Eichstätt
"Wolke" fast fertig

Kaum etwas ist derzeit umstrittener als der neue Busbahnhof

26.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Anspruchsvolle Architektur oder einfach nur hässlich und viel zu teuer? Die beiden Dächer am neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in der Eichstätter Spitalstadt werden äußerst kontrovers diskutiert. Das riesige Puzzle aus tausenden unterschiedlichen Aluminiumplatten ist nun weitestgehend fertiggestellt - zum Schuljahresanfang soll der Busbahnhof in Betrieb genommen werden. - Fotos: kno

Eichstätt (EK) Aus der „Wolke aus Stahl“ wurde nun doch eine abgespeckte Konstruktion aus Aluverbundplatten. Trotzdem kosten die zwei Dächer des neuen Busbahnhofs in der Eichstätter Spitalstadt immer noch 1,7 Millionen Euro. Kaum ein Bauprojekt in der Stadt ist momentan umstrittener.

Dabei nehmen manche Bürger kein Blatt vor den Mund: „Schrecklich“ und „grausam“ sei es, ist von vorbeiflanierenden Passanten zu hören. Darüber hinaus seien die Dächer viel zu schmal und böten kaum Wetterschutz: „Wenn es regnet, werden die Leute nass, und der Wind pfeift durch.“ Allerdings scheinen die kritischen Stimmen abzunehmen, mehr und mehr Bürger können sich offenbar mit der Gestaltung anfreunden (siehe Umfrage unten). Einig sind sich fast alle aber in einem Punkt: Die Kosten seien viel zu hoch. Dabei ist das schon die billigere Version. Ursprünglich war Größeres geplant: Aber die Dachfläche schrumpfte nach Intervention des Stadtrats von rund 1000 auf 710 Quadratmeter, und entgegen des Entwurfs des Wettbewerbssiegers wurden statt fugenloser Edelstahlelemente Aluminiumverbundplatten – mit Fugen – eingesetzt. Ersparnis: rund eine Million Euro.

Dennoch handelte sich das Konstrukt reichlich Häme ein: Die SPD-Fraktion sprach von einem „Wolkenkuckucksheim“ – eine Spitze gegen die einst beim Architektenwettbewerb etwas vollmundig ins Spiel gebrachte Bezeichnung „Wolke aus Stahl“.

Aber das nunmehr entstandene Wölkchen aus Aluminium hat es auch in sich: Über 3000 Platten – allesamt individuell zugeschnitten, wobei kein Teil dem anderen gleicht – wurden in den vergangenen Monaten wie in einem riesigen Puzzle zusammengefügt. Daher hatte auch Jörg Koch vom Münchner Architekturbüro Blauwerk bei einer Begehung im April gegenüber unserer Zeitung von einer „sehr individuellen Baustelle“ und einer „hochkomplexen Angelegenheit“ gesprochen. Koch verteidigte damals auch die Gestaltung und die Kosten. Gerade eine architektonisch so bedeutende Stadt wie Eichstätt müsse sich angemessen präsentieren: „Mit einem Wellblechdach wäre das eher schwierig.“

Insgesamt soll der neue Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) rund 3,6 Millionen Euro kosten, wobei mit etwa 1,6 Millionen Euro an staatlichen Zuschüssen zu rechnen ist. „Nach jetzigem Erkenntnisstand“, so der städtische Pressesprecher Hans Bittl gegenüber unserer Zeitung, soll der ZOB zu Schuljahrsbeginn in Betrieb gehen.