Eichstätt
Durch Verzicht auf Überflüssiges helfen

20.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Dr. Martin Pesch berichtete vor den 1000 Schülern am Gabrieli-Gymnasium von seiner Arbeit in Eritrea. - Foto: buk

Eichstätt (buk) Was macht eine Fliegenklatsche neben dem Operationstisch? In einem deutschen Krankenhaus wäre dies ein verzichtbares Instrument, nicht aber in einem Operationssaal in Eritrea – "dort gibt es keine Luftfilter oder ähnliche Annehmlichkeiten", klärt Dr. Martin Pesch auf.

Fünf Wochen lang, von Ende Oktober bis Anfang Dezember, wirkte der Eichstätter Anästhesist in Asmara, der Hauptstadt Eritreas. Von seiner Arbeit dort berichtete er nun vor den über tausend Schülern des Eichstätter Gabrieli-Gymnasiums.

Pesch kam zusammen mit Martin Zimmermann, dem Vorsitzenden der Deutschen Eritrea-Hilfe, zu zwei Vorträgen in die Aula der Schule (alle 1000 Schüler zugleich hätte die Aula dort inzwischen kaum mehr fassen können). Anlass dafür: Die Fachschaft Religion der Schule hatte unter Federführung von Lehrerin Marianne Lauterbach zu Beginn der Adventszeit eine große Sammel-Aktion gestartet, um die Arbeit des Arztes zu unterstützen. Dessen Ehefrau Dr. Katrin Pesch unterrichtet am GG die Fächer Biologie und Natur und Technik.

Das Motto für die Sammelaktion fand die Fachschaft aufgrund einer Erzählung Peschs: Als dieser während seiner Zeit in Eritrea mit einem Kollegen abends die entlegene Krankenstation verließ, sah er eine Frau mit ihren Kindern in üblem Zustand auf der Straße sitzen. Spontan entschlossen sich die beiden Mediziner, das Geld, mit dem sie eigentlich ein Taxi bezahlen wollten, der Frau zu schenken und den Heimweg zu Fuß anzutreten. Und der war immerhin fünf Kilometer lang! Aufgrund dieser Anekdote fand man am GG schnell das Motto zur Sammel-Aktion, das seit einigen Wochen zahlreiche Plakate in der Schule ziert: "Auf Überflüssiges verzichten, damit andere das Notwendige haben!"

Seit Beginn der Adventszeit verzichten die Schüler nun bewusst auf Süßigkeiten oder Pizza, auf Bücher oder Computerspiele, auf Schokolade und Gummibärchen, auf Comics, auf manche Limo oder Cola und anderes, das sie nicht unbedingt brauchen. Die Spendenbeträge, die von den Kindern gestiftet werden, reichen von 20 Cent bis hin zu 20 Euro.

Was Pesch in den beiden Doppelstunden seiner Vorträge anhand von Bildern aus Eritrea zeigte, motivierte die Schüler weiter, sich bei der Aktion zu engagieren: Zu sehen waren etwa Szenen vom Leben in der Hauptstadt Asmara, vom Markt oder von spielenden Kindern. Aber er zeigte auch Bilder von schlimmen Verletzungen, von verbrannter Haut, Verstümmelungen und von früh geborenen Babys, die kaum eine Chance zu überleben haben. Pesch bemühte sich in Asmara darum, junge Studenten und Mediziner als Anästhesisten zu schulen; dabei arbeitete er mit Kollegen aus den USA und der Schweiz, aus Österreich, Italien, Japan und China zusammen. Auch von seinen Kollegen und Studenten zeigte er Bilder.

Gereizt habe ihn die Tatsache, dass er zehn Jahre lang bei der Rettungsflugwacht weltweite Rückholaktionen für einzelne Verletzte durchführte. Reizvoll sei es aber auch, "in der Ferne vor Ort Strukturen zu schaffen und Helfer auszubilden, die dann selbst vor Ort Hilfe für viele Betroffene leisten können". Die Schüler zeigten sich von den Ausführungen des Arztes und seinen Bildern sehr beeindruckt.