Eichstätt
Zähe Angelegenheit

Sperrung der B 13 und Uneinsichtigkeit der Verkehrsteilnehmer führen zu Chaos im Industriegebiet

10.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:50 Uhr

Nichts geht mehr: Auch gestern führte die vermeintliche Abkürzung über die Sollnau und Industriestraße zu einer langen Autoschlange an der Ampel. Polizei und Städtisches Bauamt appellieren an die Verkehrsteilnehmer, sich an die offizielle Umleitung zu halten. - Foto: Engelhard

Eichstätt (EK) Feierabend. In Gedanken fährt man den üblichen Weg in Richtung Ingolstadt auf der B 13, bis es nicht mehr weiter geht - Straßensperre. Kein Problem, schnell durch das Industriegebiet zurück, um die Umleitung über Pfünz zu nehmen. Doch schnell geht das nicht: Verkehrschaos.

Vom Kreisel bis zur Ampel an der Kreuzung Industriestraße/Pirkheimerstraße bildete sich ab 15.30 Uhr eine stehende Autoschlange. Es ging zuerst gar nicht mehr voran, dann wieder ein paar Meter, bis man wieder stoppen musste. Die Autofahrer wurden ungeduldig. Einige Beifahrer stiegen aus, um zu rauchen oder Getränke aus dem Kofferraum zu holen - schließlich brannte die Sonne auf die Fahrzeuge nieder. Andere wiederum gaben auf und versuchten ihr Glück in die andere Richtung. Für eine Strecke von 1,5 Kilometern benötigte man mehr als eine Stunde und niemand wusste, warum der Verkehr derartig zum Erliegen kam. Keine Polizei, kein Unfall - nichts, was diesen Stillstand erklären konnte. Am Montag und Dienstag das gleiche Bild.

Die Spurensuche gestaltet sich äußerst schwierig: Nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Polizei war zunächst ratlos. "Die Verkehrsteilnehmer waren überfordert, vielleicht auch, weil viele nicht geglaubt haben, dass die B 13 tatsächlich gesperrt ist", versucht Heinz Rindlbacher, Leiter der Polizeiinspektion Eichstätt, das Verkehrschaos zu erklären. Den Stau daran festzumachen, dass die Pirkheimer Brücke für einen Schwertransport wenige Minuten gesperrt war, wäre zu einfach.

Für Georg Jägle, den Betriebsleiter des gleichnamigen Busunternehmens, lag das Problem woanders: "Es müsste jemand die Ampel manuell steuern oder die Zufahrt über die Sollnau während des Feierabendverkehrs gesperrt werden. Man kann ja immer noch über die Pirkheimerstraße ins Industriegebiet fahren."

Für die meisten Firmen hatte der Stau wenig Auswirkungen. In der Metzgerei Schneider beispielsweise blieben jedoch laut einer der Verkäuferinnen ein paar Kunden aus, gravierend sei es aber nicht gewesen. Die Belieferung der Unternehmen erfolgt größtenteils am Vormittag und blieb aus diesem Grund vom Stau verschont. Im Linienverkehr kam es allerdings zu erheblichen Behinderungen: Busse hatten bis zu 30 Minuten Verspätung, einige Fahrten mussten komplett ausfallen und Busfahrer hatten mit der Verärgerung der Kunden zu kämpfen: "Die Busfahrer wurden von jedem, der einsteigt, dumm angeredet", so Jägle weiter. Der Ärger der Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr wird aber schnell zur Nebensache, wenn die Gesundheit eines Menschen gefährdet ist: Rettungskräfte wurden nämlich beim DM-Drogeriemarkt benötigt, doch auch ihnen war kein Durchkommen möglich. So waren sie gezwungen, die letzten 200 Meter zum Einsatzort zu Fuß zurückzulegen und den Krankenwagen samt Fahrer in der Schlange zurückzulassen. Zum Glück kamen sie rechtzeitig und konnten dem Betroffenen bereits zu Hilfe eilen, ehe das Einsatzfahrzeug vor Ort war. Nicht auszudenken, was im schlimmsten Fall hätte passieren können.

Auch deshalb analysierten die Polizei und das Städtische Bauamt gestern die Situation an Ort und Stelle. Die Ampelschaltung an der Kreuzung Industriestraße/Pirkheimerstraße wurde geändert - für die Fahrzeuge auf der Pirkheimerstraße, der offiziellen Umleitung, wurde die Grünphase deutlich verlängert. Trotzdem kam es auch gestern wieder zu langen Wartzeiten an dieser Kreuzung. Für einen Mitarbeiter des Städtischen Bauamts liegt das vor allem daran, dass sich die Verkehrsteilnehmer nicht an die offizielle Umleitung halten und versuchen, über das Industriegebiet Zeit zu sparen. Dort stehen sie dann an der Ampel, die aufgrund der Umleitung weniger lang grün ist.

Auch in den nächsten Tagen wird laut Rindlbacher mit weiteren Verkehrsbehinderungen zu rechnen sein. Besonders, da ab Freitag die B 13 in beiden Richtungen gesperrt ist und der Verkehr zwischen Ingolstadt und Eichstätt komplett über die Pirkheimerstraße und die Kipfenberger Straße umgeleitet wird. Dort entsteht dann das nächste Nadelöhr. Aufgrund der parkenden Autos sehen sich vor allem Bus- und Lastwagenfahrer vor einer Herausforderung, weil es schwierig ist, dazwischen geeignete Lücken zu finden. Ein vorübergehendes Parkverbot könnte diesem Problem aber vorbeugen. Die Geduld der Anwohner und Autofahrer wird in den nächsten Tagen jedenfalls auf eine harte Probe gestellt.