Eichstätt
Lampen-Streit im Stadtrat

Dem Bauamt schlägt Misstrauen entgegen – Einstimmiger Beschluss für Solar-Probelauf

28.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:01 Uhr

Der Radweg am Mariensteiner Steg soll beleuchtet werden. Bloß wie? Darüber streitet der Stadtrat mit dem Bauamt - Fotos: chl

Eichstätt (EK) Letztlich war es eine emotionale Entscheidung des Stadtrats zur Mariensteiner Lampenfrage. Dem Stadtbauamt schlug dabei unverhohlenes Misstrauen entgegen, obwohl Gerhard Nieberle (SPD) meinte: „Mir leuchten die Argumente des Amts ein, trotzdem: Probieren wir's anders!“

Der neue einstimmige Beschluss zur Beleuchtung des Radwegs Mariensteiner Steg – Weiheracker ist aus einem spontanen Gemeinschaftsantrag von Nieberle und Manuela Knipp-Lillich (Grüne) entstanden und lautet nun: Es sollen bis Februar zwei verschiedene Solarlampen getestet werden, eine Mira S 1800, die Stadtbaumeister Manfred Janner in seinen Berechnungen berücksichtigt hatte, und eine Towersun 128, die die Grünen-Fraktion als leistungsschwächere, aber günstigere Alternative zur Diskussion stellte.

Die Mira-Lampe ist bereits in Besitz der Stadt und läuft seit zwei Wochen auf dem ehemaligen FÜW-Gelände im Testbetrieb. Eine Towersun-Lampe soll jetzt zum Testen gekauft werden. Sie wird etwa 3409 Euro kosten.

Der Stadtrat hatte sich am Donnerstagabend mit dem Thema zu befassen, weil Oberbürgermeister Andreas Steppberger bekanntlich den Beschluss des Bauausschusses dazu „kassiert“ hatte. Diesem Beschluss zufolgte hätte der Radweg mit 14 konventionellen, gebrauchten Lampen bestückt werden sollen – daraufhin habe es, so der OB, „massive Angriffe“ auf das Bauamt gegeben.

Ihm gehe es um Transparenz und Klarheit, erklärte der Oberbürgermeister, deshalb solle nun der Stadtrat neu darüber befinden. Wobei Steppberger und Stadtbaumeister Manfred Janner eingangs noch betont hatten: „Wir bleiben bei unserer Vorlage und bei unserem Beschlussvorschlag.“

Manuela Knipp-Lillich (Grüne) als Wortführerin der Bauamtskritiker wiederholte allerdings ihre massiven Vorwürfe: „Das ist eine Desinformationspolitik, die Sie da betreiben!“ Das Stadtbauamt habe schlecht recherchiert, halte bewusst Informationen zur Solartechnik zurück und habe dem Stadtrat keine neue umfassende Tischvorlage mit verschiedenen Alternativen vorgelegt. Knipp-Lillich zweifelt die vorgelegten Daten des Stadtbauamtes weiterhin grundsätzlich an und bemängelte, dass das Stadtbauamt nicht selbst mehr Alternativvorschläge vorgelegt hatte.

Janner verteidigte – auch unterstützt von Stadtwerkedirektor Wolfgang Brandl – seinen Standpunkt. Die von ihm empfohlene Variante mit konventionellen Lampen koste 64 500 Euro, eine qualitativ gleichwertige Versorgung mit autarker Photovoltaik koste 79 000 Euro. Die von Knipp-Lillich forcierte Variante, die angeblich 17 000 Euro günstiger sei als die konventionelle Lösung, sei qualitativ nicht vergleichbar und enthalte nicht alle Betriebskosten, meinte Janner.

Der Solarlampenhersteller selbst rate an diesem überwiegend verschatteten Standort nicht zu Photovoltaik, außerdem brauche es auf diesem Schwemmland Betonfundamente – die Befestigung mit Dübeln, wie in Knipp-Lillichs Alternative berechnet, sei nicht möglich. Zudem sei die Beleuchtungssicherheit hier mit den vorgeschlagenen Solarlampen nicht zu garantieren.

Das Stadtbauamt sei grundsätzlich für Solartechnik – nur an dieser Stelle sei sie nicht sinnvoll: „Aus technischer und wirtschaftlicher Sicht empfehlen wir hier weiterhin die konventionelle Ausstattung.“

Immer wieder war zu hören: „Hier steht Aussage gegen Aussage.“ Es gab durchaus auch Stimmen im Gremium, die dem Stadtbaumeister Glauben schenkten, und doch schwenkte die Stimmung um zugunsten eines Probelaufs mit Solarlampen. Gerhard Nieberle (SPD) erklärte zum Beispiel: „Ich finde die Vorlage des Stadtbaumeisters gut, aber ich will jetzt einfach mal die Probe wagen, um ein Zeichen zu setzen für Solartechnik.“

Rudolf Engelhard (CSU) etwa hatte eine Stunde vor dem Beschluss während der beinahe zweistündigen Debatte zu diesem Tagesordnungspunkt noch erklärt: „Ich glaube der Verwaltung. Das ist ein Schulweg, das darf kein Versuchsweg sein. Priorität eins hat die Sicherheit.“ Der Beschluss für den Probelauf fiel allerdings einstimmig. Den Winter über sollen die beiden Lampen getestet werden, über die Beleuchtung wird dann endgültig im Frühjahr 2013 entschieden.

Dass der Weg grundsätzlich beleuchtet werden soll, wurde diesmal vom Gremium nicht mehr in Frage gestellt.