Eichstätt
Wie ein Fisch im Wasser

Viele Besucher zum Start der neue Wintervortragsreihe über "Venedig"

21.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Eichstätt (buk) Es war wie in alten Zeiten: Eine immense Anzahl an Besuchern drängte sich in dem Hörsaal im ehemaligen Kapuzinerkloster, zusätzliche Stuhlreihen mussten aufgestellt werden, als am Donnerstag die neue Wintervortragsreihe zum Thema „Venedig...“ startete.

Als Referent zu hören war der Bauhistoriker Manfred Schüller aus München mit dem Thema „Wie sonst nirgendwo – Bauen in Venedig bis 1500“. Sein Vortrag hinterließ allerdings etwas gemischte Gefühle.

Denn einerseits beeindruckten zahlreiche Details, die der Referent in exemplarischer Auswahl zur Archäologie und Architektur, aber auch zur Kunst- und Siedlungsgeschichte der Stadt nannte, indem er zahllose per Beamer projizierte Bilder kommentierte. Andererseits aber führten sowohl die 70 Minuten währende Dauer des Vortrags und die viel zu hastige und „vernuschelte“ Sprechweise des Referenten, wie auch die Tatsache, dass all dies ohne jedes Manuskript im Plauderton vorgetragen wurde, was den „Roten Faden“ und die für Laien notwendige Systematik vermissen ließ, dazu, dass fast ein halbes Dutzend der Zuhörer den Vortragssaal vorzeitig durch den Hintereingang verließ. Welche Wertung man auch immer favorisiert („Dümmer wurde man beim Zuhören nicht, aber auch nicht sehr viel schlauer“, kommentierte ein Zuhörer es ambivalent): Manche der vorgetragenen Erkenntnisse sorgten sicher für erhellende Einsichten über die Stadt, die aus der Luft betrachtet in der Vogelperspektive tatsächlich wie ein Fisch im Wasser wirkt und aus zahllos vielen kleinen Inselchen entstand, von denen jede eine eigene Pfarrkirche hatte.

Wo sich in Venedig heute Plätze finden, handelte es sich im Mittelalter noch um Sümpfe und Wasserflächen, führte der Referent aus. Weiter legte er dar, dass sich zahlreiche historische Brände nachweisen ließen, welche im späten Mittelalter unter den aus Holz gebauten und mit Schilf und Stroh gedeckten Bauten gewütet hätten und das Stadtbild nachhaltig veränderten.

Schüller erwähnte den Wandel der Bauweise der Paläste von Holz in Bauten aus Backstein; als Beispiel für einen frühen Palazzo führte er den Fondaco dei Turci vor, ein „Bau ohne jedes Vorbild“, in dem vom 13. bis zum 16. Jahrhundert bedeutende Familien ihr Domizil hatten. „Wenn Sie um 1250 aus Eichstätt nach Venedig gekommen waren, haben Sie fürchterlich gestaunt“, stellte Schüller immer wieder Bezüge zu seinem Publikum her: Denn ungewohnt gewesen seien nicht nur die Wasserstraßen, sondern auch die fehlende Stadtmauer und die völlige Offenheit der Paläste, deren Besitzer ihren Reichtum zeigen wollten.

Die Vortragsbesucher wurden weiter aufgeklärt über die Vergrößerung von San Marco als Pilgerstätte, wovon der Referent Teile der Baugeschichte vom Gründungsbau im Jahr 1094 unter Cantarini bis hin zur Ausstattung mit Beute aus Byzanz und mit Erweiterung der Kuppeln nachzeichnete – San Marco habe das „Vorbild für viele spätere Palazzi mit reichen Fassaden“ abgegeben. Ferner ging es um die Architektur des Dogenpalastes und sein ikonographisches Programm an der Fassade, das die Vertreibung aus dem Paradies zum Thema hat und sich so auf die Tatsache bezieht, dass der Palast am Richtplatz steht. Vor allem ging Schüller hier auch auf die Konstruktion des gigantischen Saales ein, dessen Länge von Spannweiten an Grenzen der Baukunst stoße. Und Themen waren auch die Einführung von Glasfenstern in Palästen, die zuvor über Läden verfügt hatten, oder die Gewinnung von Trinkwasser in der Lagunenstadt, die sonst von Salzwasser umgeben ist.