Eichstätt
"Verschwindend geringer Flächenverbrauch"

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Eichstätt (EK) Johann Beck ist seit über 40 Jahren Vorsitzender der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz in Eichstätt. Er hat viele Kompromisse für die Belange des Naturschutzes machen müssen, aber auch viel für die Tier- und Pflanzenwelt, die Landschaft, das Ökosystem erreicht.

Seit drei Jahren ist er auch aktives Vorstandsmitglied des Energiebündels Kreis Eichstätt. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, den Landkreis Eichstätt energieautark bis zum Jahr 2030 zu machen.

 

Sind der Bau von Windkraftanlagen im Wald und die Belange des Natur- und Artenschutzes zwei sich widersprechende Ziele?

Johann Beck: Natürlich bringt die Tatsache, dass wir die Energiewende schaffen und unseren Strom vor der eigenen Haustür erzeugen wollen, ein gewisses Dilemma für den Naturschutz. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass der Bau von Windkraftanlagen im Wald die beste aller alternativen Lösungen für uns im Binnenland darstellt. Wind ist die ertragreichste Art, Strom umweltfreundlich zu produzieren. Durch Wind lässt sich saubere Energie erzeugen. Und vor allem wird dazu wenig Fläche benötigt.

 

Allerdings werden im Raitenbucher Forst allein für die bislang vorgesehenen Windkraftanlagen etwa 3,5 Hektar Wald dauerhaft gerodet.

Beck: Im Vergleich zu Solaranlagen oder zu anderen Eingriffen in die Natur ist dies ein verschwindend geringer Flächenverbrauch. Jede Anlage benötigt etwa 3000 Quadratmeter für das Windrad sowie den dazu notwendigen Kran. Das ist, wie gesagt, sehr, sehr wenig. Hinzu kommt, dass Windanlagen im Wald von der 10-H-Regelung in der Regel nicht betroffen sind und auch Bürgerproteste ausbleiben.
 

Befürchten Sie keine Auswirkungen auf die Tierarten im Wald oder auf das Ökosystem?

Beck: Bevor diese Anlagen genehmigt werden, muss eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vorgenommen werden. Und die ist sehr aufwendig und sehr umfangreich. Wenn eine Tierart davon betroffen ist, dann ist die Anlage gestorben, das haben einige Beispiele in der Vergangenheit schon gezeigt - zuletzt die von Ostwind im Paintner Forst bei Kelheim.

 

Sie verstehen unter dem Begriff Naturschutz seit Jahrzehnten auch den Schutz des Landschaftsbildes. Können Sie mit dieser "Verspargelung" der Landschaft leben?

 

Beck: Windkraftanlagen lassen sich übers ganze Land verteilen; sie können auch in benachteiligten Gebieten für Einkünfte und Wirtschaftswachstum sorgen. Und vor allem: Sie sind schnell und unaufwendig wieder abbaubar. Dies ist auch eine Frage der Gewöhnung,

 

Sie unterstützen also den Bau von Windkraftanlagen im Wald und hier im Raitenbucher Forst?

Beck: Ich habe sicherlich meine Bedenken, aber irgendwo müssen wir, wenn wir von Atom und Kohle wegkommen wollen, Strom erzeugen. Dies geschieht am besten vor der eigenen Haustür und am besten mit Beteiligung der Bürger. Und das lässt sich am leichtesten im Wald verwirklichen.

 

Das Gespräch führte

Hermann Redl.