Eichstätt
Das Imperium spendet Blut

Aufmarsch für einen guten Zweck: Darth Vader, Sturmtrupp-Krieger und "Barbie" beim Roten Kreuz

24.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

Aug’ in Aug’ mit Darth Vader. Da kann sich Edmund Chmeliczek keinen Fehler erlauben. Und was um Himmelswillen passiert, wenn es dem Lord schlecht werden sollte?

Eichstätt (EK) Edmund Chmeliczek ist aufgeregt. Normalerweise wirft den robust wirkenden Gebietsreferenten des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes so leicht nichts aus der Bahn. Aber jetzt wartet er hier in Eichstätt auf einen Helden seiner Kindheit, der versprochen hat, heute Blut zu spenden.

Gleich muss es so weit sein, denn das charakteristische laute und rasselnde Atemgeräusch des Gastes weht bereits vom Parkplatz herüber. Und da biegt sie auch schon um die Ecke, die schwarze und wuchtige Gestalt von Darth Vader, flankiert von zwei seiner Sturmtruppler. Nichts kann ihn aufhalten. Zielstrebig steuert er das Haus des BRK in Eichstätt an. Hinter ihm tänzelt eine hübsche junge Frau heran. Aber irgendwie hat man Prinzessin Leia anders in Erinnerung. Nicht mit rosa Kostüm und farblich passenden Stiefelchen. Dieses Rätsel ist schnell gelöst: Bei der jungen Dame handelt es sich um „Barbie“ aus dem Computeranimationsfilm „Barbie und die drei Musketiere“. Die Musketiere sind ihr anscheinend abhanden gekommen, deshalb hat sie sich dem Star-Wars-Trio angeschlossen.
 
Darth Vader, der eigentlich Andreas Laube heißt und aus Nürnberg kommt, ist – wie die beiden Sturmtruppler – Mitglied bei German Gerrison, dem deutschen Ableger der „501st. Legion“. Die Mitglieder dieser „Legion“ sind absolute Fans von „Krieg der Sterne“ – mit einer Besonderheit: Sie haben sich der „dunklen Seite der Macht“ verschrieben und verkörpern die Gegenspieler von Luke Skywalker, Han Solo und Leia Organa. Ihre Ausrüstung ist originalgetreu; oft sind sie unterwegs und sorgen beispielsweise auch mal im „Playmobil-Funpark“ bei Zirndorf für Aufsehen.

Ganz so böse sind die Finsterlinge aber gar nicht: Als sie Ende April einen Artikel im DONAUKURIER lasen, in dem von einer Blutspendeaktion der thailändischen „501st. Legion“ berichtet wurde, sagten sie sich: „Das können wir auch.“ Und sie setzten an diesem Freitag das Vorhaben in die Tat um. „Barbie“ ist zwar nicht bei den imperialen Sturmtruppen, sondern in einer anderen Cosplay-Gruppe. Aber man kennt sich und ist vernetzt.

„Wenn nur ein Blutspender mehr kommt wegen uns, hat sich die Aktion gelohnt“, sagt einer der weiß Uniformierten, der sich nach der Abnahme des Helms als junge Dame entpuppt.
 
 

Dass hin und wieder Blutspender in Verkleidung auftauchen, ist für Edmund Chmeliczek, der im Vorfeld die Blutspendeaktionen organisiert, an sich nichts Neues. Etwa zu Fasching oder an Halloween komme das schon vor. „Obligatorisch als Vampir“, sagt er lächelnd. „Oder zur Oktoberfestzeit erscheinen manche in Dirndl und Lederhose.“ Aber diesen Aufmarsch hat er noch nicht erlebt.

Die Star-Wars-Gesellschaft erregt Aufsehen: „Warum san Sie so anzogn“, will ein älterer, leicht fassungsloser Herr wissen. Auch die Rot-Kreuz-Mitarbeiterin, die die Anmeldungen entgegen nimmt, starrt ungläubig auf die Truppe. Aber ein Darth Vader denkt an alles und hat selbstverständlich seinen Ausweis dabei, den er der Mitarbeiterin unter die Nase hält.

Über soziale Netzwerke hat sich herumgesprochen, dass Lord Vader hier aufkreuzen würde. Tatsächlich sind einige eigens deshalb zum Blutspenden gekommen. Einer hat ein Sweatshirt mit der Aufschrift „The Empire strikes back“ übergestreift. Die gegenseitige Begrüßung ist herzlich.

Das Rote Kreuz freut’s. An diesem Termin geht es nämlich etwas ruhiger zu als sonst. Ferien, vorlesungsfreie Zeit an der Uni und auch das Tittinger Kellerfest sorgen dafür, dass statt der üblichen 130 bis 160 Spender etwa 100 gekommen sind. Dabei werden auch in dieser Zeit in Bayern täglich rund 2000 Blutkonserven benötigt.

„Barbie“ und ihre drei Krieger machen jede Gaudi mit, lassen sich – in voller Ausrüstung – den Blutdruck messen, legen sich auf die Liege, ein Arzt darf Darth Vader sogar eine Kanüle legen, sorgfältig überwacht von den Sturmtrupplern. Die Helfer vom Roten Kreuz und die Blutspender haben ebenfalls ihren Spaß und bestaunen die Szenerie.

Dann aber wird es ernst. Die Cosplayer müssen sich aus der Rüstung schälen, um tatsächlich Blut spenden zu können. „Ist der Helm sehr schwer“, will „Barbie“ wissen. Andreas Laube schüttelt den Kopf. „Der nicht. Aber die Ausrüstung ist aus Leder und Kunststoff. Da schwitzt man arg.“ Manchmal beschlägt der Helm, so dass Vader mitunter wie ein blindes Huhn umhertasten muss.

Auch Chmeliczek plaudert mit der Gruppe. Ihn interessiert, was die Ausrüstung denn so kostet. 1500 bis 1600 Euro müsse er hinlegen, heißt es. Chmeliczek wird nachdenklich. Jetzt kann er sich denken, warum seine Mama damals so strikt dagegen war, ihn mit einem Star-Wars-Kostüm auszustatten.

Übrigens: Blut spenden kann man auch heute, von 15 bis 20 Uhr, beim Roten Kreuz in der Grabmannstraße in Eichstätt. Aber ohne Darth Vader.