Eichstätt
Entstehung des Konklave aus Sicht des Kirchengeschichtlers

Professor Hubert Wolf sprach in Eichstätt über die Papstwahl

07.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:08 Uhr
Zu Gast in Eichstätt: der Kirchengeschichtler Hubert Wolf mit seinem Buch über das "Konklave". −Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Der Münsteraner Kirchengeschichtler Hubert Wolf hat die Geschichte der wohl geheimsten und elitären Wahl auseinanderklamüsert: die des Konklaves zur Wahl eines neuen Papstes. Er setzt sie in seinem gleichnamigen Buch auch in Relation zu den derzeit geltenden Bestimmungen der Papstwahl.

Es war ein eher kleiner Kreis, der sich da in der Eichstätter Buchhandlung Rupprecht zusammenfand, um sich näher mit dieser wohl "einzig wirklich geheimen Wahl" (Wolf) näher auseinanderzusetzen. Auch wenn Wolf, der unter anderem Leibnizpreisträger ist, vielleicht dem ein oder anderen manch Faszination am Geschehen des Konklave geraubt hat (oder mit seinem Buch raubt): "Die katholische Kirche versteht viel von Inszenierungen", stellt der Professor fest, ein unwahrscheinlich guter Rhetoriker, der gestenreich reden kann und seine eineinhalb Stunden "Vorlesungszeit" kurzweilig (vielleicht auch, weil er immer wieder ins Schwäbische abgleitet) füllt. "Heute ist das Konklave eine spirituelle Versammlung." Dereinst war es Wolf zufolge nichts anderes als eine "Beugehaft für Kardinäle" - die letztlich über Wochen, Monate und Jahre nicht zu Potte kamen, um ein neues Kirchenoberhaupt zu küren.

Als "Katastrophe" bezeichnete Wolf letztlich alles, was mit dem Rücktritt Papst Benedikts XVI. zusammenhängt. Das Kirchenrecht habe für jede Kleinigkeit genau definierte Regeln parat, nur nicht für den Rücktritt eines Papstes. "Ob zu einem Papstrücktritt künftig immer ein Hubschrauberflug gehört", sei für ihn, Wolf, daher eher fraglich. Der 58-Jährige erinnert an den Abflug Benedikts am 28. Februar 2013 zum Ende seiner Amtszeit aus dem Vatikan in Richtung Castel Gandolfo. "Alle, die bisher zurückgetreten sind, kehrten in den Status vor ihrer Wahl zurück", so Wolf. Einen "papa emeritus" habe es nie gegeben, Benedikt hätte wieder "Joseph Kardinal Ratzinger" werden und den weißen Papsttalar ablegen müssen. "Alles andere sind Erfindungen, die zu vielen Missverständnissen führen."

Marco Schneider