigl brachte erneut eine Umgehungsstraße für Erkertshofen aufs Tapet. Der Gemeinderat wolle dies weiterverfolgen, "aber dafür brauchen wir auch die Unterstützung der Bürger".

Randnotiz: Während es in Erkertshofen zumindest grummelt, scheint sich die Aufregung im Nachbarort Wachenzell in engen Grenzen zu halten. "Bei uns ist das eine relativ ruhige Sache. Von Widerstand ist nichts zu spüren", ließ Pollenfelds Bürgermeister Wolfgang Wechsler auf Anfrage wissen.