Eichstätt
Weiter Ärger am Paradeis

Cafébetrieb kollidiert mit der Baustelle "Mit Nachdruck dafür sorgen, dass Regeln eingehalten werden"

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Foto: Eva Chloupek

Eichstätt (EK) Kaffee und Kuchen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Baustellenstaub und Flexgeräuschen - das klingt konfliktträchtig. Und tatsächlich ist der Ärger rund um das Café Paradeis am Eichstätter Marktplatz noch nicht ausgeräumt. Ein weiterer Zwischenbericht.

Gut 25 Jahre war das Café Paradeis ein Aushängeschild der Stadt, wie man es sich nicht hatte besser wünschen können: ein detailreich eingerichtetes Kaffeehaus in liebevoll saniertem hochmittelalterlichen Gebäudekomplex von höchstem denkmalpflegerischen Wert. Im Oktober 2015 zog der langjährige Pächter aus. Im Juli 2016 hatte sich dann die Hoffnung zerschlagen, das Café mit einem neuen Pächter in beiden Gebäudeteilen wieder zu eröffnen: Das Zerwürfnis der beiden Besitzer des Paradeis-Ensembles Josef Deß (Brodhausgasse 1) und Hans Kirschner (Marktplatz 9) wurde offenkundig. Deß kappte zermürbt von den Streitigkeiten davor die räumliche Verbindung zwischen beiden Häusern - seitdem macht jeder alleine weiter. Während im "Hinterhaus" von Deß (das eigentlich das mittlere Gebäude des Paradeiskomplexes, zu dem auch die Pfahlstraße 19 gehört, ist) nun seit knapp vier Wochen wieder ein Café eröffnet hat, herrscht im "Vorderhaus" von Hans Kirschner noch reger Baustellenbetrieb.

Die ganze unschöne Vorgeschichte zwischen Deß und Kirschner interessiert Konditormeisterin Christina Wild eigentlich überhaupt nicht. Die Pächterin des Eichstätter Domcafés hatte Ende Mai die Caféräume im Erdgeschoss des Deß'schen Hauses gepachtet und betreibt hier und auf der städtischen Terrasse davor nun das Café. Sie wusste, dass sie sich auf die Baustelle in unmittelbarer Nachbarschaft einlässt, und zeigt sich kooperativ: Als der Nachbar seinen Estrich verlegt bekam, hatte sie die Terrasse eigens dafür geräumt. Der Bauzaun davor ist bis Ende September genehmigt, ihr Pachtvertrag läuft vorerst bis Ende Oktober. Auf Nachfrage räumt sie allerdings durchaus ein, dass die Baustelle in direkter Nachbarschaft schwierig sei. Auch eine Hochzeitsgesellschaft sei bereits verdrängt worden.

Josef Deß und auch der Geschäftsleitende Beamte der Stadt, Hans Bittl, werden da deutlicher: Das Verhalten des Bauherrn - gemeint ist Hans Kirschner - grenze schon an Provokation: Die Baustelle würde nicht immer wie vereinbart gesichert, Fahrzeuge, die eigentlich hinter dem Bauzaun abgestellt werden sollen, parken gelegentlich mitten auf dem Platz und vor den Tischreihen des Cafés. Mancher Lärm und mancher Dreck ließen sich ihrer Ansicht nach bei besserem Willen vermeiden. Dazu komme, dass Kirschner mit seinem Bauschutt auch Abstellflächen okkupiere, die eindeutig zu Deß gehörten und die das Café selbst dringend benötigen würde. "Wenn es nicht mit gutem Willen geht, dann wird die Stadt jetzt mit Nachdruck dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden", sagte Bittl gestern auf Anfrage. Der derart Gescholtene, Hans Kirschner, meinte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, eine Baustelle sei nun einmal gelegentlich etwas "wild". Aber eigentlich wolle er sich überhaupt nicht dazu äußern.

Dem Vernehmen nach moniert Kirschner jedoch durchaus, dass seine Bauauflagen - etwa was den Brandschutz angeht - deutlich höher seien als jene von Deß. Darauf angesprochen erklärt Hans Bittl seitens der Stadtverwaltung: Das sei tatsächlich so, liege aber daran, dass Kirschner für seinen größeren Umbau tatsächlich eine neue Baugenehmigung benötigt hatte - mit neuen Auflagen. Im Gegensatz zu Deß, dessen Caféräume im Erdgeschoss unverändert geblieben seien, und der deshalb auch keine neue Genehmigung benötigt habe. Den Festsaal im ersten Stock, der mangels Fluchtweg für den Brandschutz sicher kritisch zu sehen wäre, hält Deß von sich aus für die Öffentlichkeit geschlossen - und umgeht damit das Problem.