Eichstätt
Landkreis sucht weiter Unterkünfte

Bürgermeister stoßen bei der Betreuung von Asylsuchenden auf finanzielle Grenzen

24.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Im Landkreis Eichstätt leben derzeit über 700 Asylbewerber, unter ihnen viele Kinder. Bei der Betreuung sind Landkreis und Kommunen auch auf die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer angewiesen oder auf Menschen, die bereit sind, etwas zu spenden, etwa Spiele - Foto: baj

Eichstätt (EK) 456 Flüchtlinge sind im Landkreis Eichstätt dezentral untergebracht, die Gemeinschaftsunterkunft in Denkendorf beherbergt 48 Personen und die Erstaufnahmeeinrichtung Maria-Ward weitere 200.

Es gebe sogar einen Puffer von 80 Plätzen, wie Abteilungsleiterin Diana Gehrhardt bei der Bürgermeisterdienstbesprechung am Mittwoch mitteilte. Diese Zahlen stellen allerdings nur eine Momentaufnahme dar und haben nicht lange Bestand. Denn die Flüchtlingszahlen schnellen nach oben. Gingen die Experten im Januar noch von 250 000 Erstanträgen in diesem Jahr aus, müssen diese Prognosen inzwischen weit nach oben korrigiert werden. Manche Schätzungen sprechen von einer halben Million Erstanträgen.

Der Landkreis sucht weiterhin Unterkünfte. Dabei sind sich manche Gemeinden ihrer Verantwortung bewusst, andere reagieren verhaltener. So hat Dollnstein in kommunalen Immobilien 54 Flüchtlinge aufgenommen und liegt an der Spitze, gefolgt von Eichstätt (36) und Gaimersheim (30). Beate Lechermann appellierte an die Gemeinden, sich zumindest ernsthaft um Wohnraum zu bemühen. Sie ist im Landratsamt unter anderem für die Betreuung der Asylunterkünfte zuständig.

Die Bewältigung der Aufgaben ist für Landkreis und Kommunen alles andere als einfach – in finanzieller wie organisatorischer Hinsicht. Einige drängende Probleme konnten aber geklärt werden. So erstattet der Freistaat dem Landkreis neuerdings die Kosten für die Hausmeister nach dem Personalschlüssel von 1 : 75. Ein Hausmeister ist demnach für 75 Asylbewerber zuständig. Eine Lösung ergab sich auch bei den sogenannten „Fehlbelegern“. Das sind Flüchtlinge, deren Asylantrag positiv beschieden wurde, und die sich jetzt eigentlich selbst um eine Wohnung kümmern müssten. Das gelingt bei weitem nicht jedem und so bleiben diese Leute erst einmal in ihrer bisherigen Unterkunft. Immerhin handelt es sich derzeit um 40 Menschen im Landkreis. Für diese Personen erstattete der Staat bisher die Kosten für die Unterbringung nicht. Jetzt ist es dem Landkreis gelungen, den Freistaat zu überzeugen, die Kosten für die „Fehlbeleger“ zumindest für einen bestimmten Zeitraum zu übernehmen.

Neu organisiert wurde die Unterbringung, wie Gehrhardt und Lechermann erläuterten. Alle Asylbewerber müssen sich zunächst ans Landratsamt wenden. Das war theoretisch schon bisher der Fall, aber auf den Unterlagen, die die Flüchtlinge von den Erstaufnahmeeinrichtungen mitbekamen, war auch schon die genaue Adresse der Unterkunft aufgedruckt. Deshalb fuhren viele gleich zu den Gemeinden – und standen vor verschlossener Tür. Auch konnten sie nicht ordnungsgemäß erfasst werden. „Jetzt läuft die Verteilung auf die Unterkünfte in geordneteren Bahnen“, so die Abteilungsleiterinnen.

Doch nicht nur das Landratsamt, auch einzelne Gemeinden müssen sich mit Problemen auseinandersetzen. Alexander Anetsberger, Bürgermeister von Beilngries, erwähnte den Sprachunterricht, den Freiwillige leiten. „Die Räume sind von uns, aber wer bezahlt die Unterrichtsmaterialien“ Ein eingetragener Verein könnte Fördermittel beantragen, hieß es.

„Im Großen und Ganzen läuft es gut ab“, sagte Wolfgang Roßkopf von Dollnstein. Aber nur, weil es viele ehrenamtliche Helfer gebe. So werde der Transport von Kindern aus Breitenfurt in den Kindergarten Obereichstätt derzeit von Ehrenamtlichen geschultert. Allerdings gebe es auch zwei Kinder in Dollnstein, die die Vorschule besuchen müssten. Platz gebe es nur in Obereichstätt. „Aber wie bringe ich sie dorthin? Ich bräuchte Fördermittel.“ Die gibt es nicht. „Wir können Asylantenkinder nicht anders behandeln als deutsche Kinder“, hieß es seitens des Landratsamtes. Ein solcher Transport gehöre nicht zu den Pflichtaufgaben. Vielleicht könne sich Roßkopf an den Bayerischen Gemeindetag wenden, um Fonds anzuzapfen, lautete der Ratschlag.

Ein ähnliches Problem plagt Bürgermeister Robert Husterer aus Wellheim. Vier Kinder von Flüchtlingen besuchen die Nachmittagsbetreuung. „Bisher sind die fälligen Elternbeiträge aus meinen Verfügungsmitteln bezahlt worden“, sagte Husterer. Aber das reiche bei weitem nicht. Falls er kein Geld auftun könne, sieht Husterer die Nachmittagsbetreuung für den gesamten Ort auf der Kippe.