Eichstätt
Einsatz in China, Jamaika und in der Türkei

Eichstätter Gruppe von Amnesty International sammelt Unterschriften zum Tag der Menschenrechte

07.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr
Die Eichstätter AI-Gruppensprecherin Gaby Casper. −Foto: Buckl

Eichstätt (buk) Auf diesen Sonntag, 10. Dezember, bereitet man sich in der Eichstätter Gruppe von Amnesty International (AI) intensiv vor: Der Tag der Menschenrechte steht bevor. Durch Appellbriefe an Regierungen, welche AI zu unterzeichnen bittet, will man sich anlässlich dieses Tages in drei Fällen von Menschenrechtsverletzungen in China, Jamaika und in der Türkei engagieren - und zwar im Rahmen eines Briefmarathons.

Mit einer solchen Aktion setzt sich AI seit Jahren gegen Menschenrechtsverletzungen erfolgreich ein: Beim Briefmarathon von 2016 wurden weltweit rund 4,7 Millionen Briefe, E-Mails und Tweets geschrieben und verschickt, allein in Deutschland waren es 331395. Um dazu beizutragen, heuer eine Teilnahme mit ähnlichen Zahlen zu erlangen, will die Eichstätter Gruppe erneut dazu aufrufen, Briefe, E-Mails und Tweets zu versenden; von den zehn Fällen, für die man sich deutschlandweit einsetzt, hat die AI Eichstätt drei Fälle von gravierenden Menschenrechtsverletzungen herausgegriffen.

So macht Gruppensprecherin Gaby Casper (Foto) aufmerksam auf harte Repressalien gegen eine Rechtsanwältin in China: Seit Jahren werde dort die Juristin Ni Yulan von den Behörden drangsaliert, weil sie sich für unzählige Menschen einsetzt, die aus ihren Häusern vertrieben wurden, um teuren Bauprojekten Platz zu machen. Wegen ihres Engagements wurde sie inhaftiert und gefoltert und auf einer Polizeiwache so schwer misshandelt, dass sie seitdem im Rollstuhl sitzt, wie AI berichtet. Im April besetzten Unbekannte ihre Mietwohnung. Mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter lebt sie seitdem in einer provisorischen Unterkunft. Appellbriefe sollen nun an die Behörde für Öffentliche Sicherheit in Peking gehen.

In Jamaika geht es um Schutz vor Polizeigewalt: Dort haben Polizisten in den vergangenen zehn Jahren 2000 Menschen erschossen, darunter Nakiea Jackson. Seine Schwester Shackelia Jackson fordert, die Täter für den Tod ihres Bruders zur Verantwortung zu ziehen, doch die Polizei unternehme massive Einschüchterungsversuche, um juristische Schritte zu verhindern. Hier will man Appellbriefe an den Ministerpräsidenten senden. Schließlich sind in der Türkei elf Menschenrechtler selbst in Gefahr - inzwischen ein bekannter Fall: Dazu zählen Taner Kilic, der Vorstandsvorsitzende von Amnesty in der Türkei, und Idil Eser von Amnesty. Kilic prangerte Menschenrechtsverstöße an und wurde im Juni inhaftiert. Weitere Menschenrechtler wurden festgenommen, als sie nahe Istanbul eine Fortbildung des deutschen Menschenrechts-Trainers Peter Steudtner besuchten, darunter Idil Eser, die Direktorin der türkischen AI-Sektion. Beide bezichtigte man, Mitglied einer terroristischen Organisation zu sein - "ein vollkommen absurder Vorwurf", so Amnesty. Nach massiven internationalen Protesten kamen die zehn Betroffenen zwar frei, doch das Verfahren gegen sie läuft weiter, Kilic ist immer noch inhaftiert: "Vergleichbare Repressionen hat Amnesty nie zuvor erfahren!", so Casper weiter. Appellbriefe gehen an den Justizminister in der Türkei.

Derzeit organisiert man mit weiteren AI-Gruppen der Region die Großveranstaltung zum Tag der Menschenrechte am Sonntag, 10. Dezember, im Stadttheater Ingolstadt. Hier will man nicht nur Unterschriften sammeln. Aufgabe der Eichstätter AI-Gruppe ist es auch, die dort auftretenden neun Musiker des "Royal Street Orchestra" zu betreuen. Im Mittelpunkt des Tages steht die Rede von Jürgen Micksch von "Pro Asyl" über "Menschen auf der Flucht - eine Jahrhundertaufgabe". Die Veranstaltung im Theater-Foyer beginnt um 10.30 Uhr und endet um 13.30 Uhr; der Eintritt ist frei. | Archivfoto: Buckl