Eichstätt
Zusammenwachsen in einem friedlichen Europa

Vor 25 Jahren wurde der Grundstock für die Partnerschaft zwischen den Naturparken Altmühltal und Sierra de María gelegt

03.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: Hermann Redl

Eichstätt/Los Vélez (EK) Der Naturpark Altmühltal und der spanische Naturpark Sierra de María Los Vélez feiern heute das 25-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft. Aus einer zunächst mit Skepsis begonnenen Verbindung sind inzwischen echte Bande geworden, von denen beide Seiten profitieren.

Wie so oft war diese damals erste deutsch-spanische Verbindung zweier Naturparke einem Zufall zu verdanken. Der Kölner Reisejournalist Harald Klöcker war in den kleinen andalusischen Naturpark Sierra María/Los Vélez gekommen. Die eindrucksvolle Berglandschaft und ihre liebenswürdigen Bewohner hatten ihn fasziniert. Erste Freundschaften entstanden. Und schnell auch die Idee, für den spanischen Park eine deutsche Partnerregion zu suchen. In München war 1990 Rüdiger Horstmann gerade im Begriff, zusammen mit zwei Brüdern eine Umweltstiftung zu gründen. Der Unternehmer, mit Klöckner befreundet, war bei der Suche nach einem bayerischen Partner-Naturpark behilflich. Horstmann kam mit Franz X. Uhl, dem 2011 verstorbenen damaligen Leiter des Informationszentrums Naturpark Altmühltal, zusammen.

Uhl, schon immer offen für außergewöhnliche Ideen, griff die Anregung auf, betrieb sie hartnäckig und beharrlich. Überzeugungsarbeit war notwendig: Was sollte Eichstätt mit Spanien? Wie sollte das auf einer Distanz von über 2000 Kilometer Entfernung funktionieren. Und: Was sollte der mit etwa 290 800 Hektar große Naturpark Altmühltal mit dem rund zehn Mal kleineren spanischen Naturpark überhaupt? Fragen, die sich zu Beginn viele Entscheidungsträger im damaligen Kreistag und seinen Ausschüssen stellten und deren positive Beantwortung sich erst nach und nach ergab.

Schritt für Schritt war es vor allem Uhl, der den Weg für die Partnerschaft freimachte. In seinem damaligen Mitarbeiter im Informationszentrum, Johann Bauch, fand er einen Mitstreiter. Im Herbst 1990 begannen die Aktivitäten mit ersten Besuchen einer deutschen und einer spanischen Delegation in Andalusien und in Bayern. Nach den ersten offiziellen Kontakten fand bereits ab dem Frühling 1991 ein Austausch zwischen den beiden Naturparken statt.

Von Anfang an wurde ein Schwerpunkt der Kontakte auf die jungen Menschen gelegt. Einander besuchen, kennenlernen und verstehen, das sollte die Grundlage dafür sei, dass Vorurteile gar nicht erst entstehen und dass sich die Menschen als Bürger des sich immer mehr vereinigenden Europas der Regionen begreifen. Mit im Boot war deshalb auch die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt – allen voran der Geograf Professor Konrad Tyrakowski. Denn: Trotz vieler Gegensätze haben die beiden Naturparke auch viele Gemeinsamkeiten besonders in geologischer Hinsicht. Und: Studierende sowie Schüler sollten an dem Austausch beteiligt werden.

Die Kontakte wurden intensiviert, Besuche von Delegationen beider Seiten fanden statt. Und nach mehreren Jahren wurde im Juni 1994 mit dem Besuch einer Delegation des Landkreises Eichstätt mit Landrat Konrad Regler an der Spitze in Los Vélez und der Unterzeichnung eines Vertrages die Partnerschaft auf eine stabile Basis gestellt. Ein Jahr später reiste dann der gesamte Eichstätter Kreistag nach Spanien.

Die Vertragspartner sind auf spanischer Seite die Naturschutzbehörde Agencia de Medio Ambiente als Träger des Parque Natural Sierra María/Los Vélez und die Bürgermeister der vier Orte der Comarca Los Vélez, Vélez Rubio, Vélez Blanco, María und Chirivel. Auf deutscher Seite unterzeichneten die Urkunde der damalige Landrat Konrad Regler für den Landkreis Eichstätt als Träger des Informations- und Umweltzentrums Naturpark Altmühltal und die Bürgermeister der vier Gemeinden Altmannstein (Adam Dierl), Beilngries (Franz X. Uhl), Kinding (Rita Böhm) und Wellheim (Karl Forster).

Franz X. Uhl und vor allem auch Johann Bauch auf der deutschen Seite und Dietmar Roth, ein in Deutschland geborener Historiker, der sich vor Jahrzehnten in Spanien niedergelassen hat und dort heimisch geworden ist – er ist inzwischen auch stellvertretender Bürgermeister einer der Mitgliedsgemeinden – waren die Motoren der Partnerschaft. Roth und Bauch sind auch heute noch die Kontaktpersonen.

Zur Information der Bewohner und Gäste haben die beiden Naturparke in den Informationszentren kleine Ausstellungen über ihren Partnerpark eingerichtet. Eine zweisprachige Broschüre stellt die Naturparke vor und erläutert die Partnerschaft.

Viele deutsche und spanische Gruppen sind in den 25 Jahren der Partnerschaft in die Partnerparke gereist, von Umweltministern aus Andalusien, deutschen und spanischen Bürgermeistern, Gemeinderäten und Lehrern bis zu Naturfreunden, Kulturinteressierten und Familien. Besonders die Schulen der beiden Naturparke – auf deutscher Seite das Willibald-Gymnasium – engagieren sich für die Partnerschaft.

In den letzten Jahren hat die Partnerschaft eine neue Dimension erreicht. Arbeitslose junge Menschen aus dem spanischen Naturpark haben Arbeit und eine neue Heimat im Naturpark Altmühltal gefunden. Zudem gibt es Bestrebungen, regionale Produkte aus dem Partnernaturpark in unserer Region anzubieten.

Auf spanischer Seite wurde der Partnerschaft schon immer ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt. Bei Besuchen aus Eichstätt waren stets Vertreter der Regionalregierung oder auch des Parlaments präsent. Die Beziehung zwischen dem Naturpark Altmühltal und dem Naturpark Sierra Maria gilt in Spanien als eine der gelebtesten Partnerschaften zu einem Land außerhalb Spaniens und innerhalb der Europäischen Union. Nicht zuletzt deshalb wurde die Partnerschaft von spanischer Seite auch mehrfach ausgezeichnet.

25 Jahre Naturpark-Partnerschaft bedeuten nicht nur viele Besuche und Austauschprogramme. Die Begegnung der Menschen und Kulturen haben die Menschen einander näher gebracht. Und: Die Gewissheit ist gewachsen, dass ein friedliches Zusammenleben in einem vereinten Europa nur gelingen kann, wenn die Menschen zusammenkommen.

Der Festakt 25 Jahre Naturpark-Partnerschaft findet heute, Freitag, um 15 Uhr im Haus des Gastes in Beilngries statt.