Eichstätt
"Im Moment ist das alles noch ein Haufen Steine"

16.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:06 Uhr

Für den Laien ist kaum etwas zu erkennen: Die geborgenen Platten hat der Landkreis gesichert. - Foto: kno

Eichstätt (EK) Wie hoch der Grad der Bedeutung letztlich zu bemessen ist, wird sich vermutlich erst nach Jahren herausstellen. Dennoch wird schon von einem "Sensationsfund" gesprochen: Im Blumenberger Steinbruch kam eine Fossilie zum Vorschein, bei der es sich wohl um ein urzeitliches Meereskrokodil handelt.

Ortstermin mit Verschwiegenheitspflicht: Wo der Landkreis den Fund aufbewahrt, will er aus guten Gründen geheim halten. Erschienen sind unter anderem die Leiterin des Juramuseums, Dr. Martina Kölbl-Ebert, Landratsamtsjurist Achim Janssen und der Pressesprecher des Landkreises, Manfred Schmidmeier. Sie alle stehen um eine, auf vier Holzpaletten zwischengelagerte Ansammlung von Kalkplatten und Scherben herum, vor der jeder Laie allerhöchstens mit der Schulter zucken würde. "Im Moment ist das alles noch ein Haufen Steine", meint denn auch Martina Kölbl-Ebert dazu. Doch was sich unter den – teils buckligen – oberen Schichten zu verbergen scheint, könnte "total spannend" sein, fügt die Expertin an. Zu weit aus dem Fenster lehnen will sie sich freilich nicht: Aber immerhin handle es sich bei diesem Steinhaufen "um einen tollen Fund".

Und der wurde in der vergangenen Woche im öffentlichen Steinbruch am Eichstätter Blumenberg gemacht, der bekanntlich dem Landkreis gehört und vor allem in den Sommermonaten Heerscharen von Hobby-Fossiliensammlern anzieht. Jetzt allerdings ist die Zeit der wenigen Spezialisten dort oben, die hier ihre Claims abgesteckt haben. Zu den ambitionierten Suchern ist wohl auch der 49-Jährige zu zählen, der vergangene Woche zunächst auf versteinerte Knochenreste stieß. Die Nachforschungen des früheren Steinbrucharbeiters – ein gebürtiger Eichstätter, der jetzt in Gunzenhausen lebt – führten ihn schließlich zum späteren Fundort. Mehrere Nächte soll der Mann dort campiert haben, um die Stelle zu bewachen. Die Bergung erfolgte dann am Freitag vor einer Woche – durch Mitarbeiter des Landratsamts und unter den Augen von Helmut Tischlinger, eine Kapazität in der Paläontologie, und Pino Völkl, früher Präparator im Jura-Museum. Die Ehrlichkeit des Finders betrachtet Martina Kölbl-Ebert zunächst einmal "als eigentliche Sensation" und spielt damit darauf an, dass auf dem Fossilienmarkt viel Ware zweifelhafter Herkunft kursiert.

Zum möglichen Wert der Versteinerung möchte sich die Expertin noch nicht äußern: Bisher sei lediglich ein Teil der unteren Wirbelsäule mit Schwanzflosse sichtbar. Der Rest ist "ein Überraschungsei", wie Achim Janssen es ausdrückt. "Dass der Schwanz da ist, heißt noch lange nicht, dass der Kopf ebenfalls vorhanden ist", ergänzt Kölbl-Ebert. Immerhin: Die Dornfortsätze sprächen dagegen, dass sich um einen Ichthyosaurus, also um einen Fischsaurier handeln könnte, wie anfangs auch schon gemutmaßt worden war.

Die Zeichen deuten demnach auf einen Geosaurus, ein kleines Meereskrokodil, das vor 150 Millionen Jahren im Jurameer daheim war. Typisch für einen Geosaurus sind die dreieckige Schwanzflosse und die "Paddel", mit denen er sich ausschließlich im Meer fortbewegte. Ein solches Fossil könne "viele Geschichten erzählen", schwärmt Kölbl-Ebert, die bereits ihr Interesse bekundete, das gute Stück irgendwann im Juramuseum zu präsentieren.

Zuvor seien aber viele hundert Stunden Präparationsarbeit notwendig, so Kölbl-Ebert, damit der Fund auch seine wissenschaftliche Bedeutung ausspielen könne. Und hier sei der Landkreis gefordert, einen entsprechenden Experten zu suchen, wie Manfred Schmidmeier bemerkt. Mit dem Entdecker müsse dann auch noch eine Einigung erzielt werden, was den "Finderlohn" angeht. Üblich sei eine hälftige Teilung des Verkaufserlöses – nach Abzug der Präparationskosten.

Insgesamt sieht sich der Landkreis mit einer für ihn neuen Situation konfrontiert: "Bisher ist uns jedenfalls noch nie etwas in dieser Größe und Qualität angeboten worden", resümiert Achim Janssen.