Eichstätt
Zwischen Hieroglyphen und Lettern

Tag der offenen Tür der Montessori-Schule Eichstätt lässt Buchstaben lebendig werden

26.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Wissenswertes über die Entstehung der Schrift gab es beim Tag der offenen Tür in der Montessori-Schule Eichstätt. Der sechsjährige Max arbeitete als Schriftsetzer (Bild oben), währenddessen freut sich Peer über sein aus Holz gefertigtes „P“. Auch Musik wurde gemacht (linkes Bild unten) - Fotos: lkm

Eichstätt (EK) Dreieck um Dreieck drückt Maria-Sophie in die weiche Knetmasse, verbindet die Formen mit Linien. Schon steht der Name der Neunjährigen in Keilschrift da. Beim Tag der offenen Tür der Montessori-Schule Eichstätt ließ sich die Entwicklung der Schrift nachvollziehen.

Im Werkraum etwa braucht es nicht nur Geschick, sondern auch Kraft, um mit den verschiedenen Materialien wie Metall oder Acrylglas das Alphabet entstehen zu lassen. Beliebt sind da besonders die Anfangsbuchstaben der Kinder mit den verschiedenen Schwierigkeitsgraden: Beim „P“ aus Holz etwa lassen sich die einfachen Kanten noch flott heraussägen, der Halbkreis wird schon etwas schwerer und das Loch in der oberen Buchstabenhälfte sogar richtig knifflig. Aber dann kann Peer aus Eitensheim das gelungene Werk doch glücklich in den Händen halten.

Das macht dem Fünfjährigen Appetit auf die Montessori-Schule, die Elin aus der direkten Nachbarschaft am Seidlkreuz schon besucht. Während die Siebenjährige an den Feinheiten des „E“ feilt, schwärmt ihre Mutter von der Ganztagsbetreuung und den vielen Projekten, die alle in Bild und Wort festgehalten werden. Von den Heldentaten der alten Ägypter wiederum wissen die Forscher aus deren Schrift, den Hieroglyphen.

Am Tag der offenen Tür fällt es den Buben und Mädchen leicht, mit diesen kunstvollen Zeichen zu schreiben – Lineale, in denen sie vorgestanzt sind, und entsprechende Übersetzungshilfen erleichtern diese Arbeit dabei etwas.

Ganz ohne feste Formen der Gestaltung können die Kinder nebenan ihrer Kreativität freien Lauf lassen und sich als Höhlenmaler betätigen.

In der mittelalterlichen Schreibstube hingegen greift die jüngere Generation zu Federkiel und Tusche. Geduld beweist dabei zum Beispiel Leo aus Solnhofen, der akribisch das einst so beliebte Schreibgerät übers Papier fährt, während die Eltern dem fünfjährigen Filius gebannt zusehen.

Ein Jahr jünger ist Max aus Titting, der sich als Schriftsetzer betätigt und den Satz „Ich mag Limo“ mit den Lettern legt. Ob er auch mal hier zur Schule gehen will? „Natürlich!“

Der siebenjährige Korbinian aus Walting versucht sich als Schmelzer. Denn in der Römerzeit waren die Tafeln aus Wachs, das es nach Gebrauch wieder neu zu erhitzen galt.

Geheimschriften probieren zwei zwölfjährige Schülerinnen gemeinsam mit dem vier Jahre älteren, ehemaligen Schulbesucher Max aus Eichstätt aus: Clara (ebenso aus der Domstadt) und Lea aus Osterdorf machen dank Zitronensaft und Kerzenschein Sätze auf einem Butterbrotpapier sichtbar – für Botschaftsvermittlung im Schulalltag trotz Smartphone immer noch tauglich.

Apropos: Die Piktogramme unserer heutigen digitalen Gesellschaft samt deren Computerschriftarten wie Haettenschweiler & Co finden sich an der Veranstaltung genauso repräsentiert.

Dort dreht sich freilich auch nicht alles um die Schrift allein. Im Ehemaligentreff wird bei Teelichtatmosphäre in Erinnerungen geschwelgt, Buben und Mädchen der Grundstufe drücken Interessenten selbst vom Acker vor dem Schulgebäude geerntete Kartoffeln verschiedener Sorten samt Rezepten gegen eine Spende in die Hand.

Es gibt musikalische Vorführungen, und es darf zudem selbst einmal zu einem Instrument gegriffen werden. Auch verschiedene Vorführungen mit Montessori-Materialien wecken das Interesse. Wie einfach etwa Mathematik sein kann, lässt sich dort ganz praktisch erfahren. Ebenso anschaulich gerät ein Gang durch die Menschheitsgeschichte, die gespickt ist mit Erfindungen, Entdeckungen und Entwicklungen – zum Beispiel die der Sprache und der Schrift.