Eichstätt
Überzeugende Vielfalt

Die "Kultüren" laden zu einem inspirierenden Spaziergang kreuz und quer durch die Stadt ein

13.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:17 Uhr

Originell: Keine ist wie die andere, und alle Exponate sind ein Hingucker, auch die, die hier nicht abgebildet sind. Kinder und Erwachsene, Schulklassen und frei schaffende Künstler haben aus schlichten Türen Kunstwerke geschaffen.

Eichstätt (EK) Mit einer groß angelegten Gemeinschaftsaktion haben die Kulturtage bereits einen ersten Höhepunkt. Die „Kultüren“, die an verschiedenen Orten in der Stadt aufgestellt sind, öffnen den Blick, machen neugierig und überzeugen mit Originalität und Kreativität.

Irgendwann vermutet man in und hinter jeder Tür eine „Kultür“. Selbst x-beliebige Haustüren nimmt man in Augenschein auf der Suche nach den „Kultüren“, die kreuz und quer in der Stadt aufgestellt sind. Mehr als 40 dieser faszinierenden Exponate sind auf dem Domplatz und an der Altmühl, am Radweg und im Posthof, aber auch bei der Sparkasse oder bei der Galerie von Ernst Arnold Bauer zu entdecken.

Da schweben kleine Engel auf der einen, tanzen grinsende Teufelchen auf der anderen Seite. Die Hausfrau erscheint in Kittelschürze auf der einen, die Frau als Vamp auf der anderen Seite. Es gibt verspiegelte Figuren und eine vielseitige Zeitungstür, eine Tür des Türkischen Vereins mit malerischen Erinnerungen an Istanbul und den Bosporus und eine von Kindern aus dem Caritas-Kinderdorf Marienstein, die ihre „Lebensträume“ in kleine Schachteln gepackt haben. Es gibt Amüsantes und Nachdenkliches, Fröhliches und Anrührendes – und manches, das sich erst auf den zweiten Blick erschließt.

Thematisch reicht das Spektrum der Ideen von Natur und Fossilien bis zu Glauben und Erlösung, von Lebensfreude bis zu „Gefangensein“. Es gibt Wortspielereien („Da will ich nay“), verfremdete Objekte und ästhetisch-reduzierte Werke, wie die von Konrad Risch oder Albert Fersch. Der Einfallsreichtum der Beteiligten ist enorm, und die Vielfalt überzeugt.

So abwechslungsreich die Themen und Aussagen, so unterschiedlich sind die Herangehensweise und verwendeten Materialien. Mehr als 40 Schulklassen, Gruppen und freischaffende Künstler, unter anderem Konrad Risch, Rupert Fieger und Arianna Keßler, haben aus Farbe, Plastiktüten, Holz, Spiegel, Stühlen, Gebrauchsgegenständen und vielem mehr echte Hingucker im Stadtbild geschaffen.

Verblüffend die Wandelbarkeit der Ursprungsform: eine schlichte Tür mit Zarge. Die hatte Rupert Fieger, der Vorsitzende des Eichstätter Künstlerrings, in großer Zahl in einer ehemaligen Sägerei in Breitenfurt gefunden. Zufällig. Ein Glücksfall mit Folgen.

Für den städtischen Kulturbeauftragten Günther Köppel war das ein echter „Fund“. Der Professor für Kunstpädagogik an der KU Eichstätt-Ingolstadt ist von der Resonanz auf die Idee begeistert. „Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen, aus unterschiedlichen Schichten und Altersstufen haben sich beteiligt und waren unglaublich kreativ.“ Das allein öffne schon wieder neue Türen. Türen sind seiner Meinung nach überhaupt ein spannendes Thema: „Es gibt ein Davor und ein Dahinter, ein Draußen und Drinnen, etwas Verbindendes und etwas Trennendes.“ Aber Türen stehen eben auch für „Offenheit“.

In den nächsten Tagen werden die Exponate noch beschriftet. Etwa vier Wochen sollen sie dann stehen bleiben und zu inspirierenden Spaziergängen kreuz und quer durch die Stadt animieren.

Im Posthof steht übrigens in einem der Zelte die Tür des Kindergartens aus Rupertsbuch. Wer die bunt verzierte Tür öffnet, blickt auf sein Spiegelbild. Darüber steht: „Das schönste Kunstwerk“.