Eichstätt
Hängegerüste helfen Zimmerleuten aus der Patsche

01.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:53 Uhr

Außen hui und innen pfui. Zimmerer Hausler zeigt einen der schadhaften Balkenköpfe, die erneuert werden mussten.

Eichstätt (EK) Das Stück Balken, das Zimmerer Walter Hausler herumzeigt, ist von Fäulnis zerfressen. Aber nur innen. Von außen sieht das Holz kerngesund aus, und auch eine Klopfprobe würde befriedigende Ergebnisse bringen. Nachdenklich blickt Konstantin Buchner auf das Holz.

Der Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach und damit auch "Herr" über die Willibaldsburg war am Mittwoch nach Eichstätt gekommen, um sich über den Baufortschritt auf der Burg zu informieren. Seit vergangenem Jahr wird der Gemmingenbau energetisch saniert. Das Bayerische Innenministerium hat im Rahmen der "Energetischen Sanierung staatlicher Gebäude" 740 000 Euro zur Verfügung gestellt. Das stellt einen Zuschuss von 100 Prozent dar.

Projektleitung, Planung und Bauleitung liegen in den Händen des Staatlichen Bauamtes Ingolstadt. Das Bauamt steht dabei vor großen Herausforderungen, wie Herbert Kirschner vom Eichstätter Büro erläutert. Eine davon ist durch die Lage der Burg begründet. Während im Innenhof oder an östlichen Seite des Gemmingenbaus normale Gerüste aufgestellt werden können, kam dies wegen des steil abfallenden Felsens an der Südseite nicht in Frage. Hier kamen Hängegerüste zum Einsatz. "Sie wurden aus dem Dach herausgebaut", erläutert Kirschner, "und wurden mehrmals versetzt." Das bedeutet jeweils einen Tag Arbeit. Derzeit ist das letzte Teilstück eingerüstet. "Außerdem darf der Museumsbetrieb nicht zu stark beeinträchtigt werden", fügt Konstantin Buchner hinzu.

Vor Beginn der eigentlichen Arbeiten stand eine umfangreiche Voruntersuchung. "Die Deckenbalkenlage muss tragfähig sein, bevor wir die Dämmung aufbringen", erklärt Kirschner. Kritische Stellen liegen erfahrungsgemäß im Traufbereich, bei den Balkenköpfen und den Sparrenköpfen. Hier wurden die Zimmerleute tatsächlich fündig. Wie Walter Hausler von der Firma Holzbau Hausler eindrucksvoll demonstriert. "In diesem Zerrbalken war ein Haken eingeschlagen und über ihn ist jahrelang Wasser eingedrungen und hat das Holz von innen zerstört. An den drei zugänglichen Seiten war nichts zu bemerken, und obendrauf war der Sparren." Erst, als der entfernt wurde, trat der Schaden offen zu Tage. Die kaputten Teile der Decke und des Dachstuhls wurden fachgerecht repariert und ergänzt. "Damit schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe", freut sich Burgherr Buchner. Zur Wärmedämmung bekommt er zusätzlich eine Sanierung des Gebälks. "Das würde sonst unter Bauunterhalt laufen." Die Zimmerleute kraxeln gerade auf dem Dach herum und bringen im unteren Traufbereich die 24-er Bretter für die Schalung an. Darauf legen sie dann Bitumen. Die Zimmerer haben gut zu tun: Die zu dämmende Fläche über dem obersten Geschoss misst 1550 Quadratmeter.

Gleichzeitig wird die Dämmung am Boden des Dachgeschosses ausgelegt. "Zunächst kommt eine Perliteschüttung für den Höhenausgleich", erläutert Kirschner. "Über sie werden die Holzfaserplatten als eigentliche Dämmung gelegt und darüber machen wir den Trockenestrich." Die Dämmung ist nämlich begehbar und bietet auch sonst noch einige Vorteile: "Alle Schichten sind trennbar und wieder verwertbar. Da wird nichts geklebt", sagt Kirschner. Auch die Belastbarkeit ist ordentlich: 200 Kilogramm pro Quadratmeter.

In die energetischen Sanierung einbezogen sind auch die Fenster, die teils renoviert, teils erneuert werden. Verbesserungen gibt es ferner beim Brandschutz. Die Energieeinsparung ist erheblich. Von 30 bis 40 Prozent spricht Kirschner. Peter Enzmann, Gartenmeister und Betriebsleiter auf der Burg, nickt anerkennend: "Wir benötigen pro Jahr 45 000 bis 50 000 Liter Heizöl", erklärt er. Die nun erzielte Einsparung wird sich spürbar in der Umweltbilanz niederschlagen und gleichzeitig den Geldbeutel schonen.