Eichstätt
Durchbruch durch die dicke Südmauer

Die Gewölbe im Untergeschoss des Schaumbergbaus der Willibaldsburg müssen saniert werden

01.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:26 Uhr

 

Eichstätt (EK) Die Willibaldsburg bleibt Dauerbaustelle. Nach der großen energetischen Sanierung geht es jetzt um die Gewölbe unter dem Biergartenbereich. „Wir stecken hier eine halbe Million Euro in den Boden, ohne dass ein Besucher etwas sehen wird“, sagt Burgverwalter Konstantin Buchner.

Sichtbar sind auf der Burg derzeit nur ein großer Kran und das Baugerüst, das den Besuchern den Zugang zum beliebten Aussichtshalbturm Richtung Rebdorf verwehrt.

Gut drei Viertel im Untergeschoss des Schaumbergbaus aus dem 16. Jahrhundert – also des heutigen Biergartenbereichs – sind mit Gewölben unterkellert. Die waren lange verfüllt und wurden erst 1968 freigelegt. „Jetzt müssen wir intensiver rangehen.“ Dabei geht es nicht um eine mögliche spätere Nutzung, sondern um die Statik, erklärt Buchner als Leiter der Schlösser- und Gartenverwaltung in Ansbach.

Derzeit gibt es allerdings noch keine statischen Probleme, der Betrieb der Gaststätte und der Besuch der Museen ist davon nicht betroffen, niemand muss fürchten, dass der Biergarten plötzlich absackt. Damit das aber auch die nächsten Jahrzehnte so bleibt, müssen jetzt die Gewölbe im Untergrund aufwendig saniert werden. „Es geht hier darum, dass Feuerwehr und Versorgungsfahrzeuge den Bereich auch langfristig befahren können.“

Für das staatliche Hochbauamt hat Herbert Kirschner die Bauleitung. Er schildert, wie extrem kniffelig der Zugang zu dieser „Baustelle“ ist. Es gibt vom Keller der Burgschänke aus nur ein schmales Türchen, das in einen Teil der Gewölbe führt – so geht es also nicht. Deshalb müssen die Bauarbeiter durch die 1,80 Meter dicke Südmauer brechen, um sich Einlass zu verschaffen; das passiert in diesen Tagen.

Um aber überhaupt an die für den Mauerdurchbruch passende Stelle an der Südmauer zu kommen, musste am Südhang ein drei Meter hoher angeböschter Mauerfuß komplett abgetragen und so ein Plateau geschaffen werden. „Wir haben da etwa 350 Kubikmeter Bauschutt abgeräumt“, sagt Kirschner und betont auch, dass nichts historisch Bedeutendes abgetragen wurde. Der Schutt stammte überwiegend aus dem 20. Jahrhundert, ein Archäologe war vor Ort.

Da keine schweren Bagger und Lastwägen durch das Nadelöhr des Burgtunnels kommen und auch das Bauplateau für schweres Gerät nicht zugänglich ist, wird die Arbeit an dieser Baustelle eine logistische Herausforderung für das Hochbauamt und zur rechten Plackerei für die Arbeiter. Die Sanierung der Gewölbe wird sicher bis Ende 2013 dauern.

Aktueller Auslöser, sie jetzt anzugehen, war das umfangreiche Brandschutzkonzept, das die Verantwortlichen der Burg derzeit erarbeiten – dabei steht auch die Zufahrt für die Feuerwehr auf der Agenda, die Fluchtwege der Museen sollen verbessert werden und vieles andere mehr. Alles in allem wird das Konzept und die Umsetzung in den nächsten Jahren wohl gut eine Million Euro kosten. Buchner betont: „Status Quo ist aber: Die Burg ist sicher.“

Sie soll aber nicht nur noch sicherer werden, sondern auch attraktiver. Deshalb ist auch ein neuer Kassenbereich für die Museen schon seit vielen Jahren im Gespräch, jetzt tut sich was: „Dieser Tage ist der Planauftrag an ein Architektenbüro raus“, sagt Buchner. Wo genau die neue Museumskasse samt Kiosk ihren Platz finden wird, steht derzeit noch nicht fest, „bis Ende des Jahres sollte aber die Planung stehen.“

Dringend nötig wäre aus Sicht des Hochbauamtes auch die Sanierung der Fassade des Gemmingenbaus – inklusive der Türme. Dazu müsste die Schauseite der Burg erneut komplett eingerüstet werden, die Kosten für diese Fassadensanierung schätzt Herbert Kirschner auf 900 000 Euro bis 1,5 Millionen Euro. „Da gibt es aber noch keinen Zeitplan, weil die Gelder dafür noch nicht bewilligt sind.“

Dass die Willibaldsburg nun seit 2006 eine „Dauerbaustelle“ sei, sei nicht negativ, sondern etwas Gutes, erklärt er: „Wir müssen den Bauzustand erhalten und stetig verbessern und hier weiter investieren.“ Freilich gäbe es wegen der Bauarbeiten Beeinträchtigungen für die Museen und die Gaststätte: „Aber wenn wir nichts machen, verfällt das Ganze“, das wäre auch nicht attraktiv, von der Pflicht, das Denkmal zu erhalten, ganz zu schweigen. Und außerdem profitierten die Museen auch dadurch. Im Juramuseum seien gerade erst neue Fenster und eine neue Fluchtwegbeleuchtung installiert worden: „Damit wäre es jetzt möglich, auch Abendveranstaltungen anzubieten“, sagt Kirschner.

Nichts Neues gibt es dagegen vom Zeughaus. Da hatte der damalige Finanzminister Georg Fahrenschon im August vorigen Jahres signalisiert, dass der Staat die Sanierung und spätere Nutzung durch Juramuseum und Schlösserverwaltung unterstützen würde, „an diesem Stand hat sich aber bis heute nichts geändert“, sagt Buchner.

Nur, dass Fahrenschon nicht mehr im Amt ist.